Nach Beitrags-Schock bei der AOK Bayern - auch diese Kassen werden jetzt teurer

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Für gesetzlich Versicherte wird es kommendes Jahr richtig teuer: Nach der TK und der AOK Bayern haben noch weitere Krankenversicherer höhere Beiträge angekündigt.

Die Versicherten müssen ab kommenden Jahr deutlich tiefer in die Tasche greifen: Die AOK Bayern hebt ihren Beitragssatz zum Jahreswechsel deutlich an. Versicherte und ihre Arbeitgeber müssen ab Januar 17,29 Prozent vom Bruttolohn abführen. Das sind 1,11 Prozentpunkte mehr als bisher. 

Mit 4,6 Millionen Versicherten und einem Marktanteil von mehr als 38 Prozent ist die AOK die mit Abstand größte gesetzliche Krankenkasse in Bayern. Der Verwaltungsratsvorsitzende der AOK Bayern, Frank Firsching, begründete den höheren Beitragssatz vor allem mit deutlich gestiegenen Kosten, mit denen alle Kassen zu kämpfen hätten.

1,11 Prozentpunkte mehr - AOK begründet Anhebung mit gestiegenen Kosten

Insbesondere die Ausgaben der AOK Bayern für Arzneimittel, Krankenhäuser und ärztliche Behandlung seien in letzter Zeit deutlich gestiegen. Insgesamt müsse die gesetzliche Krankenversicherung einen Ausgabenanstieg um 50 Prozent innerhalb eines Jahrzehnts verkraften, sagte Firsching. Das ist übrigens nicht der einzige Kosten-Schock, der kommendes Jahr auf die Deutschen zukommt - auch die Pflegeversicherung soll empfindlich teurer werden

Der AOK-Verwaltungsrat warf gleichzeitig Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor, die Bundesregierung bürde den Kassen Aufgaben auf, die nicht ausreichend gegenfinanziert seien. So müssten die Kassen insgesamt pro Jahr rund neun Milliarden Euro für die Gesundheitsversorgung von Bürgergeldbeziehern aus Beitragsmitteln aufbringen, für die eigentlich der Bund mit Steuergeldern aufkommen müsste, kritisierte der AOK-Verwaltungsrat Ivor Parvanov.

Vorher hatten bereits andere Kassen, die ihren Schwerpunkt in Bayern haben, deutliche Beitragssteigerungen angekündigt. Die Siemens BKK mit rund 1,1 Millionen Versicherten hebt den Beitragssatz um 1,2 Prozentpunkte an, auf dann 17,5 Prozent.  Die Audi BKK nimmt von ihren rund 730.000 Versicherten künftig 17 Prozent vom Bruttolohn - das ist ein Anstieg um 1,4 Prozentpunkte. Die größte bundesweite Kasse, die Techniker Krankenkasse (TK) wird um 1,25 Prozentpunkte teurer, der Beitragssatz steigt auf 17,05 Prozent. Die TK hat in Bayern rund 1,6 Millionen Versicherte.

Insgesamt betrachtet erhöhen mindestens 51 der mehr als 90 gesetzlichen Krankenkassen erhöhen mit dem Jahreswechsel einer Auswertung des Vergleichsportals Check24 zufolge ihre Zusatzbeiträge. Betroffen sind demnach knapp 44 Millionen Mitglieder. Der Anstieg bewege sich zwischen 0,4 und 1,9 Prozentpunkten, teilte das Portal mit. Einige Kassen haben ihre Entscheidung zur künftigen Höhe des Zusatzbeitrags noch nicht bekanntgegeben, andere planen keine Anhebung. 

Vergleichsportal zeigt: Hälfte der Krankenkassen will höhere Beiträge

Experten hatten für das kommende Jahr einen durchschnittlichen Beitragsanstieg von 0,8 Prozentpunkten auf 2,5 Prozent errechnet, damit die Krankenkassen ihre stetig steigenden Kosten decken können. Diesen Wert hatte das Bundesgesundheitsministerium als Orientierungsmarke festgelegt. Die Kassen entscheiden aber am Ende selbst nach ihrer Finanzlage, ob und wie sehr sie erhöhen. Das kann nicht nur zum Jahreswechsel, sondern auch zwischendurch passieren.

Die aktuell teuerste Krankenkasse erhebt nach Angaben von Check24 zum neuen Jahr einen Zusatzbeitrag von 4,4 Prozent. Gemeinsam mit dem Grundbeitrag zur Krankenversicherung von 14,6 Prozent steigt der Gesamtbeitrag damit auf einen Wert von 19 Prozent des beitragspflichtigen Einkommens. Bei der derzeit günstigsten Kasse wird dem Portal zufolge ab Januar insgesamt ein Gesamtbeitrag von 16,44 Prozent fällig. Bei einem Bruttoeinkommen von 3000 Euro wären das aufs Jahr gerechnet rund 460 Euro weniger, die ein Versicherter zahlen müsste.

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Erhöht eine Kasse den Zusatzbeitragssatz, haben die Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht und können wechseln. Grundbeitrag und Zusatzbeitrag werden jeweils zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen. Auch die drittgrößte Krankenkasse DAK hat inzwischen einen deutlichen Anstieg des Zusatzbeitragssatzes um 1,1 Prozentpunkte auf 2,8 Prozent angekündigt. Angesichts der massiv steigenden Leistungsausgaben sei dies erforderlich, hieß es. Wenige Tage zuvor hatte bereits die Techniker Krankenkasse als größte Kasse eine Anhebung ihres Zusatzbeitrags von 1,2 auf 2,45 Prozent bekanntgegeben.

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Vorschaubild: © Jens Kalaene/dpa