Fünf Deutsche sterben bei Lawinenunglück in Südtirol - Detail wirft Fragen auf

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Bei einem Lawinenunglück am Allerheiligen-Wochenende sterben fünf deutsche Bergsteiger in Südtirol. Jetzt steht fest: Alle Toten stammen aus Bayern. Doch ein Detail wirft Fragen auf.

Update vom 3. November 2025: Lawinentote in Südtirol stammen aus Bayern - Detail wirft Fragen auf

Die fünf Todesopfer des Lawinenunglücks an Allerheiligen in Südtirol stammen alle aus Bayern. Das bestätigte ein Sprecher der italienischen Finanzpolizei in Bozen der Deutschen Presse-Agentur. In einer Seilschaft kamen ein 58 Jahre alter Mann mit seinem 21 Jahre alten Sohn und dessen gleichaltriger Freundin ums Leben. Sie stammten laut bayerischem Landeskriminalamt aus den Landkreisen Oberallgäu und Ostallgäu. Zudem starben den Angaben der italienischen Finanzpolizei zufolge ein 46-jähriger Vater und seine erst 17 Jahre alte Tochter. Zwei Männer aus Deutschland überlebten das Unglück.

Die Bergsteiger wurden am Samstag (2. November 2025) kurz vor 16.00 Uhr beim Aufstieg zur 3545 Meter hohen Vertainspitze im Ortler-Gebirge von einer Schneelawine erfasst. Unklar ist weiterhin, warum die Seilschaften so spät am Nachmittag noch auf dem Weg zum Gipfel waren. Nach Angaben der Bergwacht waren die Deutschen unabhängig voneinander in drei Gruppen unterwegs - eine Dreier-Seilschaft und zwei Seilschaften jeweils zu zweit. Das Unglück ereignete sich an der Nordwand unterhalb des Gipfels auf etwa 3200 Metern Höhe.

Der Geschäftsführer der Sektion Kempten-Allgäu des Deutschen Alpen-Vereins (DAV), Michael Turobin-Ort, sagte der Allgäuer Zeitung, bei dem verunglückten Vater-Sohn-Duo aus dem Allgäu handle es sich um DAV-Mitglieder. "Wir trauern um zwei sehr geschätzte Alpinisten und Kameraden. Unser tiefes Mitgefühl und unsere Anteilnahme gilt allen Angehörigen."

Turobin-Ort sprach von zwei sehr umsichtigen Alpinisten. Zusammen mit der Freundin des 21-Jährigen hätten sie auch gemeinsam in der DAV-Kletterhalle trainiert. "Ich bin mir sicher, dass sie ihre Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen getroffen haben und auch die nötige Erfahrung dazu hatten", sagte Turobin-Ort. 

Noch immer Rätsel über späten Aufstieg

Vermutet wird, dass die Lawine von der Seilschaft ausgelöst wurde, die am weitesten oben war: dem Vater mit Tochter, die sich noch etwa hundert Meter unterhalb des Gipfels befanden. Nach italienischen Medienberichten versuchten die beiden noch, die anderen Bergsteiger in der Wand mit Schreien zu warnen.

Nach Auskunft der Bergrettung bestand keine besonders große Lawinengefahr: Warnstufe zwei von fünf. Vermutet wird, dass sich die Lawine infolge starker Verwehungen löste, weil Neuschnee noch nicht ausreichend mit dem Untergrund verbunden war. In der Region war vor einigen Tagen der erste Neuschnee der Saison gefallen. Tagsüber waren die Temperaturen dort für die Jahreszeit zuletzt noch recht hoch. Nachts ist es in der Höhe schon sehr kalt.

Der Aufstieg zur Vertainspitze im Ortler-Gebirge gilt als lang und anstrengend, aber technisch nicht besonders schwierig. Der Berg oberhalb von Sulden ist wegen seiner Rundumsicht ein viel bestiegener Gipfel. Seine Nordwand gilt als "hochalpine Eistour", für die Seil und eine komplette Ausrüstung fürs Eisklettern erforderlich sind.

Erstmeldung vom 2. November 2025: Lawinenunglück fordert Tote aus Deutschland

Nachdem auch die Leichen der beiden zuletzt noch vermissten Deutschen entdeckt worden sind, herrscht Gewissheit, dass bei einem Lawinenunglück in Südtirol fünf deutsche Bergsteiger gestorben sind. Der italienischen Bergwacht zufolge handelt es sich bei den zuletzt gefundenen um einen Vater und seine Tochter. Drei Tote konnten bereits an Allerheiligen (1. November 2025) geborgen werden. Der genau Hergang ist noch unklar.

Die Bergsteiger wurden am Samstag beim Aufstieg zur mehr als 3500 Meter hohen Vertainspitze im Ortlergebirge von einer Schneelawine erfasst - recht spät am Nachmittag, um kurz vor 16 Uhr. Laut der Bergwacht waren sie unabhängig voneinander in drei Gruppen unterwegs - eine Dreier-Seilschaft und zwei Seilschaften jeweils zu zweit. Zwei Männer überlebten das Unglück. Sie wurden mit dem Helikopter nach Bozen in ein Krankenhaus gebracht.

Bergrettung ging schon Stunden zuvor von Tod der Vermissten aus

Aufgrund der Dunkelheit war die Suche am Abend unterbrochen worden. Die Hoffnung, die beiden Vermissten noch lebend zu finden, hatte die Bergrettung zu diesem Zeitpunkt bereits verloren. Der Vater und seine erst 17 Jahre alte Tochter seien nach einem Sturz etwa 200 Meter in die Tiefe "mit Sicherheit" tot, sagte Sprecher Olaf Reinstadler. Am Sonntag wurde das dann zur Gewissheit. Zu Alter und Herkunft der weiteren Todesopfer gab es von offizieller Seite zunächst keine genaueren Informationen.

Das Unglück ereignete sich der Bergwacht zufolge in der Nordwand unterhalb des Gipfels auf etwa 3200 Metern Höhe. Unklar war zunächst, warum die drei Gruppen zu dieser verhältnismäßig späten Uhrzeit noch auf dem Weg nach oben waren. Der Aufstieg zur Vertainspitze gilt als lang und anstrengend, aber nicht als technisch herausfordernd. Nach Angaben von Bergrettern waren sie zu der Tour bereits am Morgen in Sulden gestartet. Die Lawine ging nieder, als es fast schon zu dämmern begann.

Reinstadler zufolge bestand am Samstag keine besonders große Lawinengefahr. Möglicherweise habe sich die Lawine infolge starker Verwehungen gelöst, weil der neu gefallene Schnee noch nicht ausreichend mit dem Untergrund verbunden war. In der Region fiel vor einigen Tagen der erste Neuschnee der Saison. Tagsüber sind die Temperaturen dort für die Jahreszeit noch recht hoch. Nachts ist es in der Höhe schon sehr kalt.

Spezielle Ausrüstung für das Klettern an der Nordwand erforderlich

Unter Bergsteigern wird die Nordwand als "hochalpine Eistour" angesehen, für die Kletterseil und eine vollständige Ausrüstung zum Eisklettern notwendig sind. Die Schneelawine löste sich ersten Erkenntnissen zufolge etwa hundert Meter unterhalb des Gipfels. Die Bergsteiger wurden davon offenbar völlig überrascht. Für die Kletterer, die an dieser Stelle mit Steigeisen und Eispickeln unterwegs waren, gab es praktisch kaum kein Entkommen. Die zwei Männer, die das Ereignis von etwas weiter entfernt beobachteten, schlugen dann Alarm.

Immer wieder sterben Menschen beim Bergsteigen durch Lawinen oder Steinschlag. Im Sommer 2025 starb Ex-Biathletin Laura Dahlmeier am Laila Peak in Pakistan durch Steinschlag.

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Vorschaubild: © Karl-Josef Hildenbrand/dpa