Ein Wahlversprechen holt Trump ein: Er will Akten zum Sexualstraftäter Epstein nicht veröffentlichen. Das sorgt für ungewohnte Kritik von sonstigen Unterstützern - und einen verärgerten Präsidenten.
US-Präsident Donald Trump sieht sich im Fall des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein mit seltener Kritik aus den eigenen Reihen konfrontiert - und ist wütend. In einem Post auf seiner Plattform «Truth Social» sprach Trump von einem «Schwindel» der Demokraten, dem seine «ehemaligen» Unterstützer aus der sogenannten Maga-Koalition («Make America Great Again») aufgesessen seien.
«Lasst diese Schwächlinge weitermachen und die Arbeit der Demokraten erledigen, denkt nicht einmal daran, von unserem unglaublichen und beispiellosen Erfolg zu sprechen, denn ich will ihre Unterstützung nicht mehr!», schrieb Trump. «Einige dumme Republikaner» seien den Demokraten auf den Leim gegangen, kritisierte Trump anschließend auch im Weißen Haus. Er behauptete, dass bestimmte seiner Parteikollegen «einem Drehbuch der Demokraten» folgten.
Zuvor hatte sich unter anderem der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, für eine Veröffentlichung der Unterlagen zum Fall Epstein ausgesprochen - und sich damit öffentlich gegen die US-Regierung gestellt. «Es ist ein sehr heikles Thema, aber wir sollten alles offenlegen und die Menschen entscheiden lassen», sagte Mike Johnson, der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, in einem Podcast am Dienstagabend (Ortszeit). Viele Trump-Fans werfen unterdessen die Frage auf, ob der Präsident in der Sache etwas zu verbergen hat.
Warum der Fall für Diskussionen sorgt
Die Akten zu dem Fall zu veröffentlichen, war eines von Trumps Wahlversprechen. Die Verhaftung Epsteins, der über viele Jahre systematisch Minderjährige missbraucht hatte, sorgte in den USA und weltweit für Aufsehen. 2019 beging er mit 66 Jahren in seiner Gefängniszelle nach offiziellen Angaben Suizid. In Teilen der US-Gesellschaft sorgte Epsteins Tod für wilde Spekulationen, weil er beste Kontakte in die amerikanische High Society hatte. Präsidenten und Milliardäre gingen bei ihm ein und aus – auch Donald Trump verbrachte Zeit mit Epstein, wie mehrere Party-Videos der beiden belegen.
Der Fall war perfektes Futter für Verschwörungstheoretiker: Viele verhasste – und oft als liberal wahrgenommene – Eliten hielten sich im Dunstkreis eines tief gefallenen Sexualverbrechers auf, der plötzlich unter dubiosen Umständen stirbt. Für viele Zweifler lag der Schluss nahe, dass Epstein getötet wurde, um die Taten Dritter zu verschleiern. Auch die vom Präsidenten eingesetzten neuen FBI-Direktoren Kash Patel und sein Vize Dan Bongino äußerten sich vor ihrer Berufung ähnlich.
Wie die Regierung mit dem Fall umgeht
Inzwischen wollen Patel, Bongino und US-Justizministerin Pam Bondi allerdings nichts mehr von ihren Versprechen wissen, die Ermittlungsakten und Informationen zu möglicherweise beteiligten Personen zu veröffentlichen. Anfang vergangener Woche teilte das FBI mit, keine Hinweise auf eine Beteiligung weiterer Prominenter gefunden zu haben. Auch handele es sich bei Epsteins Tod klar um Suizid. Eine sagenumwobene Kundenliste des ehemaligen Multimillionärs mit den Namen von US-Eliten gibt es demnach nicht.
In der US-Öffentlichkeit sorgte das für Stirnrunzeln. Denn noch im Februar hatte Bondi in einem TV-Interview auf die eindeutige Frage, ob eine Epstein-Kundenliste wirklich veröffentlicht werden könnte, mit «sie liegt gerade zur Prüfung auf meinem Schreibtisch» geantwortet. Das Weiße Haus erklärte das mit einem Missverständnis: Bondi habe gemeint, dass ihr die Ermittlungsakten vorlägen.