Bis 2040 einen Netto-Null-Emissionen-Wert erreichen – das ist das ehrgeizige Ziel von Melbourne, dem Sieger im Nachhaltigkeit-Ranking.
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Madrid
Ziele zur Verbesserung der Luftqualität und zum Erhalt der biologischen Vielfalt auf den Grünflächen- und Anlagen der Stadt wurden fest in den Stadtplänen Madrids verankert.
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München
Klimaneutralität bis 2025 - das ist Münchens Ziel zum Thema nachhaltige Entwicklung. Im Ranking hat es München auf den 10. Platz geschafft.
Nachhaltig zu reisen, ist eine echte Herausforderung. Es gibt jedoch viele Städte, die einen umweltbewussten Urlaub möglich machen und als Vorbild der zukunftsträchtigen Stadtplanung gelten. In diesem Städteranking hat es auch eine deutsche Stadt unter die 10 nachhaltigsten Orte der Welt geschafft.
Nachhaltiges Reisen wird immer populärer: Diese Städte passen ihren Tourismus dem Klimawandel an
Luftverschmutzung, Energiewende, Verkehrswende: Diese Konzepte und Maßnahmen sorgen für attraktiveres Reisen in den Metropolen
Melbourne, München und Sevilla: Hier kommt die Top 10 der nachhaltigsten Städte der Welt
Aufgrund des spürbaren Klimawandels entscheiden sich immer mehr Deutsche dazu, nachhaltiger leben zu wollen. Im Alltag gibt es dafür auch bereits gute Möglichkeiten, wie zum Beispiel den Fleischkonsum einzuschränken, regionale Produkte einzukaufen und so gut es geht auf das Auto und Flugreisen zu verzichten. Doch auf Reisen gestaltet sich umweltbewusstes Leben dann schon etwas schwieriger, wenn man auf die örtlichen Gegebenheiten angewiesen ist. Die Urlaubsexperten von reisereporter.de haben anhand verschiedener Kriterien eine Liste der nachhaltigsten Städte der Welt zusammengestellt.
Nachhaltige Städte: Das macht eine umweltschonende Stadt aus
Auf Reisen gestaltet sich umweltbewusstes Leben oftmals schwierig, wenn man nur auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen kann. Es kommt jedoch nicht nur auf das Transportmittel an. Auch Kriterien wie die Luftqualität, und die Anzahl an Grünflächen, Fahrradrouten und vegetarischen bzw. veganen Restaurants vor Ort, sind entscheidend für das nachhaltige Leben auf Reisen.
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Das Analyse- und Marktforschungsunternehmen Euromonitor International veröffentlichte kürzlich den Sustainable Travel Index 2023. Die Studie basiert auf 56 Indikatoren verteilt auf sieben Säulen – Umwelt, Soziales, Wirtschaft, Risiko, Nachfrage, Transport und Unterkünfte. 99 Länder wurden unter den Aspekten von nachhaltigem Reisen und Tourismus bewertet und so ein Gesamtranking erstellt.
Bei der Bewertung eines Reiseziels gibt es drei Hauptarten von Indikatoren: Glück, Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit im Land. Außerdem spielen die spezifischen Auswirkungen des Tourismus auf die lokale Umwelt, wie zum Beispiel der Energieverbrauch von Hotels oder der allgemeine Zustand des Tourismus im Land eine Rolle. Es folgt nun die Top 10 der nachhaltigsten Städte der Welt.
#10: München – Auszeichnung für die Bildung nachhaltiger Entwicklung
München hat es auch in diesem Jahr als einzige deutsche Stadt unter die Top 10 der nachhaltigsten Städte der Welt geschafft. Die Landeshauptstadt München setzt sich ein Ziel: Sie will bis 2035 klimaneutral werden und die Stadtverwaltung soll das schon bis 2030 erreichen.
Der Stadtrat hat dafür einen Maßnahmenplan mit einem Finanzierungsvolumen in Höhe von rund 500 Millionen Euro bis 2025 beschlossen. Darin sind 68 konkrete Einzelmaßnahmen festgehalten, um München in die Klimaneutralität zu führen.
Am 15. Juni haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Deutsche UNESCO-Kommission die Nationale Auszeichnung – Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) vergeben. Die „Nationale Auszeichnung – Bildung für nachhaltige Entwicklung“ würdigt Organisationen, Netzwerke und Kommunen, die sich im Rahmen des UNESCO-Programms BNE 2030 für eine lebenswerte, nachhaltige Gestaltung der Gesellschaft einsetzen.
#9: Lissabon, Portugal: „Grüne Hauptstadt Europas 2020“
Im Jahr 2020 wurde Lissabon durch die Europäische Kommission mit dem Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ für sein Engagement bezüglich Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Denn die portugiesische Hauptstadt setzt in jüngster Zeit unter anderem vermehrt auf mehr öffentliche Verkehrsmittel, die Reduzierung von Wasser- und Energieverbrauch und den Ausbau der Grünflächen, wie beispielsweise das Pflanzen von über 100.000 Bäumen im Stadtbereich.
Auf den Straßen Lissabons staute sich im April 2020 kein Verkehr mehr, nur rund ein Prozent der Flugzeuge landet täglich auf dem stadtnahen Flughafen, am neu gebauten Kreuzfahrtterminal legte kein Schiff mehr an. Durch die Folgen der Corona-Pandemie ist die Luftverschmutzung in Lissabon um insgesamt über 80 Prozent zurückgegangen.
Dahinter steht auch ein allgemeines Umdenken in der Lissabonner Stadtverwaltung. Die Stadt hat sich das Ziel gesetzt, bis 2035 den CO₂-Ausstoß um 55 Prozent zu senken. Deshalb setzt sie auch auf andere Verkehrsmittel, die bisher vernachlässigt wurden: Vor ein paar Jahren gab es fast keinen einzigen Fahrradweg in der Stadt. Jetzt soll beispielsweise ein 200 Kilometer langes Streckennetz entstehen.
#8: Las Vegas, Nevada, USA: Die nachhaltige Wüstenmetropole
Die Metropole in der Wüste Nevadas ist viel mehr als ein Spielerparadies. Las Vegas ist eine der wenigen Städte weltweit, die ausschließlich Ökostrom für alle öffentlichen Einrichtungen nutzt. Außerdem werden nachhaltige Baukonzepte und Umweltschutz gepusht.
Blinkende Neonreklamen und kitschige Luxushotels – das Image von Las Vegas ist alles andere als umweltfreundlich. Überraschenderweise ist die Glücksspielmetropole, die jährlich von rund 40 Millionen Touristen besucht wird, eine der wenigen Städte weltweit, die ihre Energie für alle öffentlichen Einrichtungen komplett aus umweltfreundlichen Quellen bezieht. Hierfür wird vor allem die Energie der Sonne genutzt.
Die Stadtverwaltung geht sogar noch einen Schritt weiter. Alles neu Errichtete muss einem nachhaltigen Standard entsprechen. Gebäude müssen energiesparend gebaut sein und die Ausstattungen müssen strom- und wassersparend funktionieren. Umweltfreundliche Designs und Recycling sind mittlerweile ebenfalls Standard.
#7: Palma de Mallorca, Spanien: Ausbau des sanften Tourismus
Um dem Overtourismus von über 13 Millionen Touristen jährlich entgegenzuwirken und seinen Folgen für das Ökosystem etwas entgegenzusetzen, hat Mallorca den Trend des sanften Tourismus für sich erkannt. Auch durch die Corona-Pandemie haben Einwohner ihre Insel zum ersten Mal entschleunigt gesehen. Und von dieser Ruhe soll ein Teil beibehalten werden.
Zu den wohl größten Herausforderungen des sanften Tourismus auf Mallorca zählt neben den Kreuzfahrten der sogenannte Partytourismus. In diesen Bereichen hat Mallorca bereits ökologisch nachgerüstet und unter anderem folgende Maßnahmen getroffen:
Alkoholverbot: Das Trinken von Alkohol soll vollständig auf Lokale und Bars beschränkt werden
Ökosteuer: Tourismusabgabe „Ecotasa“ zum Wohle des Umweltschutzes
Baustopps: für milliardenschwere Projekte, um eine Zerstörung der mallorquinischen Landschaft zu verhindern
Ausbau des Naturschutzgebietes: 40 Prozent der Gesamtfläche
Nachhaltige Hotels: Umdenken in der Hotellerie zum Wohle des Ökotourismus
Infrastruktur: Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel und Wege
#6: Toronto, Kanada: Der boomende Energiesektor
Öl und Gas dominierten bisher Kanadas Energievergangenheit, aber es ist Kanadas erneuerbarer Energiesektor, der in Zukunft Impulse setzen wird. Kanada hat das Pariser Abkommen ratifiziert und seine Provinzen sind bei der Bepreisung der CO₂-Belastung bereits führend.
Die Stadt entwickelt innovative Richtlinien und Programme und inspiriert die Menschen auf vielfältige Weise, sich mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen und Toronto zu einer der ökologisch nachhaltigsten Städte der Welt zu machen.
Hierfür hat der Stadtrat von Toronto eine ehrgeizige Strategie verabschiedet, um die Treibhausgasemissionen in Toronto bis 2040 auf netto Null zu senken – zehn Jahre früher als ursprünglich vorgeschlagen. Das Ziel der Stadt für 2040 ist eines der ehrgeizigsten in Nordamerika.
Auch die estnische Hauptstadt Tallinn hat die Auszeichnung „Grüne Hauptstadt Europas“ erhalten, und zwar in diesem Jahr. Sie wurde insbesondere für ihr Engagement zur Verringerung der CO₂-Emissionen, zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt sowie zur Förderung grüner Innovationen und einer nachhaltigen Verwaltung geehrt.
Die Auszeichnung ist mit einem Scheck über 600.000 Euro verbunden, die für den Nachhaltigkeitsplan der Stadt, die Verbesserung von Abfall, Wasser, Luftqualität, Lärm, Biodiversität und Boden ausgegeben werden sollen.
Die vier wichtigsten Pläne, die Tallinn zum Sieg verhalfen, waren die Verbesserung der Energieeffizienz und des Innenraumklimas von Gebäuden, die allgemeine Reduzierung der CO₂-Emissionen, die Erhöhung der biologischen Vielfalt in der Stadt und Maßnahmen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft.
#4: Stockholm, Schweden: skandinavisches Vorbild für andere Städte
Stockholm ist im Ranking von reisereporter.de auf dem 4. Platz gelandet und das aus gutem Grund: Seit vielen Jahren ist Stockholm ein internationales Vorbild für den globalen Umwelt- und Klimaschutz. Die Stadt hat eine lange Geschichte ehrgeiziger Umwelt- und Klimapläne. Das erste Umweltprogramm wurde bereits 1976 verabschiedet, und seitdem sind eine Reihe von Maßnahmen gefolgt.
Dank langjähriger engagierter und erfolgreicher Umweltbemühungen wurde Stockholm 2010 als Europas erste Grüne Hauptstadt Europas ausgezeichnet. Dabei wurde Stockholm für seine innovative Sichtweise auf städtische Nachhaltigkeit ausgezeichnet, die große Visionen und Ziele, wie etwa bis 2040 zu 100 Prozent frei von fossilen Brennstoffen zu werden, verfolgt.
Außerdem sollen mittels praktischer Interventionen und Maßnahmen, wie Stau-Gebühren und ökologisch profilierte große Sanierungsgebiete eingebunden werden. Daher wurde oft vorgeschlagen, dass Stockholm ein Vorbild oder „best practice“ für andere Städte auf der ganzen Welt sein kann.
#3: Sevilla, Spanien: integrative Maßnahmen für den Klimawandel
Auf dem 3. Platz hat es Sevilla geschafft. Die Andalusische Hauptstadt hat einen Generalplan für Nachhaltigen Tourismus angefertigt, um den Fremdenverkehr in Andalusien ausgewogener zu gestalten und an ökologische und nachhaltige Aspekte anzupassen.
Sevilla ist die europäische Hauptstadt des smarten Tourismus 2023. Die Stadtverwaltung erhebt und nutzt Daten, um die Lebensqualität in der Stadt systematisch nach klar definierten Prinzipien zu verbessern und die Bedürfnisse von Einheimischen und Touristen in Einklang zu bringen.
Wenn man durch Sevillas Altstadt spaziert, kann man sehen, wie in alte Gebäude die Nachhaltigkeit integriert wurde, wie zum Beispiel durch interne Patios und der Verbreitung von Pflanzen. Darüber hinaus setzt sich insbesondere der amtierende Bürgermeister Jose Luis Sanz Ruiz für den Kampf gegen den Klimawandel ein, von dem Sevilla besonders betroffen ist.
#2: Madrid, Spanien: Grünere Innenstadt durch Maßnahmenkatalog
Mit Madrid landet eine zweite spanische Stadt unter den Top 3 der nachhaltigsten Städte 2023. Madrids Schritt zum Verbot umweltschädlicher Fahrzeuge in der Innenstadt gilt als eine der wichtigsten Maßnahmen einer europäischen Stadt zur Verbesserung der Luftqualität.
Neben Maßnahmen zur Luftqualität gibt es weitere grüne Schritte, welche die Stadt nachhaltiger gestalten und in einem Plan für Grünflächen, Bäume und biologische Vielfalt niedergeschrieben sind. Dieser Plan basiert auf dem Bewusstsein der Stadt, dass Investitionen in grüne Infrastrukturen wichtige umweltschonende Vorteile bringen.
Durch das große Angebot umweltfreundlicher Produkte bieten immer mehr Geschäfte und Fachhändler in Madrid Verbrauchern vielfältige Möglichkeiten, ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Zero-Waste-Supermärkte, Secondhandläden und nachhaltige Unterkünfte sind einige der Initiativen, die durch Förderung von umweltverträglichem Einkauf und Null-Abfall-Strategien dazu anregen, Alltagsgewohnheiten zu verbessern.
#1: Melbourne, Australien
Die Experten von reisereporter.de haben Melbourne in diesem Jahr zur weltweit nachhaltigsten Stadt gekürt. Die Hauptstadt des australischen Bundesstaats Victoria steht im Top City Destinations Index von Euromonitor an der Spitze der Nachhaltigkeitssäule mit dem ehrgeizigen Ziel, bis 2040 einen Netto-Null-Emissionen-Wert zu erreichen.
Melbournes Erfolge im Bereich der Nachhaltigkeit sind nach der Auswertung von Euromonitor International breit gefächert und reichen von der Nachrüstung von Gebäuden zur Verringerung ihres Kohlenstoff-Fußabdrucks und der Umstellung auf erneuerbare Energien bis hin zur Begrünung von Straßen und der Ausrichtung von klimaneutralen Veranstaltungen.
Besonders in den Bereichen Energieeffizienz, Recycling, Gebäudesanierung und Schutz der Artenvielfalt ist Melbourne weltweit führend und gilt vielerorts als Vorbild.
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