Nach Trump-Attentat: Secret Service-Chefin spricht von schwerstem Versagen und zieht Konsequenzen

6 Min
Cheatle mit Rücktritt nach Trump-Attentat
Kimberly Cheatle, Direktorin des US-amerikanischen Secret Service, und der Secret Service stehen nach dem Attentat auf Trump am Samstag, 13. Juli, unter besonderer Beobachtung.
Cheatle mit Rücktritt nach Trump-Attentat
Evan Vucci/AP/dpa/Rod Lamkey/FR172078/AP/dpa/Collage: inFranken.de
Schüsse bei einer Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump in Pennsylvania: Feuerwehrmann stirbt, als er sich schützend vor seine Familie beugt.
Nach Attentat auf Trump
Sue Ogrocki (AP)
Wahlkampf in den USA - Trump in Butler
Agenten des US-Geheimdienstes Secret Service schützen den republikanischen Präsidentschaftsbewerber und ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump auf der Bühne bei einer Wahlkampfveranstaltung in ...
Wahlkampf in den USA - Trump in Butler
Gene J. Puskar (AP)
Wahlkampf in den USA - Trump in Butler
Der republikanische Präsidentschaftsbewerber und ehemalige US-Präsident Donald Trump gestikuliert, während er von Agenten des US-Geheimdienstes Secret Service umringt wird, die ihm bei einer ...
Wahlkampf in den USA - Trump in Butler
Gene J. Puskar (AP)
Wahlkampf in den USA - Trump in Butler
Der republikanische Präsidentschaftsbewerber und ehemalige Präsident Donald Trump wird bei einer Wahlkampfveranstaltung in Butler, Pennsylvania, von Agenten des US-Geheimdienstes Secret Service ...
Wahlkampf in den USA - Trump in Butler
Evan Vucci (AP)

Kimberly Cheatle bezeichnete das Attentat auf Trump selbst als schwerstes Versagen des Secret Service seit Jahrzehnten. Nun zieht die Direktorin des Dienstes persönliche Konsequenzen.

Update vom 23.07.2024: Chefin des Secret Service räumte Fehler ein

Nach dem Attentat auf den früheren US-Präsidenten Donald Trump gibt die Chefin des Secret Service, Kimberly Cheatle, ihren Posten ab. Das Weiße Haus bestätigte den Rücktritt in einer Stellungnahme. Cheatle war seit dem Schusswaffenangriff im US-Bundesstaat Pennsylvania, bei dem Trump verletzt wurde, unter Druck geraten. 

Ein Schütze hatte vor gut einer Woche bei einer Wahlkampfveranstaltung der Republikanischen Partei in der Stadt Butler das Feuer eröffnet und auf Trump geschossen. Ein Besucher der Kundgebung starb, zwei weitere wurden verletzt. Trump wurde am rechten Ohr verletzt. Der Täter wurde von Sicherheitskräften getötet.

Cheatle hatte bei einer Anhörung im US-Kongress am Montag (22. Juli 2024) ein Versagen des Dienstes eingeräumt. Sie übernehme die volle Verantwortung und werde alles unternehmen, damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederhole, sagte sie. Der Secret Service ist in den USA für den Schutz ranghoher Politiker zuständig, darunter amtierende und frühere Präsidenten. 

Kritik an Vorgehensweise des Secret Service

In den vergangenen Tagen hatte es Kritik an der Vorgehensweise des Secret Service gegeben, weil der Schütze trotz aller Sicherheitsmaßnahmen auf ein Dach mit direkter Sicht zur Bühne gelangen konnte. Außerdem gab es Berichte, wonach der junge Mann Sicherheitsbeamten bereits vor Trumps Auftritt mit seinem Verhalten aufgefallen war, der Ex-Präsident aber trotzdem die Bühne betreten durfte.

Cheatle bezeichnete die Attacke als schwerstes Versagen vom Secret Service seit Jahrzehnten. Zugleich hielt sie sich am Montag jedoch unter Verweis auf laufende Untersuchungen mit Details zurück.

Der Vorsitzende des Aufsichtsausschusses im Repräsentantenhaus, der Republikaner James Comer, sagte, dass der Angriff zu verhindern gewesen sei. Cheatle verdiene es nicht, ihren Posten an der Spitze der Behörde zu behalten. Der demokratische Vize-Chef Jamie Raskin verwies unterdessen darauf, dass Schusswaffen-Angriffe in Amerika zu häufig passierten.

Biden dank Cheatle für Einsatz im öffentlichen Dienst

US-Präsident Joe Biden, der angekündigt hatte, keine zweite Amtszeit als Staatsoberhaupt des Landes antreten zu wollen, dankte Cheatle für"ihren jahrzehntelangen Einsatz im öffentlichen Dienst". "Während ihrer gesamten Laufbahn beim Secret Service hat sie sich selbstlos dem Schutz unserer Nation gewidmet und ihr Leben riskiert", schrieb der Demokrat. Als Führungskraft brauche man Ehre, Mut und unglaubliche Integrität. Biden kündigte an, dass die Untersuchung zu den Hintergründen des Attentats auf Trump weitergehe. "Wir alle wissen, dass sich das, was an diesem Tag geschah, nie wiederholen darf." 

Update vom 15.07.2024: Feuerwehrmann bei Trump-Attentat getötet - beugte sich schützend vor Familie

Der bei einem Wahlkampfauftritt von Ex-US-Präsident Donald Trump im Bundesstaat Pennsylvania getötete Zuschauer war ein Feuerwehrmann und Familienvater. Das gab der demokratische Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, bekannt und sagte, er habe mit dessen Frau und Töchtern gesprochen. Der Mann sei "als Held gestorben" und habe sich schützend über seine Familie gebeugt, als die Schüsse bei der Trump-Kundgebung gefallen sein. Er sei ein "begeisterter Anhänger" Trumps gewesen.

Bei der Kundgebung in der kleinen Stadt Butler in Pennsylvania hatte am Samstagabend (Ortszeit) ein Mann auf den republikanischen Präsidentschaftsbewerber geschossen; Trump wurde am Ohr verletzt. Der 20-jährige Täter wurde getötet. Neben dem einen Mann im Publikum, der ums Leben kam, wurden noch zwei weitere Zuschauer verletzt. Shapiro sagte, ihr Zustand sei weiter kritisch.

Die Ermittler gehen mittlerweile davon aus, dass der getötete Schütze alleine gehandelt hat. Folglich bestehe auch keine weitere Gefahr für die öffentliche Sicherheit, sagten FBI-Beamte nach übereinstimmenden Medienberichten in einem Telefon-Briefing für Journalisten. Das FBI habe darin bestätigt, dass der mutmaßliche Attentäter mit einem halbautomatischen Gewehr vom Typ AR-15 geschossen habe, berichtete unter anderem die New York Times.

Die Waffe sei am Tatort neben der Leiche des Schützen gefunden worden. Das Gewehr sei legal gekauft worden - allerdings vom Vater des Täters. Wie der Schütze an die Waffe gekommen sei, sei noch unklar. Die Familie des Täters kooperiere mit den Ermittlern. Ein Motiv für die Tat wurde noch nicht ausgemacht. 

Ursprungsmeldung vom 14.07.2024: Trump angeschossen - Versuchtes Attentat bei Wahlkampfveranstaltung

Ein versuchtes Attentat auf den republikanischen US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat weltweit großes Entsetzen ausgelöst und schürt mitten im Wahlkampf Ängste vor einer politischen Gewaltspirale in den USA. Während einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania wurde der 78-Jährige am Samstag bei einem Schusswaffenangriff auf der Bühne verletzt. 

Der Schütze wurde von Sicherheitskräften getötet, teilte der für den Schutz des Ex-Präsidenten zuständige Secret Service mit. Bei dem Angriff sei ein Zuschauer gestorben, zwei weitere seien verletzt worden und befänden sich in einem kritischen Zustand. Bei den Opfern handelt es sich laut Polizei in Pennsylvania um erwachsene Männer. 

Versuchtes Attentat: Trump bei Wahlkampfveranstaltung angeschossen 

Die Bundespolizei FBI machte zunächst keine Angaben zur Identität und dem Motiv des mutmaßlichen Täters. Mehrere US-Medien berichteten, dass es sich um einen 20 Jahre alten Mann aus Pennsylvania gehandelt haben soll. Viele Fragen waren noch offen. Es gebe aber keinen Grund zur Annahme, dass die Bedrohung andauere, sagte ein Vertreter des FBI bei einer Pressekonferenz. Trump hatte gegen 18.00 Uhr (Ortszeit) eine Bühne in der Kleinstadt Butler betreten, um dort vor Anhängern eine Wahlkampfrede zu halten. Er hatte seine Rede gerade erst begonnen, als plötzlich mehrere Schüsse zu hören waren. Menschen schrien. 

Trump fasste sich daraufhin ans Ohr und duckte sich dann zu Boden. Sicherheitspersonal rannte auf die Bühne und schirmte ihn ab. Aufrecht und gestützt von Secret-Service-Agenten verließ mit einem blutenden Ohr die Bühne. Dabei reckte er seine Faust in die Luft. 

Der Secret Service teilte mit, der mutmaßliche Schütze habe von einer "erhöhten Position" außerhalb des Veranstaltungsortes das Feuer eröffnet. Ein Augenzeuge sagte einem TV-Sender, dass Zuschauer kurz vorher einen bewaffneten Mann gesehen hätten, der auf dem Dach eines Hauses gelegen habe. US-Medien zufolge fanden Ermittler ein Sturmgewehr

Zuschauer von Kugeln getroffen - Panik im Publikum

Im Publikum brach nach dem Vorfall Panik aus. Der Veranstaltungsort wurde evakuiert. Mit gelbem Flatterband wurde der Bereich rund um die Bühne abgesperrt und von schwer bewaffneten Einsatzkräften abgesichert. Trump wurde zunächst medizinisch untersucht. Er sei von einer Kugel im rechten Ohr getroffen worden, schrieb der Republikaner auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social. Medienberichten zufolge konnte Trump schon kurze Zeit das Krankenhaus verlassen. Noch am Abend soll er aus Butler abgereist sein. 

Trump tritt für die Republikaner bei der Präsidentenwahl am 5. November an und will den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden herausfordern, der sich um eine zweite Amtszeit bewirbt. Am Montag beginnt in Milwaukee der Parteitag der Republikaner, bei dem Trump offiziell zum Kandidaten seiner Partei für die Wahl gekürt werden soll. 

Die Partei will den Nominierungsparteitag trotz des Vorfalls wie geplant abhalten. Das teilten die Partei und Trumps Wahlkampfteam in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. 

"Das ist krank": Biden äußert sich zum Angriff - weltweit entsetzte Reaktionen

Biden verurteilte den Angriff auf Trump scharf. "Ich bin dankbar zu hören, dass er in Sicherheit ist und es ihm gut geht", teilte er unmittelbar nach dem Vorfall in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Er bete für ihn und Trumps Familie und für alle, die auf der Kundgebung gewesen seien. Diese Art von Gewalt habe in Amerika keinen Platz. 

Später trat der Biden in Rehoboth Beach im Bundesstaat Delaware, wo sich der Demokrat am Wochenende aufhielt, noch vor die Kameras. "Das ist krank, das ist krank", sagte er in einer kurzen Ansprache zu dem Vorfall. Nach Angaben des Weißen Haus telefonierten Biden und Trump persönlich miteinander. Biden wollte noch am Abend seinen Wochenendaufenthalt in Delaware abbrechen und frühzeitig ins Weiße Haus zurückkehren. 

US-Vizepräsidentin Kamala Harris warnte nach dem Angriff vor einer Eskalation der Gewalt in den USA. "Wir alle müssen diese abscheuliche Tat verurteilen und unseren Teil dazu beitragen, dass sie nicht zu weiterer Gewalt führt", mahnte die Demokratin auf X.  Etliche hochrangige Vertreter beider Parteien verurteilten den Angriff, darunter Ex-Präsident Barack Obama, die demokratische Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi, der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, und viele mehr. 

Stimmung in USA aufgeheizt - Harris warnt vor Eskalation der Gewalt

Auch international wurde der Vorfall mit Bestürzung aufgenommen. EU-Chefdiplomat Josep Borrell schrieb, er sei schockiert über die Nachricht. "Wieder einmal erleben wir inakzeptable Gewalttaten gegen Politiker." EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf X, sie wünsche Trump eine schnelle Genesung und spreche der Familie des unschuldigen Todesopfers ihr Beileid aus. "Politische Gewalt hat keinen Platz in einer Demokratie."

Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zeigten sich erschüttert. Israels Präsident Izchak Herzog schrieb auf X, er wünsche Trump "im Namen des gesamten israelischen Volkes" schnelle Genesung. UN-Generalsekretär António Guterres ließ über einen Sprecher ausrichten, er sende Trump die besten Wünsche für eine schnelle Genesung. Er verurteile die Gewalttat eindeutig. 

In den USA ist die politische Stimmung seit Jahren aufgeheizt. Das US-Justizministerium beklagte zu Jahresbeginn einen "zutiefst beunruhigenden Anstieg der Drohungen" gegen Amtsträger und demokratische Institutionen im Land. Nach der Wahl 2020 gipfelten die Verwerfungen im Land in einer gewaltsamen Attacke auf das US-Kapitol. Damals hatte Trump seine Wahlniederlage gegen Biden nicht akzeptiert und seine Unterstützer über Monate mit Wahlbetrugsbehauptungen aufgehetzt.