Greta Gerwig liefert mit "Barbie" eine feministische Komödie und zeigt, dass Sozialkritik Spaß machen kann. Vor allem, weil Ryan Gosling mit von der Partie ist. Nun ist der Film erstmals im Free-TV zu sehen.
Viele Männer werden diesen Film nicht verstehen. Andere werden "Barbie", Greta Gerwigs filmische Hommage an die berühmteste Puppe der Welt, aus Prinzip nicht mögen. Sie werden die Geschichte vom pinken Plastik-Matriarchat als alberne Komödie abtun und dabei gänzlich übersehen, weshalb unzählige Frauen und Mädchen weltweit diesem Film derart viel Bedeutung beimessen. RTL zeigt "Barbie" (2023) nun erstmals im Free-TV.
Nein, "Barbie" ist kein Film für Männer - zumindest nicht für jene, die Gleichberechtigung für ein längst überflüssig gewordenes Anliegen des vorigen Jahrhunderts halten. Den meisten anderen, so sei an dieser Stelle versprochen, dürfte der Ausflug in die unbedrohliche Parallelwelt namens Barbieland jedoch viel Freude bereiten.
Dort ist man sich sicher: Die Erfindung der Barbiepuppe veränderte alles. Barbie, so glauben die Bewohnerinnen und Bewohner von Barbieland, emanzipierte junge Mädchen rund um den Globus - und machte "die echte Welt" zu einem Paradies, in dem Frauen tun und lassen können, was sie wollen. Im Barbieland ist das Normalität: Barbies erhalten Nobelpreise, werden Präsidentinnen, sind Richterinnen am ausschließlich weiblich besetzten Supreme Court und sehen dabei in gewohnter Barbie-Manier auch immer noch enorm gut aus. Jede Barbie wird mit Respekt behandelt, jeder Konflikt wird hochdiplomatisch in Sekundenschnelle gelöst. Jeder Tag, jeder Augenblick im Barbieland ist perfekt.
Ryan Gosling als perfekter Bösewicht
Bevor sich angesichts derartiger Vollkommenheit Langeweile ausbreiten könnte, platzt die Blase. Und zwar gewaltig. Denn die mit Margot Robbie perfekt besetzte Heldin des Films, die "stereotype Barbie", denkt bei einer der unzähligen Pyjamapartys in ihrem Traumhaus plötzlich ans Sterben. Als sich zu den Gedanken an den Tod noch weitere, viel dramatischere Probleme gesellen - Cellulite! -, muss Barbie handeln.
Ein Glück, dass die "schräge Barbie" (Kate McKinnon) Rat weiß. Ein "Riss im Kontinuum in der Membran zwischen Barbieland und der echten Welt" soll verantwortlich sein für die unerwarteten Störungen. Richten kann das nur die Margot-Barbie höchstpersönlich, auch wenn diese darauf pocht, doch eigentlich "keine Abenteurer-Barbie" zu sein. Die Mission: Barbie muss das Mädchen finden, das mit ihr spielt.
In die echte Welt begleitet wird Barbie, na klar, von Ken (Ryan Gosling). Wirklich dabei haben will Barbie den unsterblich in sie verliebten Blondling, dessen Beruf übrigens schlichtweg "Strand" ist, eigentlich nicht. Doch Ken beharrt darauf, Barbie nicht alleine reisen zu lassen. Schließlich müsse er, so erklärt er Barbie, den anderen Kens etwas beweisen. Er will sein Revier markieren, Barbie für sich haben. Bereits hier zeichnet sich ab, wer der (nicht ganz so heimliche) Star des Films ist. Denn Ryan Gosling ist der perfekte Ken, und Ken ist der perfekte Schurke.
Während Barbie nach ihrer Ankunft in der Realität entsetzt ist über die Frauenfeindlichkeit, die ihr aus allen Richtungen entgegenschlägt, wähnt sich Ken im Eldorado und freut sich darüber, dass hier "alles umgekehrt" sei. "Männer regieren die Welt!", stellt er begeistert fest - und holt kurzerhand das Patriarchat ins nun in "Kendom" umgetaufte Barbieland, während seine nichtsahnende Begleitung weiterhin in der echten Welt versucht, ihr Zuhause vor dem drohenden Untergang zu retten.