260.000 Soldatinnen und Soldaten brauche es laut Nato, um auf die Bedrohung durch Russland zu reagieren und das Land verteidigungsfähig zu machen. Dieses Ziel sei mit Freiwilligkeit nicht zu erreichen, erklärte Ralf Caspers bei seiner ersten Pro-Argumentation. Im Moment läge das Verhältnis zwischen russischer Armee und Bundeswehr bei 11 zu 99 - ein Ungleichgewicht, das er mithilfe der 100 im Studio demonstrierte. Diese standen sich auf den beiden Seiten gegenüber. "Sie merken, das sind echt viele - und wir sind nicht so viele", sagte der Fernsehmoderator. Denn trotz "Werbung in Straßenbahnen und auf Pizzakartons" stagniere die Bundeswehr bei 180.000.
Wehrpflicht, eine Generationenfrage?
Durch die Aussetzung der Wehrpflicht 2011 habe man gehofft, junge Menschen früher dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen, fuhr Caspers fort. Doch ein Drittel der AbiturientInnen machen in einem Gap Year das, was sie lieber tun als arbeiten - "reisen, die Welt entdecken oder Netflix zu Ende gucken." Sein Plädoyer: "Wehrdienst statt Gap Year für mehr Sinn im Leben".
"Die junge Generation hat schon so viel geopfert", widersprach Planken. Sie hatte FFP-Masken mitgebracht, um an die Freiheitseinschränkungen zu Corona-Zeiten zu erinnern. Jugendliche hätten ihre Freunde nicht sehen können, Abi-Bälle wären ausgefallen - "und das, obwohl die Jungen gar nicht gefährdet waren." Sie hätten damit die Alten geschützt, von denen sie "Klimakrise, leere Rentenkassen, einen Rekord-Schuldenberg" erben. "Und ausgerechnet diese Generation soll jetzt noch ein Jahr geben für die Bundeswehr?", fragte sie.
"Wir müssen wegkommen von den Klischees vom faulen Jugendlichen, der sein Gap Year haben will, und dem Kreuzfahrenden Rentner, der nichts mehr leisten will", hielt der 71-jährige Rostocker dagegen. Man sollte nicht Generationen gegeneinander ausspielen. Stattdessen plädierte er für einen freiwilligen Einsatz von Senioren - aus eigener Erfahrung, denn er selbst arbeitet seit sechs Jahren bei der Deutschen Verkehrswacht.
Der Einsatz für die Gesellschaft dürfe nicht im Zwang passieren, so Planken. Dadurch würde man zwar zahlenmäßig auf dem Papier Stärke zeigen, aber in der Realität würde die Bundeswehr nicht besser. Denn: "Welche Leistung kommt bei Zwang hinten raus?", wollte sie wissen und holte sich zur Unterstützung Scotty Stahl, einen Offizier der Reserve ins Studio. Der ließ einige der 100 stramm stehen und "Rechts um!" üben.
Als "befremdlich" beschrieb es ein 23-jähriges CDU-Mitglied, so herumkommandiert zu werden. Er selbst habe sich gut entwickelt, meinte er selbstbewusst, "aber ich hätte mich besser entwickelt, wenn ich bei der Bundeswehr gewesen wäre." Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite.
Deutliches Ja für Wehrpflicht
Im ARD-Studio zeichnete sich von Anfang bis Ende ein klares Bild ab: Zwar wuchs die Gruppe derjenigen, die sich gegen die Wehrpflicht aussprachen auf 27 Prozent. Mit 70 Prozent war die deutliche Mehrheit aber für die Wiedereinführung.
"Wie stelle ich mir ein halbes oder ein Jahr vor? Nicht in der Kaserne", brachte es ein 20-jähriger Student aus Oberholstein auf den Punkt, "aber wenn ich an Europa in 10 Jahren denke, denke ich an die heutigen Grenzen und dass kein russischer Soldat hier etwas zu suchen hat." Die außenpolitische Lage sei nicht so, wie er es sich wünsche, aber "die Finger in die Ohren stecken und lala singen, ändert daran nichts."