"Geschichte geschrieben": Kult-Moderator verabschiedet sich nach fast 50 Jahren

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Fritz Egner verabschiedet sich: Letzte Sendung "Fritz und Hits" auf Bayern 1
Beliebter Musik-Experte, Radio-Host und Fernsehmoderator: Fritz Egner (hier bei einem Aufritt im oberfränkischen Bad Staffelstein im Jahr 2019) moderiert im Dezember 2024 zum letzten Mal die ...
Fritz Egner verabschiedet sich: Letzte Sendung "Fritz und Hits" auf Bayern 1
tanibond/Adobe Stock (li., Symbolbild), Markus Häggberg (re., Archiv), Collage: inFranken.de
Fritz Egner
Eine Ära geht zu Ende: Nach einem halben Jahrhundert am Mikrofon verabschiedet sich Fritz Egner vor Weihnachten 2025 von Bayern 1 und seiner Sendung „Fritz und Hits“.
Fritz Egner
Markus Konvalin (BR)

Nach Jahrzehnten des erfolgreichen Radio- und TV-Schaffens verabschiedet sich Fritz Egner vom Mikrofon. Die Sendungen des Musikexperten waren wegweisend.

Nach einem halben Jahrhundert am Mikrofon wird Fritz Egner sich vor Weihnachten von Bayern 1 und seiner Sendung "Fritz und Hits" verabschieden. Das gibt der Bayerische Rundfunk (BR) am Freitag, 6. Dezember 2024, bekannt.

"Um größeren Abschiedsrummel zu vermeiden", möchte Egner vorher nicht verkünden, wann seine letzte Sendung ausgestrahlt wird. Der 75-Jährige gilt als einer der bekanntesten TV- und Radiomoderatoren Deutschlands, heißt es in der Mitteilung. Und: "Im Bayerischen Rundfunk hat Egner Geschichte geschrieben."

"Sender hat andere Pläne": Fritz Egner verabschiedet sich nach 50 Jahren Radio-Karriere

Bereits seit 1979 arbeitet der Musik-Experte als Radio-Moderator beim BR. Der gebürtige Münchner begeisterte seine Fans zunächst mit "Hithouse" und später mit "Fritz und Hits" - zuerst auf Bayern 3, dann auf Bayern 1. Als ausgewiesener Kenner der Musikszene traf Fritz Egner hunderte Größen aus Rock, Soul und Pop: Von Abba über James Brown, Phil Collins und Madonna bis Mick Jagger - insgesamt seien bei diesen Begegnungen rund 500 Interviews entstanden.

Sein Wissen und seine Erfahrung hätten ihn zu einem beliebten Musikexperten innerhalb und außerhalb des Bayerischen Rundfunks gemacht, erklärt der BR. So lautet auch der Titel seiner bereits 2013 veröffentlichten Autobiografie "Mein Leben zwischen Rhythm & Blues". Sein persönliches Archiv fließt in "Quiz mit Fritz" ein. Das auch für Android (zum Google Play Store) und iOS (zum Apple Store) erhältliche Quiz-Spiel, das er im Frühsommer herausbrachte, behandelt zahlreiche Interviews und zeigt Fotos aus Egners Privat-Archiv.

"Ich wäre gerne noch ein bisschen länger geblieben. Aber der Sender hat für den Sendeplatz andere Pläne", verrät Fritz Egner in der Mitteilung. Doch der 75-Jährige gibt auch zu: "45 Jahre konnte ich frei meine Sendung gestalten, konnte meiner Leidenschaft, gepaart mit Chronistenpflicht, nachgehen - ein großartiges Privileg, das ich sehr zu schätzen weiß."

Bayern 3 und Bayern 1 über Jahrzehnte mitgeprägt

Thomas Hinrichs, Programmdirektor für Information beim Bayerischen Rundfunk (BR), hebt die außergewöhnlichen Verdienste von Fritz Egner hervor: "Fritz Egner hat nicht nur Bayern 3 und Bayern 1 über Jahrzehnte mitgeprägt, sondern auch die Herzen seiner Hörerinnen und Hörer erobert und Fans generationenübergreifend begeistert."

Hinrichs erläutert, dass Egner mit seiner Leidenschaft für Musik sowie seinem tiefen Wissen und seiner unverwechselbaren Art, den Superstars der Musikgeschichte auf Augenhöhe zu begegnen, "in der Radiowelt einzigartig" sei. Für viele, so Hinrichs, war und ist Egner nicht nur ein Moderator und geschätzter Kollege, sondern auch ein Freund. "Ich danke ihm für sein Engagement und seine großen Verdienste für den BR", betont der Programmdirektor und wünscht Egner für seinen neuen Lebensabschnitt alles Gute.

Die letzte Ausgabe von "Fritz und Hits" wird noch vor Weihnachten auf Bayern 1 zu hören sein. Ab dem 10. Januar 2025 starte der Sender dann am Freitagabend das Wochenende mit einem neuen Musikformat, vermeldet der BR. In der Radioshow würden ausschließlich die Lieblingshits und Lieblingsstars der Hörerinnen und Hörer gespielt. Dieses Format werde von Moderatorinnen und Moderatoren, die auch bisher bei Bayern 1 zu hören waren, präsentiert.

Mit "Fritz und Hits" am Mikro, mit "Dingsda" und "Versteckte Kamera" im Fernsehen

Egner war seit 1979 regelmäßig als Moderator bei Bayern 3 tätig. seine Sendung "Fritz und Hits" genießt Kultstatus. Zudem präsentierte er mehrmals an Heiligabend das Special Christmas Hits mit Fritz. Zwischen dem 13. Januar 2013 und der Einstellung am 26. Juli 2015 moderierte er im Wechsel mit seinen Kollegen Jürgen Hermann, Fred Kogel und Jim Sampson das Format "Bayern 3 Kultabend – Der Soundtrack deines Lebens". Im Dezember 2015 verließ Egner Bayern 3 nach über 35 Jahren, um bereits ab Mitte Januar 2016 die Moderation der Sendung "Fritz & Hits – die größten Künstler der Musikgeschichte" auf Bayern 1, die seitdem freitags (von 20 bis 23 Uhr) ausgestrahlt wird.

Nicht nur seine Stimme ist Radio-Hörern seit den 1980er-Jahren geläufig - auch im Fernsehen war er als Moderator und Kommentator zu sehen.  Er stand bei zahlreichen Fernseh-Unterhaltungsformaten vor der Kamera. Über Bayern hinaus bekannt wurde er insbesondere mit der ARD-Sendung "Dingsda", die er von 1985 bis 1994 moderierte, ab 1995 präsentierte Egner "Die versteckte Kamera" im ZDF.

Zu den bekanntesten Fernsehformaten mit Fritz Egner gehören:

  • Dingsda (ARD, 1985-1994): In dieser unterhaltsamen Ratesendung mussten Prominente Begriffe erraten, die von Kindern auf humorvolle Weise umschrieben wurden. Die Sendung lebte von den originellen und oft lustigen Beschreibungen der Kinder und den Reaktionen der prominenten Gäste.
  • Heute die – morgen du! (ARD, 1992): Dieses besondere Konzert wurde von Egner moderiert und als Antwort auf rechtsextremistische Vorfälle in Deutschland veranstaltet. Es vereinte Musiker und Publikum im Zeichen von Toleranz und Solidarität gegen Gewalt.
  • Showfritz (ARD, 1990): Eine Sendereihe, in der Egner internationale Fernsehunterhaltung präsentierte. Die Show bot dem deutschen Publikum Einblicke in Formate und Trends aus anderen Ländern und Kulturen.
  • Entweder Oder (ZDF, ab 1994): Diese Show stellte Kandidaten vor die Wahl zwischen verschiedenen Aufgaben oder Fragen. Die Zuschauer erlebten Spannung und Unterhaltung durch die kniffligen Entscheidungen der Teilnehmer.
  • Glücksspirale (ZDF, ab 1994): Als Lotteriesendung bot Glücksspirale den Zuschauern die Hoffnung auf große Gewinne. Fritz Egner führte durch die Ziehungen und präsentierte die glücklichen Gewinner der Veranstaltung.
  • Versteckte Kamera (ZDF, 1995-2003): In dieser Sendung wurden ahnungslose Passanten in lustige und unerwartete Situationen gebracht. Egner moderierte die Sendung und führte die Zuschauer zu den versteckten Kameras und den humorvollen Reaktionen der Beteiligten.
  • WWW – Die Witzigsten Werbespots der Welt (Sat.1, 1996-2005): Diese Sendung stellte die lustigsten und kreativsten Werbespots aus aller Welt vor. Egner präsentierte die Clips mit Charme und Humor, was die Sendung zu einem unterhaltsamen Highlight machte.
  • XXO – Fritz & Co (Sat.1, 1995/96): In diesem Quizformat mussten Teilnehmer knifflige Fragen lösen, um Preise zu gewinnen. Die Show war bekannt für ihren spannenden Wettbewerb und Egner's humorvolle Moderation.
  • Weltgeschichte des Tierfilms (Sat.1, 1996/1997): Egner präsentierte in dieser Sendung dokumentarische Highlights aus der Geschichte des Tierfilms. Die Sendung bot faszinierende Einblicke in die Entwicklung und Bedeutung des Tierfilms im Laufe der Jahre.

Zum 75. Geburtstag des Fernseh- und Rundfunk-Moderators am 3. August 2024 hatte der BR mit dem Film "Werner Schmidbauer trifft Fritz Egner" aus der 'Gipfeltreffen'-Reihe (unter anderem auf Facebook) gratuliert. 

Vor kurzem verstarb die bekannte Schauspielerin Karin Baal ("Die Halbstarken", Edgar-Wallace-Filme), deren bewegtes Leben trotz ihres Erfolgs von persönlichen Krisen geprägt war.

Der Filmklassiker "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" bleibt auch 2024 ein fester Bestandteil des weihnachtlichen Fernsehprogramms. Neben traditionellen Sendeterminen locken alternative Streaming-Optionen das Publikum vor die Bildschirme.