Angst vor dem Alleinsein und Stalking
Wer einen Fitzek liest, gibt das Buch nicht so schnell mehr aus der Hand. So ist es auch bei «Der Nachbar». Der Schriftsteller beschäftigt sich auf den knapp 370 Seiten nicht nur mit den Gefahren aus der nahen Umgebung, sondern auch mit der Angst vor dem Alleinsein und dem Thema Stalking.
Wie bei dem Autor typisch sind die Kapitel relativ kurz gehalten, sie enden mit einem Cliffhanger und dramatischen Wendungen. Fitzek springt gelegentlich zwischen Gegenwart und Vergangenheit, wechselt die Perspektiven und gibt immer nur einzelne Informationen preis, sodass sich langsam ein vollständiges Bild zeichnet.
Starke Nerven gefragt
Die Spannung steigt, während man rätselt, wer sich hinter der Fassade des «Nachbarn» verbergen könnte. Zwar wirken einige der Wendungen im Verlauf der Handlung schon sehr konstruiert. Packend ist der neue Thriller jedoch allemal. Starke Nerven brauchen Leserinnen und Lesern bei den Kapiteln, in denen der «Nachbar» perfide Gewaltfantasien auslebt.
Die Vorstellung eines Stalkers, der sich durch seine Fürsorge positiv gibt, wie eine Art Schutzengel, finde er «unglaublich gruselig», sagt Fitzek. Er selbst verbinde gemischte Gefühle mit dem Thema Nachbarschaft.
Neben «wahnsinnig vielen positiven Assoziationen» – etwa an ein tolles Nachbarschaftsfest in einer früheren Wohngegend – habe er in einigen Momenten selbst schon Anlass zu Sorgenfalten bei Anwohnern gegeben.
Fitzek als Nachbar: «Ich habe noch nie die Polizei gerufen»
Böse Anrufe habe er früher etwa mal erhalten, weil er Schlagzeug gespielt habe. «Es gab eine bestimmte Erleichterung, als ich weggezogen bin». Mittlerweile habe er ein elektrisches Schlagzeug, das er über Kopfhörer spielen könne. «Da stört das Geklöppel nur die eigene Familie».
Auch durch Umbaumaßnahmen in seiner Wohnung während der Corona-Pandemie habe er bei Anwohnern im Haus für Kummer gesorgt, erzählt Fitzek. «Ein Nachbar war so eine heimliche Baupolizei, der nachts mit einer Taschenlampe über die Baustelle gehirscht ist. Ich habe ihm irgendwann eine Mail geschrieben, er soll mir sagen, wann er da ist, dann kann ich das Licht anlassen. Ich finde das ja ganz praktisch, wenn jemand ein Auge auf alles wirft.»
Insgesamt hält sich der 54-Jährige, der sich zum Krimi-Liebling der Deutschen gemausert hat, für einen umgänglichen Nachbarn. «Ich habe noch nie die Polizei gerufen, oder irgendwo geklopft», sagt er und fügt hinzu: «Ich mache keinen Terz, selbst wenn ich am nächsten Morgen um 6 Uhr raus musste und mitten in der Nacht noch Party ist».