Von Sachsen aus haben Kraftklub nach ihrer Gründung 2009 im Eiltempo die Republik erobert. Nach dem rasanten Aufstieg und Jahren voll mit Konzerten und Verpflichtungen hatten sich die fünf Musiker eine längere Pause gegönnt. Nicht einen Auftritt spielten die Jungs aus Chemnitz im vergangenen Jahr. Dafür verbrachten sie nach einigen Monaten Nichtstun viel Zeit im Proberaum und Studio.
Bomberjacken, Hosenträger, Poloshirts und Skinny Jeans - meist einheitlich , fast uniformiert. Der Kleidungsstiel der fünf Musiker aus Chemnitz hat Wiedererkennungswert. Der Musikstiel der deutschsprachigen Band lässt sich am besten als eine Mischung aus Indie, Punkrock und Rap bezeichnen. Musikgenres die an sich erst einmal sehr gegensätzlich erscheinen und vielleicht ist genau das das Erfolgsrezept von Kraftklub. In ihren ersten Jahren als Band traten Kraftklub als Vorgruppe für Beatsteaks, Fettes Brot, Casper, Die Toten Hosen, Die Ärzte und Rammstein auf - neben einigen von ihnen steht ihr Name in diesem Jahr auf dem Banner von Rock im Park. Dort spielen Kraftklub am Freitag um 23.25 Uhr auf der Beack's Park Stage.
Am gleichen Tag - am 2. Juni - erscheint auch ihr drittes Album "Keine Nacht für Niemand". Mit ihren ersten beiden Alben - "Mit K" und "In Schwarz" - landete die Bands auf dem ersten Platz der deutschen Album-Charts. Mit "Dein Lied" hat Kraftklub bereits am 16. März einen Song aus ihrem neuen Album veröffentlicht. Streichorchester zu Sprechgesang geben Ausblick auf ein musikalisch breit aufgestelltes Album.
Kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums und dem Beginn der Festivalsaison 2017 sprachen Sänger Felix Brummer, Gitarrist Steffen Israel und Schlagzeuger Max Marschk mit der Deutschen Presse-Agentur. Vor allem Brummer hat viel zu erzählen - mit gewohnter Selbstironie.
In "Band mit K", dem ersten Song des neuen Albums, singen Sie: "Das ist kein Scheinwerferlicht, das ist ein Heiligenschein." Heißt das: Die Heilsbringer der deutschen Indie-Musik sind zurück?
Felix Brummer: Wir haben gedacht, wir fangen direkt mal sympathisch an. Wir sehen uns als Mischwesen zwischen Rockstar-Klischee und fast schon sakraler Priesterfigur.
Wie sind Sie an die neue Platte herangegangen?
Steffen Israel: Bevor wir angefangen haben, haben wir uns gesagt: "Wir machen jetzt erstmal Pause." Und zwar solange, bis wir wieder Bock haben. Wir hatten keinen Zeitstress. Die Pause hielt aber nicht so lange. Bald hatten wir wieder Bock, in den Proberaum zu gehen und neue Sachen zu machen. Wir haben so lange an Songs gefeilt, bis sie wirklich fertig waren.
War es vorher anders?
Steffen Israel: Da war es schon so, dass wir gesagt haben: "Wir müssen ein neues Album machen." Der Prozess war auch anders: Vieles ist erst im Studio entstanden, was bei dem neuen Album nicht so war.
Hardrock, Orchester, Synthiepop-Klänge - die Platte klingt vielseitiger als Ihre bisherigen Werke. Warum?
Felix Brummer: Die ersten beiden Platten waren musikalisch sehr von dem Live-Gedanken geprägt. Da ging es um: schneller, lauter, mehr. Es sollte immer knallen und ballern. Das war auch geil. Wir haben uns musikalisch davon frei gemacht, dass die Leute in jeder Sekunde abgehen müssen. Das ist entspannter und viel experimenteller.
Max Marschk: Wir haben uns in dem Album komplett von vielen Sachen gelöst, die wir abgefeiert haben, als wir jung waren. Wir haben uns weiterentwickelt. Es ist viel analoger und musikalischer. Auch Felix hat sich mit den Texten weiterentwickelt.
Das Album ist voller Referenzen. Auf Ol' Dirty Bastard oder Depeche Mode zum Beispiel. Farin Urlaub und Sven Regener von Element of Crime singen auf der Platte. Eine Hommage an Ihre Vorbilder?
Felix Brummer: Wir fanden es immer etwas albern, wenn Leute sagen: "Wir haben keine Vorbilder." Man konnte unseren Songs bereits immer deutlich anhören, wovon sie inspiriert sind. Vielleicht wird auf dem Album besonders klar, woher wir musikalisch kommen.
Die ersten beiden Alben gingen jeweils direkt auf Platz eins. Was bedeutet Ihnen Erfolg?
Felix Brummer: Die Wikipedia-Einträge über die Nummer-Eins-Alben haben für uns weniger mit Erfolg zu tun.
Steffen Israel: Das sieht schon schön aus. (lacht) Wir freuen uns eher, wenn die Leute zu unseren Konzerten kommen. Wenn wir sehen, es besteht Interesse, die Leute wollen uns live sehen. Ticketvorverkäufe sind uns wichtiger als Plattenvorverkäufe.
Felix Brummer: Wir haben uns immer als Live-Band begriffen. Status und Erfolg haben wir nie in Goldenen Schallplatten gemessen. Sondern eher daran, wie viele Leute zu Konzerten kommen oder wo wir auf den Festivalplakaten stehen.
Die Single "Fenster" enthält scharfe Gesellschaftskritik. Dabei nehmen Sie besorgte Wutbürger in den Fokus. Wie blicken Sie auf den aktuellen Zeitgeist und das politische Geschehen?
Felix Brummer: Wir sind eine Band aus fünf Menschen, die sehr politisch denken. In Zeiten wie diesen ist es schwer, sich diesem Wandel zu entziehen, der sich gerade vollzieht und den nicht kritisch zu betrachten. Wir haben viel darüber geredet, ob man nun politische Songs machen muss und die eigene Meinung - die eigene vermeintliche Wahrheit - präsentieren muss. Das finden wir immer schon ein bisschen anmaßend. Dass man sagt: "Weil unsere Band so viele Leute hören, muss das jetzt gesagt werden, damit die Leute auf den richtigen Trichter kommen." Das ist arrogant.
Ihre Haltung wird aber sehr deutlich in manchen Songs.
Felix Brummer: Das ist ja noch mal was anderes. Dass eine Haltung durchkommt, davon gehe ich aus. Wir sind schließlich fünf politisch denkende Jungs. Wer sich in diesen Zeiten als unpolitisch hinstellt, den kann ich nicht ernstnehmen.
Jan Böhmermann hat die deutsche Pop-Industrie und den Musikpreis Echo als unpolitisch und austauschbar kritisiert. Wie wichtig ist, dass Musik auch Haltung transportiert?
Felix Brummer: Ich verstehe das. Ich höre mir auch lieber Musik an, wo ich das Gefühl habe: Da wird eine Haltung transportiert, die ich irgendwie teile. Sie ist streitbar, interessant, polarisierend - und spannend. Ich habe nicht das Bedürfnis, deutsche Befindlichkeitsmusik zu hören, die so im Radio rauf und runter läuft. Das fühle ich nicht. Ich bin da wahrscheinlich nicht die Zielgruppe.
Kraftklub: Indie, Punkrock und Rap
Bomberjacken, Hosenträger, Poloshirts und Skinny Jeans - meist einheitlich , fast uniformiert. Der Kleidungsstiel der fünf Musiker aus Chemnitz hat Wiedererkennungswert. Der Musikstiel der deutschsprachigen Band lässt sich am besten als eine Mischung aus Indie, Punkrock und Rap bezeichnen. Musikgenres die an sich erst einmal sehr gegensätzlich erscheinen und vielleicht ist genau das das Erfolgsrezept von Kraftklub. In ihren ersten Jahren als Band traten Kraftklub als Vorgruppe für Beatsteaks, Fettes Brot, Casper, Die Toten Hosen, Die Ärzte und Rammstein auf - neben einigen von ihnen steht ihr Name in diesem Jahr auf dem Banner von Rock im Park. Dort spielen Kraftklub am Freitag um 23.25 Uhr auf der Beack's Park Stage. Am gleichen Tag - am 2. Juni - erscheint auch ihr drittes Album "Keine Nacht für Niemand". Mit ihren ersten beiden Alben - "Mit K" und "In Schwarz" - landete die Bands auf dem ersten Platz der deutschen Album-Charts. Mit "Dein Lied" hat Kraftklub bereits am 16. März einen Song aus ihrem neuen Album veröffentlicht. Streichorchester zu Sprechgesang geben Ausblick auf ein musikalisch breit aufgestelltes Album.
Interview: Das neue Album von Kraftklub wird entspannter und experimenteller
Kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums und dem Beginn der Festivalsaison 2017 sprachen Sänger Felix Brummer, Gitarrist Steffen Israel und Schlagzeuger Max Marschk mit der Deutschen Presse-Agentur. Vor allem Brummer hat viel zu erzählen - mit gewohnter Selbstironie.In "Band mit K", dem ersten Song des neuen Albums, singen Sie: "Das ist kein Scheinwerferlicht, das ist ein Heiligenschein." Heißt das: Die Heilsbringer der deutschen Indie-Musik sind zurück?
Felix Brummer: Wir haben gedacht, wir fangen direkt mal sympathisch an. Wir sehen uns als Mischwesen zwischen Rockstar-Klischee und fast schon sakraler Priesterfigur.
Wie sind Sie an die neue Platte herangegangen?
Steffen Israel: Bevor wir angefangen haben, haben wir uns gesagt: "Wir machen jetzt erstmal Pause." Und zwar solange, bis wir wieder Bock haben. Wir hatten keinen Zeitstress. Die Pause hielt aber nicht so lange. Bald hatten wir wieder Bock, in den Proberaum zu gehen und neue Sachen zu machen. Wir haben so lange an Songs gefeilt, bis sie wirklich fertig waren.
War es vorher anders?
Steffen Israel: Da war es schon so, dass wir gesagt haben: "Wir müssen ein neues Album machen." Der Prozess war auch anders: Vieles ist erst im Studio entstanden, was bei dem neuen Album nicht so war.
Hardrock, Orchester, Synthiepop-Klänge - die Platte klingt vielseitiger als Ihre bisherigen Werke. Warum?
Felix Brummer: Die ersten beiden Platten waren musikalisch sehr von dem Live-Gedanken geprägt. Da ging es um: schneller, lauter, mehr. Es sollte immer knallen und ballern. Das war auch geil. Wir haben uns musikalisch davon frei gemacht, dass die Leute in jeder Sekunde abgehen müssen. Das ist entspannter und viel experimenteller.
Max Marschk: Wir haben uns in dem Album komplett von vielen Sachen gelöst, die wir abgefeiert haben, als wir jung waren. Wir haben uns weiterentwickelt. Es ist viel analoger und musikalischer. Auch Felix hat sich mit den Texten weiterentwickelt.
Das Album ist voller Referenzen. Auf Ol' Dirty Bastard oder Depeche Mode zum Beispiel. Farin Urlaub und Sven Regener von Element of Crime singen auf der Platte. Eine Hommage an Ihre Vorbilder?
Felix Brummer: Wir fanden es immer etwas albern, wenn Leute sagen: "Wir haben keine Vorbilder." Man konnte unseren Songs bereits immer deutlich anhören, wovon sie inspiriert sind. Vielleicht wird auf dem Album besonders klar, woher wir musikalisch kommen.
Die ersten beiden Alben gingen jeweils direkt auf Platz eins. Was bedeutet Ihnen Erfolg?
Felix Brummer: Die Wikipedia-Einträge über die Nummer-Eins-Alben haben für uns weniger mit Erfolg zu tun.
Steffen Israel: Das sieht schon schön aus. (lacht) Wir freuen uns eher, wenn die Leute zu unseren Konzerten kommen. Wenn wir sehen, es besteht Interesse, die Leute wollen uns live sehen. Ticketvorverkäufe sind uns wichtiger als Plattenvorverkäufe.
Felix Brummer: Wir haben uns immer als Live-Band begriffen. Status und Erfolg haben wir nie in Goldenen Schallplatten gemessen. Sondern eher daran, wie viele Leute zu Konzerten kommen oder wo wir auf den Festivalplakaten stehen.
Die Single "Fenster" enthält scharfe Gesellschaftskritik. Dabei nehmen Sie besorgte Wutbürger in den Fokus. Wie blicken Sie auf den aktuellen Zeitgeist und das politische Geschehen?
Felix Brummer: Wir sind eine Band aus fünf Menschen, die sehr politisch denken. In Zeiten wie diesen ist es schwer, sich diesem Wandel zu entziehen, der sich gerade vollzieht und den nicht kritisch zu betrachten. Wir haben viel darüber geredet, ob man nun politische Songs machen muss und die eigene Meinung - die eigene vermeintliche Wahrheit - präsentieren muss. Das finden wir immer schon ein bisschen anmaßend. Dass man sagt: "Weil unsere Band so viele Leute hören, muss das jetzt gesagt werden, damit die Leute auf den richtigen Trichter kommen." Das ist arrogant.
Ihre Haltung wird aber sehr deutlich in manchen Songs.
Felix Brummer: Das ist ja noch mal was anderes. Dass eine Haltung durchkommt, davon gehe ich aus. Wir sind schließlich fünf politisch denkende Jungs. Wer sich in diesen Zeiten als unpolitisch hinstellt, den kann ich nicht ernstnehmen.
Jan Böhmermann hat die deutsche Pop-Industrie und den Musikpreis Echo als unpolitisch und austauschbar kritisiert. Wie wichtig ist, dass Musik auch Haltung transportiert?
Felix Brummer: Ich verstehe das. Ich höre mir auch lieber Musik an, wo ich das Gefühl habe: Da wird eine Haltung transportiert, die ich irgendwie teile. Sie ist streitbar, interessant, polarisierend - und spannend. Ich habe nicht das Bedürfnis, deutsche Befindlichkeitsmusik zu hören, die so im Radio rauf und runter läuft. Das fühle ich nicht. Ich bin da wahrscheinlich nicht die Zielgruppe.