«Gemessen werden muss von Wand zu Wand, vom ersten bis zum letzten Stand», heißt es in einer von der Gema am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung. Heruntergebrochen bedeutet das: Je größer die beschallte Fläche, desto höher die Lizenzkosten. Die Musik an den einzelnen Buden ist von dem Streit nicht betroffen. Für die dort abgespielte Musik schließen die Schausteller eigene Verträge mit der Gema ab.
Sind also die Kosten gestiegen, weil viele Weihnachtsmärkte größer geworden sind? Das könnte eine Möglichkeit sein, so Gema-Sprecherin Ursula Goebel zur Deutschen Presse-Agentur. Viele Märkte seien in den vergangenen Jahren gewachsen und auch die Öffnungszeiten seien oft verlängert worden. Doch die Gema macht vor allem einen anderen Grund aus.
Falsche Angaben und fehlende Kontrolle
«Wir wissen, dass einzelne Weihnachtsmärkte falsche Angaben gemacht haben. Einige große, umsatzstarke Märkte haben uns deutlich zu kleine Flächen gemeldet», erklärt Gema-Vorstandsmitglied Georg Oeller. Die Gema habe die Gesamtfläche der Märkte bis 2022 nicht kontrolliert, sondern sich in den vergangenen Jahren auf die gewissenhafte und korrekte Anmeldung der Weihnachtsmarktbetreiber verlassen.
«Jetzt haben wir aber im letzten Jahr stichprobenartig überprüft und gemerkt: Das ist nicht der Fall», so Goebel. Einige Weihnachtsmarktbetreiber hatten da wohl ein Auge zugedrückt. «Ich will nicht allen vorsätzliches Handeln vorwerfen, aber es gibt sicher einige, die in den vergangenen Jahren falsche Flächen angemeldet haben oder das einfach nicht gewusst haben», sagt die Sprecherin.
Teuer ist die Musik dabei im Grunde nicht. 2,5 Cent gehen laut Gema von den Einnahmen pro Besuch für Musik ab – durchschnittlich hinterlasse jeder Besucher rund 18 Euro. «Kein Weihnachtsmarkt muss auf Musik verzichten, nur weil diese Musik durch die Gema lizenziert wird», meint Oeller.
Einigungen werden gesucht
Der Deutsche Städtetag hat auf die Situation reagiert und das Gespräch mit der Verwertungsgesellschaft gesucht. «Uns wurde zugesagt, dass die Gema auf die Städte mit signifikant höheren Rechnungen zugehen wird, um Lösungen dafür zu finden», teilt der Deutsche Städtetag mit. In Leipzig wurde laut Informationen des MDR bereits ein Rabatt in Höhe von 50 Prozent auf die Mehrkosten gewährt.
Der Gema-Vorstand blickt kritisch auf die Arbeit des Städtetags. «Im Hinblick auf die Weihnachtsmärkte ist der Verband seiner Aufgabe, noch deutlicher über die Anwendung des Tarifs zu informieren, offensichtlich nicht ausreichend nachgekommen», so Oeller.
Auch die Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland befindet sich nach eigenen Angaben mit der Gema in Verhandlungen. Aus Sicht der Bundesvereinigung geht es um zwei Punkte: Einerseits brauche es bessere Definitionen für die verschiedenen Tarife der Gema und andererseits solle darüber gesprochen werden, ob die derzeitigen Tarifmodelle überhaupt angemessen seien für Stadtfeste.
«Tag der Stille» geplant
Aus Protest soll es deshalb am Montag auf Weihnachtsmärkten in Hannover, Leipzig, Dresden, Erfurt, Magdeburg, Rostock, Quedlinburg und Goslar komplett still bleiben. Am sogenannten «Tag der Stille» kann wohl also kein Weihnachtsklassiker mit dem Glühwein in der Hand mitgesungen werden.