Aus seinem reichen Erfahrungsschatz gibt er nun handfeste Tipps weiter. Etwa, bei Firmen-Weihnachtsfeiern unbedingt einen frühen Zeit-Slot zu wählen. Die Wirkung des Alkohols im Publikum ist dann für den Weihnachtsmann noch beherrschbar. Achtet man nicht darauf, kann es passieren wie einst bei Dößereck, der mal quer durch den Raum mit den Worten «Jetzt kommt die Scheiße auch noch!» empfangen wurde. «Am Ende gab es aber ein großes Lob vom Chef, wie ich den Herrn freundlich eingefangen habe», sagt er.
Wenn man ihn fragt, was einen guten Weihnachtsmann ausmacht, sagt er, dass man mehrere Jobs vereinen müsse: Schauspieler, Psychologe und auch Kurier-Fahrer, denn man ist viel unterwegs. Und man müsse Freundlichkeit mit natürlicher Autorität verbinden können. Der Weihnachtsmann und der Nikolaus bräuchten «Richtlinienkompetenz», sagt Dößereck. So wie ein Bundeskanzler.
Eine Männer-Domäne
Manche Kursteilnehmer bringen viel Erfahrung mit. Etwa Peter aus Bottrop, der schon seit 1991 unterwegs ist und sich «Revierweihnachtsmann» und «Reviernikolaus» nennt. Ein anderer, Eric, hat den Job «erst zwei-, dreimal» im Schützenverein gemacht. Für jeden aber erkennbar besitzt der 66-Jährige großes Potenzial. Weißes Haupthaar und Bart wirken so perfekt, dass man ihn sowohl als Weihnachtsmann als auch als Käpt’n Iglo besetzen könnte.
Dass die Weihnachtsmann-Branche eher ein Männer-Business ist, ist offensichtlich. Wobei: Frauen habe es durchaus schon in der Schulung gegeben, sagt Ober-Weihnachtsmann Dößereck. Das Problem sei aber, dass sie nicht angefragt würden. «Oder wenn sie angefragt werden, dann leider immer so in Richtung "sexy Weihnachtsfrau".» Das ist mit ihm nicht zu machen.
Mit Technik-Tricks zum Erfolg
Die Weihnachtsmann-Bubble ist eine eigene Welt – mit ganz speziellen Fragen, die man in keinem normalen Job findet. Kursteilnehmer Bastian will etwa wissen: Stört es die Polizei, wenn man mit Zipfelmütze und Rauschebart Auto fährt? Ist ja denkbar zwischen zwei Auftritten. Peter rät prompt zu Gelassenheit. Er habe schon im vollen Ornat an einer Ampel neben einem Polizeiauto gehalten. «Die machen da nix!»
Überhaupt kann man von Peter viel lernen. Auch, wie man den Bischofsstab, der zum Nikolaus gehört, an Kindern vorbeischmuggelt. «Ich habe jetzt einen, den man in der Mitte auseinanderschrauben kann. So passt er in die Tasche», erklärt er. Vor dem Auftritt dreht er die Teile einfach wieder zusammen. «Auch wenn ich mich dabei fühle wie bei der Mafia, beim Aufschrauben eines Zielfernrohrs.»
Ein kleines bisschen Mafia-Wissen ist also doch im Raum.