Schon in 10 Jahren könnte der weltweite Kakao-Bedarf nicht mehr gedeckt sein. Der Klimawandel und eine gefährliche Viruserkrankung gefährden die Kakao-Pflanze.
Kakaomasse, Kakaobutter und Zucker werden zusammen zur wohl köstlichsten Nascherei der Welt: Es sind die Hauptzutaten der Schokolade. Ohne Kakao geht´s nicht. Doch genau der ist nun in Gefahr, warnen Experten.
In 30 Jahren werden rund 90 Prozent der derzeitigen Anbauflächen nicht mehr für die Kakao-Produktion geeignet sein - das ergaben Berechnungen der amerikanischen Wetter- und Ozeanographiebehörde (NOAA). Noch dringlicher stellt es der Nachrichtendienst Bloomberg dar: Bereits 2030 wird der weltweite Kakao-Bedarf nicht mehr gedeckt sein, weil 2 Millionen Tonnen Kakao fehlen. Woran liegt das?
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Zu warm für die Kakao-Pflanze Täglich geht der Klimawandel durch die Medien. Die daraus resultierende Erderwärmung wird nun auch für den Kakao-Anbau zum Problem. Kakao wächst größtenteils in Westafrika, vor allem in Ghana und der Elfenbeinküste. Entlang des Äquators herrschen ideale Witterungsbedingungen für die Kakao-Pflanze, nämlich viel Regen, eine hohe Luftfeuchtigkeit und warme Temperaturen. Schon ein globaler Temperaturanstieg von 2,1 Grad Celsius würde dieses Gleichgewicht empfindlich stören.
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CSSD: Ein gefährliches Pflanzenvirus Doch wie das Magazin Spektrum.de berichtet, ist das nicht die einzige Gefahr für den Schokoladen-Grundstoff. Ein tückisches Virus namens CSSD (Cacao Swollen Shoot Disease) infiziert ghanaische Kakao-Bäume. Die Krankheit ist zuerst schwer zu erkennen. Dann verfärben sich die Venen der Blätter, Stamm und Triebe schwellen an. Das Wachstum der Früchte und die Qualität der Kakao-Bohnen leidet darunter. Innerhalb von drei Jahren führt der Erreger zum Tod der Pflanze.
Es ist schwierig das 1936 entdeckte Virus einzudämmen. Zum einen können die ohnehin armen Kakao-Bauern betroffene Pflanzen nicht einfach vernichten. Lieber akzeptieren sie geringere Erträge. Zum anderen wird CSSD von Schmierläusen übertragen. Auf großen Plantagen mit vielen, dicht an dicht stehenden Pflanzen ist diesen kaum Einhalt zu gebieten. Erschwerend kommt hinzu, dass Kakao-Bäume keine natürlichen Abwehrkräfte gegen die Erreger haben. Badnaviren sind in Afrika beheimatet. Nicht so der Kakao. Der kommt ursprünglich aus dem Amazonas-Gebiet.
Wirtschaftlich und politisch verheerend Die Wahrscheinlichkeit ist also recht hoch, dass wir bald nicht mehr genügend Schokolade haben werden. Was Schokoholics wie ein harter Schlag erscheint, ist aber nichts gegen das Schicksal der Kakao-Produzenten. Nicht umsonst kennt man Kakao auch als "braunes Gold". Nach Angabe der World Cocoa Foundation leben rund 50 Millionen Menschen weltweit vom Kakao-Anbau - davon 6 Millionen allein an der Elfenbeinküste. Verlieren diese ihren Lebensunterhalt, können politische Unruhen die Folge sein.
Kann die Schokolade noch gerettet werden? Es besteht Handlungsbedarf. Von Maßnahmen gegen den Klimawandel mal abgesehen existieren drei mögliche Lösungsansätze. Australische Forscher der Universität Queensland arbeiten an der Entwicklung eines mobilen DNA-Bestimmungsgeräts. Damit sollen Bäume, die von CSSD befallen sind, noch vor Ausbruch der üblichen Krankheitsanzeichen erkannt werden. Ein anderer Ansatz ist es, die Kakao-Plantagen durch eine Barriere CSSD-resistenter Pflanzen wie Kautschuk zu schützen. Am umstrittensten ist die gentechnische Modifizierung der Kakaopflanzen. So könnten diese widerstandsfähiger gegen Viren und das Wetter gemacht werden.