Im EM-Kader des Bundestrainers finden sich einige Überraschungen. Zurecht? Ein Pro und Contra zur Nominierung.
Der vorläufige Kader der deutschen Nationalmannschaft für die Fußball-EM 2016 steht. Ein pro und Contra zur Auswahl des Bundestrainers:
Eine stimmige Mischung: ein Pro von Redakteur Christian Pack
Mir gefällt Jogis Mischung. Zum einen, weil er starke Leistungen junger Spieler (Brandt, Kimmich, Weigl, Sané) belohnt. Und weil er verdiente Kicker nicht einfach rauskegelt (Schweinsteiger, Podolski, Höwedes), nur weil sie verletzt oder formschwach sind.
Im Tor ist sowieso egal, wer sich hinter Neuer auf die Bank setzen darf. Und auch wenn sich die Abwehrliste etwas holprig liest, ist die Auswahl stimmig. Für die Problem-Position Außenverteidiger hat sich leider keiner aufgedrängt. Mit Can, Rudy und Hector gibt es zumindest Kandidaten, die in dieser Saison ihre Leistung gebracht haben und Außen spielen können. Und überhaupt: Abwehr-Notlösungen haben ja schon in Brasilien gut funktioniert.
Auch weiter vorne kann man Löw wenig vorwerfen. Neben Müller (wahrscheinlich EM-Torschützenkönig) hat sich Gomez die Nominierung verdient. Götze, Reus, Kroos und Özil haben ihre Turnier-Qualitäten bewiesen. Der Rest hat es ohnehin schwer, in die erste Elf zu kommen. Sicher: Über die Nominierung von Rüdiger, Schürrle, Draxler und Bellarabi kann man streiten. Aber es gibt ja noch den 31. Mai. Dann werden vier Kandidaten gestrichen ...
Leistung ist leider nicht alles: ein Contra von Redakteur Peter Groscurth
Es gibt eben Namen bei der Nominierung einer Nationalmannschaft im Vorfeld eines großen Turniers, die viele gestandene Experten wie auch Fans regelrecht zusammen zucken lassen. 1986 war es so, als Teamchef Beckenbauer den alten Mittelfeldstrategen Felix Magath in den Kader rief. Jetzt hat Jogi Löw nicht ganz überraschend Poldi mit in seine erweiterte Mannschaft geholt. Dabei ist der gut gelaunte Kölsche Jung weit weg von der Form früherer Tage. "Das Leistungsprinzip steht über allem." Diesem Leitsatz folgt Löw - sagt er zumindest.
Aber eben nicht uneingeschränkt. Erfahrung, Verdienste, Teamfähigkeit, Perspektive, Vielseitigkeit - auch diese Faktoren fließen wohl in die Auslese ein. Und sie lassen Podi auf sein siebtes Turnier hoffen. Leistung hin oder her. Ähnliches gilt für Schürrle, Draxler oder Höwedes. Ein Leidtragender des Löw'schen Aufstellungspokers ist Marcel Schmelzer. Vor vier Jahren bei der EM dabei, hat er vielleicht die beste Saison seiner Karriere gespielt, er hätte sich die vorläufige Nominierung verdient. Aber Löw hat bisher nie ernsthaft auf den BVB-Profi gebaut. Schade auch.