Kommt die Torlinien-Technik made in Erlangen?

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Beim Erlanger Fraunhofer-Institut sieht man weiter gute Marktchancen für die vom Institut entwickelte Torlinien-Technologie. Allerdings legt die Konkurrenz in der englischen Fußballliga vor.

Die Tage für irreguläre Tore sind gezählt. Seit Beginn der Saison im August testet mit der englischen Premiere-League die erste Fußball-Profiliga eine Torlinien-Technologie in allen Stadien. Ausgerechnet im Land des Wembley-Tores, ohne das die Engländer 1966 im denkwürdigen Finale gegen Deutschland gar nicht Fußballweltmeister geworden wären, will man jetzt auf stichhaltige Beweise setzen, ob ein Ball tatsächlich im Tor ist, oder nicht.

Kein Rückschlag für das Institut
Da, wo die Konkurrenz aus England mit dem "Hawk-Eye" ist, wäre das Fraunhofer-Institut Erlangen mit seiner Torlinien-Technologie "GoalRef" auch gerne: Mit einem festen Auftrag in einer Profiliga. Man müsse verstehen, dass die Premier-League jahrelang das Thema "Hawk-Eye" gefördert habe, sagt Thomas Pellkofer vom Fraunhofer-Institut. Das System sei von der Liga gewollt und finanziert. Das sei also kein echter Rückschlag für das Institut im Ringen um einen Vertrag mit einer Profiliga.

Dennoch hat das Institut erst einmal einen Dämpfer erfahren. Zur nächsten Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien will der Weltverband Fifa das zweite deutsche System im Rennen, das sich "Goal Control" nennt, einsetzen und nicht "Goal Ref". "Wir wollten definitiv dabei sein", sagt Pellkofer. Dementsprechend sei man bei Fraunhofer enttäuscht gewesen. Lange hat das Institut gehofft, den Zuschlag für die WM zu bekommen. Doch es schaut so aus, als ob sich die Konkurrenzsysteme, die auf Kameraüberwachung des Torraums setzen, durchsetzen.

Das auf einem Magnetfeld basierende "Goal-Ref" wird wie auch das vierte von der Fifa lizenzierte System "Cairos" am Markt noch ignoriert. Wobei das so, laut Pellkofer, auch nicht zutrifft. Für ein Jahr hat das Institut die Lizenz für das Amsterdamer Stadion. Dort kann die Technologie bei Bedarf jederzeit zur Anwendung kommen.

"Wir schauen nach vorne", sagt Pellkofer. Nun will das Institut weiter an die Profiligen herantreten, vielleicht die Bundesliga später mit "Goal-Ref" versorgen. Verhandlungen laufen. Pellkofer ist überzeugt: "Unser System funktioniert!" Außerdem liege man mit "Goal Ref" unter den Kosten der Konkurrenz. "Hawk-Eye" kostet die englische Liga umgerechnet 2,4 Millionen Euro pro Saison. Das könne man billiger anbieten. Deutlich, sagt Pellkofer.

Vier von der Fifa lizenziert: zwei Kamera-, zwei Magnetfeld-Tortechnologien:

Hawk Eye
Das englische Hawk-Eye-System arbeitet mit bis acht Hochgeschwindigkeitskameras je Tor. Die Kameras nehmen aus verschiedenen Winkeln das Spielfeld auf und ebenso die Position des Balles. Das System schafft aus diesen Daten ein grafisches Bild in 3D der Flugbahn des Balles. Dem Schiedsrichter wird die Information, ob der Ball im Tor war, in einer Sekunde übermittelt.

Goal Control
Das deutsche GoalControl-4D-System basiert - ähnlich wie das "Hawk-Eye" - auf 14 Hochgeschwindigkeitskameras, die um das Spielfeld herum angeordnet und auf beide Tore ausgerichtet sind. Die Position des Balles wird automatisch in drei Dimensionen erfasst, sobald der Ball in die Nähe der Torlinie kommt. Wenn der Ball die Torlinie komplett überquert hat, sendet der Computer in weniger als einer Sekunde ein verschlüsseltes Signal an die Uhr des Schiedsrichters.

Goal Ref
Das Goal-Ref-System funktioniert wie eine Funk-Lichtschranke. Um das Tor werden magnetische Felder erzeugt. Sobald der Ball, der mit einer kleinen elektronischen Vorrichtung ausgestattet ist, die Torlinie vollständig überquert hat, wird dies erkannt. Die Position des Balles kann so exakt bestimmt werden. Die Information, dass es sich um ein Tor handelt, wird über ein Funksignal in einer Sekunde an die Schiedsrichter weitergegeben. Mit Vibration und einer Anzeige auf den Uhren erhalten die Schiedsrichter die Info.

Cairos
Das deutsche Cairos-GLT-System basiert ebenso auf einem Magnetfeld, das durch dünne Kabel, die unter dem Spielfeld verlaufen, erzeugt wird. Ein Sensor, der im Ball ist, empfängt die Signale und sendet sie weiter an ein Computersystem. Es wird errechnet, ob der Ball die Torlinie überschritten hat oder nicht. Die Schiedsrichter bekommen diese Info auf ihre Uhr mitgeteilt.

Legendär - Torlinientechnik oder nicht, schöne Dinger sind es trotzdem:





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