Das ist Matthäus' Lösung für Nagelsmanns Stürmerfrage - Sensationsdebüt für Senkrechtstarter?

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Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hat eine klare Meinung dazu, wie das Sturmproblem in der Nationalmannschaft gelöst werden soll - dabei hat Julian Nagelsmann längst eine eigene Liste mit neuen Namen.

Noch hat Neu-Bundestrainer Julian Nagelsmann die Nationalmannschaft noch nicht einmal im Training betreut, geschweige denn einen ersten Kader nominiert. Im Vorfeld der anstehenden USA-Reise des DFB-Teams allerdings haben sich schon einige Größen des deutschen Fußballs mit Ratschlägen öffentlich zu Wort gemeldet. Darunter auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, der sicher ist, die Lösung für das anhaltende Sturmproblem gefunden zu haben. 

Ginge es nach dem gebürtigen Franken, heißt die beste Option als Mittelstürmer Niclas Füllkrug (30). Mit bisher sieben Toren in neun Länderspielen, zwei davon bei der vergangenen Weltmeisterschaft in Katar, spricht Füllkrugs Quote für sich - wenngleich er nach seinem Wechsel von Bremen nach Dortmund aktuell nicht in Topform ist. Für Matthäus ist der Torjäger dennoch die beste Wahl für das von ihm präferierte 4-2-3-1-System, mit dem man 2014 schon Weltmeister wurde. In seiner Kolumne beim Pay-TV-Sender Sky betonte der 62-Jährige, dass man zwar "keinen Kane" habe, aber Füllkrug "weiß, wie man Tore macht". Das konnte der Torschützenkönig der letztjährigen Bundesligasaison auch bereits mehrfach unter Beweis stellen - unter anderem beim Fürther Kleeblatt und beim 1. FC Nürnberg.

Matthäus stellt Aufstellungs-Forderung an Nagelsmann - wer löst Deutschlands Sturmproblem?

Auch sonst hat Matthäus eine klare Meinung dazu, wie die Zukunft der Nationalmannschaft aussehen soll: "Meine Meinung ist, dass die Besten spielen sollten, die in das System passen. Ob sie bei Bayern oder Barcelona spielen oder nicht". In den letzten Monaten gab es häufig Kritik dafür, dass Ex-Bundestrainer Hansi Flick vermeintlich lieber positionsfremd aufstellte, anstatt Spieler von kleineren Vereinen eine Chance zu geben. So musste unter anderem Pascal Groß, Spielmacher vom englischen Sensations-Team Brighton&Hove Albion, lange auf sein verdientes Nationalmannschaftsdebüt warten. Und auch Füllkrug durfte erst im November 2022 erstmals ran. 

"Wenn wir darüber diskutieren, ob der Triple-Kapitän von Manchester City (Ilkay Gündogan) oder ein Jahrhundert-Talent wie Florian Wirtz spielen muss, zeigt es doch, dass wir gute Spieler haben" zeigt sich Matthäus weiter überzeugt vom Spielermaterial. Besonders im Mittelfeld wird Julian Nagelsmann wohl eher ein Luxusproblem haben: Alleine auf der 10er-Position gibt es mit Wirtz, Jamal Musiala und Kai Havertz drei Spieler, die sich um einen Stammplatz streiten würden. Sollte einer auf den Flügel ausweichen müssen, gibt es wiederum Konkurrenz in Person von Leroy Sané, Serge Gnarby oder auch Jonas Hofmann. Der neue Bundestrainer wird sich etwas überlegen müssen, um die qualitativ beste Mannschaft aufs Feld zu schicken. 

Das Sturmproblem dagegen lässt sich, auch mit Matthäus' Lösungsvorschlag, allerdings nicht so pauschal aus der Welt schaffen: Neben Füllkrug fehlt es im bisherigen Kader an Alternativen. Die Idee mit Havertz als Mittelstürmer scheint als missglücktes Experiment abgeschrieben, auch ein Serge Gnabry ist eindeutig besser auf der Außenbahn aufgehoben. Zuletzt durfte nach langer Zeit Routinier Thomas Müller mal wieder im Zentrum ran und traf prompt - auf lange Sicht ist aber auch hiermit keine Abhilfe geschafft. Umso besser trifft es sich, dass in der noch jungen Bundesligasaison besonders ein junger deutscher Stürmer schon zeigen konnte, dass man ihn auf dem Zettel haben sollte.

Ist Maximilian Beier die neue Sturmhoffnung? Nagelsmann hat noch drei weitere Namen auf dem Zettel

In der vergangenen Saison ging Maximilian Beier noch auf Leihbasis bei Hannover 96 auf Torejagd, jetzt ist ihm aber der Durchbruch bei der TSG Hoffenheim gelungen. Der 20-Jährige traf bisher viermal in fünf Spielen und sammelte dazu noch einen Assist - und das, obwohl er nur einmal über die volle Distanz mitwirken durfte. Mittlerweile gehört er dennoch zum Stammpersonal und sorgt dafür, dass Mergim Berisha, der für 14 Millionen aus Augsburg kam, noch nicht wirklich Fuß bei der TSG fassen konnte. Beier überzeugt durch seine Schnelligkeit und einen starken Abschluss, auch ansonsten zeigt er sich spielintelligent und könnte notfalls sogar über die Flügel kommen. 

Glaubt man entsprechenden Medienberichten, so hat Nagelsmann den Senkrechtstarter bereits für die USA-Reise auf dem Zettel. Wenig verwunderlich wäre dies wohl trotz allem nicht, ist Nagelsmann schließlich bekannt dafür, gerne auf die Jugend zu setzen. Dazu kann man sicher sein, dass der neue Coach genau weiß, was in Beier steckt: Als dieser 2018 nach Hoffenheim kam, war Nagelsmann dort Chef-Trainer und hatte mit Sicherheit einen genauen Überblick über die Talente im Verein. Neben Beier gibt es laut der Sport BILD auch noch andere Kandidaten für die Lösung des Sturmproblems: Kevin Behrens (32, Union Berlin), Davie Selke (28, Köln) und Robert Glatzel (29, HSV) seien die weiteren Kandidaten, die wir vielleicht schon bald im Trikot der Nationalmannschaft sehen werden.

Bei der nächsten Kadernominierung darf man also gespannt sein, ob der gewünschte Umbruch sich auch schon frühzeitig in den Personalentscheidungen bemerkbar macht. Wie sich die deutsche Mannschaft dann taktisch und spielerisch unter Nagelsmann präsentiert, ist wiederum ein anderes Thema. Es wäre durchaus möglich, dass bis zur Heim-EM im kommenden Jahr fleißig das Personal durchgetauscht wird und erst kurz vorher ein klares Gerüst und System erkennbar ist.

Vorschaubild: © Sven Hoppe/dpa