Ausschüttung von Millionenprämien bei EM: Wo werden die Preisgelder versteuert?

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Bei der Europameisterschaft 2024 geht es nicht nur um Sport und gute Laune, sondern vor allem um sehr viel Geld. Nicht nur beim Titelsieg, sondern während des gesamten Turniers können sich Fußballverbände und Spieler über Prämien freuen. Aber wie werden die eigentlich versteuert?

Die 17. Fußball-Europameisterschaft ist in vollem Gange. Noch bis zum 14. Juli spielen die Nationalmannschaften um den Titel Europameister 2024 und um Preisgelder von insgesamt 331 Millionen Euro. Das Turnier wird 650 Millionen Euro kosten. Das haben Recherchen des ZDF und des Spiegels ergeben. Allein auf die zehn Ausrichterstädte kommen laut Correctiv. Lokal und FragDenStaat Kosten in Höhe von 295 Millionen Euro zu. Bezahlt wird alles aus Steuergeldern. Für die Veranstalter UEFA (Europäischer Fußballverband) und DFB (Deutscher Fußball-Bund) ist die Europameisterschaft ein großer wirtschaftlicher Erfolg: Laut der Lohnsteuerhilfe Bayern erwarten sie einen Gewinn von 1,7 Milliarden Euro. An Steuern sollen davon aber nur 65 Millionen Euro, also gerade einmal 3,8 Prozent des Gewinns beziehungsweise zehn Prozent der Ausgaben zurück nach Deutschland fließen. Der Frage, ob da noch Geld in der Staatskasse landet und wie die Preisgelder der Spieler versteuert werden, ist die Lohnsteuerhilfe Bayern nachgegangen. 

Als Antrittsprämie gibt es demnach für die 24 qualifizierten Nationalteams jeweils 9,25 Millionen Euro von der UEFA. Dazu erhalten die 24 Mannschaften für jeden Sieg eine Million und 500.000 Euro für jedes Unentschieden bei den Gruppenspielen. Den 16 Teams, die das Achtelfinale erreichen, winken jeweils 1,5 Millionen Euro. Das Viertelfinale bringt 2,5 Millionen Euro ein und für den Einzug ins Halbfinale gibt es vier Millionen Euro für je vier Teams. Der Vizeeuropameister streicht ganze fünf Millionen ein und der Europameister kann sich über eine Siegesprämie in Höhe von acht Millionen Euro für den Titel freuen. Insgesamt gibt es für den finalen EM-Sieger im Verlauf aller Spielrunden inklusive dreier Gruppensiege den Maximalbetrag von 28,25 Millionen Euro. Sollte Deutschland Europameister werden, fließt diese Summe von der UEFA an den DFB und nicht an die Spieler.

EM 2024: Wie viel erhalten die Spieler von den Siegesprämien?

Die nationalen Verbände legen für ihr Land jeweils eigenständig fest, wie viel sie von den erfolgsbezogenen Preisgeldern ihren Mannschaftsspielern vertraglich zukommen lassen. Es wird also nur ein Teil davon an die Spieler weitergegeben. So soll jeder einzelne Spieler des deutschen EM-Kaders bei einem Gruppensieg 50.000 Euro erhalten. Der Einzug ins Viertelfinale bringt jedem doppelt so viel ein, das Halbfinale nochmals 50.000 Euro mehr. Erspielen sie den Vizeeuropameistertitel, dürfen sie sich über 250.000 Euro freuen. Im Falle des Titelgewinns erhält jeder die Rekordprämie von 400.000 Euro. Von den 28,25 Millionen zahlt der DFB somit 10,4 Millionen an die Spieler aus. Die Differenz sind Einnahmen des DFB, mit denen er unter anderem die Ausgaben für die Spieler, beispielsweise in Form von Übernachtungskosten und Verpflegung, bestreitet oder die Finanzierung des DFB-Campus stützt.  

Die Nationalmannschaft für die EM wird aus Spielern von verschiedenen Clubs zusammengestellt. Der jeweilige Fußballclub, für den sie normalerweise vertraglich spielen, ist ihr Arbeitgeber. In dieser Funktion zahlt er seinen angestellten Spielern die Vereinsgehälter aus und ist für deren Besteuerung zuständig. Das gilt auch für die Prämien, welche die Spieler vom DFB erhalten. Der Heimatverein müsste die Steuern abführen, solange es ein deutscher Profi-Club ist.

Da sich der DFB die besten Spieler aus allen Clubs holt, sind das alle Spitzenverdiener. Mit einem Jahresgehalt von 1,4 Millionen Euro zählt Maximilian Mittelstädt ebenso dazu wie Manuel Neuer mit seinen 21 Millionen Euro oder Toni Kroos mit mehr als 24 Millionen Euro. Daher kommt bei der Versteuerung der Preisgelder der Spitzensteuersatz in Höhe von 45 Prozent plus 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer zum Tragen. Sozialabgaben spielen hier keine Rolle mehr, da die Beitragsbemessungsgrenzen mit dem Grundgehalt überschritten sind. Bei einem EM-Sieg fallen so für jeden Spieler auf die Prämie von 400.000 Euro insgesamt 189.900 Euro Steuern an.

Welches Land kassiert die Steuern aus der EM?

 Tobias Gerauer, Steuerberater und Vorstand der Lohnsteuerhilfe Bayern, erklärt zudem, dass Spieler anderer europäischer Nationalmannschaften bei internationalen Löhnen die Beträge normalerweise in dem Land versteuern müssen, in dem sie entstanden sind. Somit hat Deutschland als Austragungsland dem Grunde nach das Besteuerungsrecht, was nicht gleichzeitig bedeutet, dass alle Nationalteams die Prämien in Deutschland versteuern. Hierfür müsste man wissen, welche Steuererleichterungen und Steuererlasse das Bundesministerium der Finanzen ausgesprochen hat. Die Einnahmen der UEFA jedenfalls werden größtenteils steuerfrei belassen, wobei über die exakte Höhe bislang von Regierungsseite geschwiegen wird.

Ob das ebenfalls für die Preisgelder der nationalen Fußballverbände gilt, ist ebenso unbekannt. Allgemein gilt für Mannschaftssportarten ein kompletter Steuererlass, wenn dieser im Gegenzug im jeweiligen ausländischen Staat für in Deutschland ansässige Sportler und Clubs auch gilt. Welche Steuererlasse und Steuernachlässe für die Fußball-EM zugesagt wurden, "werden wir aufgrund des Steuergeheimnisses wohl leider nicht erfahren", so die Lohnsteuerhilfe Bayern.

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Vorschaubild: © Marijan Murat (dpa)