FCN: Castrop-Lücke, Ujah-Gefahr und ein besonderes Bruderduell gegen Braunschweig

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Eintracht Braunschweig - 1. FC Nürnberg
Braunschweigs Johan Gomez (links) im Zweikampf mit Nürnbergs Jens Castrop. Zu dem Duell wird es im Rückspiel am Samstag nicht kommen. Castrop fehlt gesperrt.
Eintracht Braunschweig - 1. FC Nürnberg
Swen Pförtner/dpa
FCN: Wird Ujah wieder zum Nürnberg-Schreck?
Eintracht Braunschweigs Stürmer Anthony Ujah traf im Hinspiel gegen den 1. FC Nürnberg gleich doppelt. Danach warf ihn eine Schulterverletzung aus der Bahn.
Eintracht Braunschweig - 1. FC Kaiserslautern
David Inderlied/dpa

Nach dem verlorenen Frankenderby rutscht der 1. FC Nürnberg in der Tabelle weiter ab. Ein Erfolgserlebnis gegen Eintracht Braunschweig wäre bitter nötig. Die Statistik macht Mut, auch wenn FCN-Trainer Fiél eine große Lücke schließen muss.

Nach der ärgerlichen Pleite im Frankenderby bei der SpVgg Greuther Fürth geht es für den 1. FC Nürnberg am Samstag (2. März 2024, 13 Uhr) im heimischen Max-Morlock-Stadion gegen Eintracht Braunschweig weiter (die Partie gibt es live im TV und Stream).

Es ist ein traditionsreiches Duell zwischen den beiden Bundesliga-Gründungsmitgliedern. Ende der 1960er-Jahre gehörten Braunschweig und Nürnberg zu den absoluten Top-Teams in Deutschland. 1967 wurde Eintracht Braunschweig sogar Deutscher Meister – übrigens durch einen 4:1-Sieg gegen den Club am letzten Spieltag - und ein Jahr später dann von Nürnberg entthront.

Update vom 01.03.2024: Besonderes Bruderduell bei Nürnberg gegen Braunschweig

Wenn der Club gegen Braunschweig spielt, ist das auch ein kleines Familienduell zwischen den Brüdern Jannes und Florian Horn. Jannes (27), seit Sommer 2023 im FCN-Dress unterwegs, ist ebenso wie sein älterer Bruder Florian (41) in Braunschweig geboren. Der Club-Verteidiger hat aber nie für die Eintracht gespielt, er durchlief die Jugendmannschaften des VfL Wolfsburg, bevor er 2017 zum 1. FC Köln wechselte. Über Hannover 96 und den VfL Bochum landete er schließlich in Nürnberg. 

Florian Horn ist kein Fußballprofi geworden, arbeitet aber als Physiotherapeut für die Eintracht aus Braunschweig. "Somit werde ich ihn [Florian] im Stadion treffen. Das wird etwas sehr Spezielles für mich“, verrät Jannes auf der FCN-Homepage. Jannes Horn weiter: "Es wird jetzt das fünfte Aufeinandertreffen mit meinem Bruder und meine Bilanz ist ganz gut. Ich hoffe natürlich, dass ich sie am Samstag ausbauen kann." Dabei geht es um mehr als drei Punkte, die beiden Brüder haben noch eine Wette am Laufen. "Wir werden im Sommer unseren Urlaub gemeinsam in Portugal verbringen. Der Verlierer zahlt die Flüge", erklärt der ältere Bruder Florian. 

Die beiden Brüder haben laut eigenen Angaben ein sehr enges Verhältnis, "schreiben täglich miteinander und telefonieren mehrmals in der Woche." Florian ist stolz, dass es sein "kleiner" Bruder zum Profi geschafft hat: "Jannes hat im jungen Alter seine Heimat verlassen, um es zum Fußballprofi zu schaffen. Er musste dabei einige Hürden meistern, sein Weg war nicht immer leicht. Als großer Bruder bin ich sehr stolz auf ihn und auf alles, was er bisher erreicht hat. Fußballerisch und als Privatperson." Bleibt noch die wichtige Frage: Wem drückt das Elternhaus am Samstag die Daumen? "Unsere Mutter ist im Stadion. Wenn ich ehrlich bin, wäre für sie ein Unentschieden am besten", sagt Jannes Horn lachend. Wenn es nach ihm geht, bleiben die Punkte natürlich in Nürnberg: "Wir kommen aus nicht ganz so einfachen Wochen und wollen uns endlich mal wieder mit drei Punkten belohnen."

So könnte der FCN gegen Braunschweig auflaufen

Blickt man auf die voraussichtliche Aufstellung des 1. FC Nürnberg, sind noch vier bis fünf Startplätze umkämpft. Der Rest der Mannschaft stellt sich im Prinzip von selbst auf. Im Tor wird erneut Carl Klaus den Vorzug vor Christian Mathenia erhalten. Fiél wird sein Team voraussichtlich wieder im 433 anordnen. Links in der Viererkette wird Nathaniel Brown verteidigen, die Innenverteidigung könnten Jannes Horn und Finn Jeltsch bilden, letzterer hat gegen Fürth sehr ordentlich gespielt. Setzt der Trainer mehr auf Erfahrung, läuft es auf Iván Márquez als Nebenmann von Horn hinaus. Rechts hinten fällt die Entscheidung zwischen Jan Gyamerah und Enrico Valentini. 

Im Mittelfeld ist entscheidend, wie Fiél den gesperrten Jens Castrop ersetzen will. Florian Flick spielt auf der 6, Can Uzun wird wohl auch wieder in der Startelf stehen, auch wenn er im Frankenderby raus musste. Taylan Duman und Johannes Geis sind die ersten Alternativen zu Castrop. Denkbar ist aber auch, Außenverteidiger Gyamerah ins Mittelfeld zu beordern. Lukas Schleimer könnte dort auch aushelfen. 

Auf den offensiven Flügeln spricht auf der rechten Seite wieder vieles für Benjamin Goller. Auf der anderen Seite könnte Kanji Okunuki beginnen, der im Moment allerdings seiner Form etwas hinterherläuft. Erik Wekesser könnte ebenfalls dort starten - wie im Derby gegen die SpVgg Greuther Fürth vergangene Woche.  Im Zentrum spricht alles für Sabastian Andersson, dem gegen das Kleeblatt sein erster eigener Torerfolg gelang.

So sähe die voraussichtliche FCN-Aufstellung aus: Klaus - Gyamerah (Valentini), Jeltsch, J. Horn, Brown - Flick - Duman (Geis) - Uzun - Goller, Okunuki (Wekesser) - Andersson

Update vom 29.02.2024: Personal-Update vom Club: Gyamerah wieder dabei - Keeper Klaus fehlt

Wie der 1. FCN am Mittwoch berichtet, hat die Elf von Cristian Fiél die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Braunschweig aufgenommen. Christopher Schindler, Daichi Hayashi und Felix Lohkemper setzten ihr individuelles Reha-Programm fort. Innenverteidiger Jannes Horn blieb aus Gründen der Belastungssteuerung ebenfalls im Kraftraum.

Rechtsverteidiger Jan Gyamerah machte das Aufwärmen mit und absolvierte danach eine lockere Laufeinheit. Jannnik Hofmann, der in der vergangenen Woche einen leichten Innenbandanriss im Knie  erlitten hatte, absolvierte eine Einheit auf dem Fahrrad. Keeper Carl Klaus fehlte aus persönlichen Gründen und trainierte bereits am Morgen individuell, Verteidiger Florian Hübner setzte aufgrund seiner Zahn-OP aus.

Unterdessen gibt es neuen Wirbel um die Zukunft von Can Uzun. Das FCN-Talent kündigte nun eine wichtige Entscheidung für kommende Woche an.

FCN: Bei Niederlage gegen Braunschweig droht der Abstiegskampf

Der kommende Club-Gegner Eintracht Braunschweig steckt quasi seit Spieltag 1 im Tabellenkeller der 2. Fußball-Bundesliga fest, eine bessere Platzierung als Tabellenplatz 14 gab es in dieser Saison noch gar nicht. Es ging zwischenzeitlich sogar auf den letzten Platz runter. Im November tauschte Braunschweig den Trainer aus. Für den glücklosen Jens Härtel, übernahm Daniel Scherning. Und siehe da: Seit Mitte Dezember 2023 zeigt die Formkurve bei der Eintracht wieder leicht nach oben. Nach vier Siegen in Folge - und einem weiteren Dreier gegen den Karlsruher SC - steht Braunschweig aktuell zumindest wieder überm Strich, befindet sich mit zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz (Kaiserslautern) aber weiterhin in Abstiegsgefahr. Vergangenen Samstag holte die Eintracht im Heimspiel gegen die Hertha aus Berlin immerhin einen Zähler.

Der FCN konnte im Frankenderby nach zwischenzeitlicher Führung bekanntlich nicht punkten und rutschte in der Tabelle um zwei Plätze auf Rang 12 ab. 30 Punkte hat der Club auf der Haben-Seite, sechs mehr als der Gegner am Samstag. Das ist nicht sonderlich viel. Vor allem, wenn Braunschweig tatsächlich in Nürnberg gewinnen sollte, steckt auch der 1. FCN plötzlich mitten drin im Tabellenkeller. An dieses Szenario will man in Nürnberg aber noch keinen Gedanken verschwenden, Kapitän Enrico Valentini reagierte auf eine Nachfrage zum möglichen Abstiegskampf nach dem verlorenen Frankenderby fast schon empört, berichtete unlängst die Bild-Zeitung. Doch der Club hat Druck! 

Ein Blick auf die Statistik könnte Valentini und Co. zumindest Mut für die anstehende Aufgabe machen, denn zu Hause ist Nürnberg seit zehn Pflichtspielen gegen Braunschweig ungeschlagen (sieben Siege, drei Unentschieden). Der letzte Braunschweiger Sieg in Nürnberg liegt sogar schon 45 Jahre zurück. In den vergangenen drei Gastspielen beim FCN gelang der Eintracht dabei nicht mal ein eigener Treffer. Das letzte Tor in Nürnberg erzielte BTSV-Stürmer Christoffer Nyman bei einem 1:1 vor sieben Jahren (10. Feburar 2017). Nyman spielt mittlerweile wieder in seiner schwedischen Heimat für den IFK Norrköping. Ein Faktor könnte aber ein anderer Braunschweig-Stürmer werden. 

FCN vor Spiel gegen Braunschweig: Castrop fehlt, Jeltsch wieder von Beginn an?

Die Rede ist von Anthony Ujah. Im Hinspiel avancierte der 33-jährige Torjäger mit einem Doppelpack zum Matchwinner - auch wenn es am Ende keinen Braunschweiger Sieg, sondern nur ein 2:2 gab. Kanji Okunuki und Benjamin Goller hatten Ujahs ersten Treffer im vergangenen September egalisiert und die Partie gedreht, ehe der zweite Ujah-Treffer in der 64. Spielminute schon den Endstand markierte. In der Nachspielzeit musste der Nigerianer verletzt raus und fiel mit einer Schulterblessur lange aus. Im Januar feierte Ujah sein Comeback, kam seither aber nur zu Kurzeinsätzen und blieb ohne Torerfolg. Gegen die Hertha durfte er zum ersten Mal wieder etwas länger mitmischen - für 26 Minuten. Gegen den 1. FCN könnte es bei Ujah für noch mehr Minuten reichen, auch wenn ein Platz in der Startelf eher unwahrscheinlich ist. Wird Ujah trotzdem wieder zum Nürnberg-Schreck?

Der FCN muss gegen Braunschweig in jedem Fall auf den gesperrten Jens Castrop verzichten, der sich gegen das Kleeblatt die Ampelkarte abholte und damit zum Kartenkönig der 2. Liga aufgestiegen ist. Für Castrop könnten Taylan Duman oder Johannes Geis wieder ins Team rücken. Spannend wird sein, wie Club-Coach Cristian Fiél seine Innenverteidigung besetzen wird. Im Frankenderby feierte der gebürtige Mittelfranke Finn Jeltsch (17) seine Startelf-Premiere an der Seite von Jannes Horn und das, obwohl Stammverteidiger Iván Márquez nach seiner Sperre wieder einsatzbereit gewesen wäre.

Trotz der Niederlage zeigte Jeltsch gegen Fürth eine ansprechende Leistung  (Kicker-Note 3,0). Lob gabs auch von Kapitän Valentini für den Youngster: "Das war eine Top-Leistung von Finn. Dafür, dass es sein erstes Spiel war, noch dazu im Derby, ziehe ich meinen Hut vor ihm". Gut möglich also, dass Fiél gegen Eintracht Braunschweig wieder auf das Duo Horn-Jeltsch setzt. "In der Woche kann viel passieren, aber ich finde Finn hat es einfach gut gemacht. Mein Gefühl war, dass ich seine Qualität einfach brauche. Deswegen habe ich mich für ihn entschieden", hatte Fiél nach dem Derby erklärt. Hoffnung besteht auch noch bei Jan Gyamerah. Der Rechtsverteidiger hatte das Frankenderby krankheitsbedingt verpasst.