Ein klarer Zeitplan
Mit seiner Strategie, Loewe zu einer international führenden Marke für Unterhaltungselektronik im Premiumsegment zu entwickeln, verfolge Khabliev einen klaren Zeitplan. So solle die Arbeit an neuen Produkten am Standort Kronach bereits wenige Wochen nach einer erfolgreichen Übernahme starten. Spätestens aber zu der am 4. September 2020 startenden Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin sollen die Fachbesucher wieder neue Loewe-Produkte vorgeführt bekommen, erklärt der Skytec-Chef. Der Marktstart sei für das Weihnachtsquartal 2020 vorgesehen. Für 2021 plane Skytec außerdem die Einführung von Produkten im Bereich der Weißen Ware. Gemeint sind damit Haushaltsgeräte wie Kühlschränke, Waschmaschinen oder Geschirrspüler. "Wir haben schon mehrfach bewiesen, dass wir etablierte Marken zu neuem Leben erwecken und sie erfolgreich am Markt positionieren können", so Khabliev. "Dabei agieren wir als europäischer Investor und legen Wert darauf, dass Loewe nicht nur ein europäisches Unternehmen bleibt, sondern dass es auch weiterhin dem international angesehen Prädikat ,Made in Germany‘ verbunden bleibt."
Gibt es bald auch Loewe-Smartphones?
Ausgehend von diesem Ansatz plane Skytec, sich mit sämtlichen Aktivitäten und Ressourcen auf den Neustart von Loewe zu fokussieren und die Marke international zu einem Boutique-Brand für luxuriöse Unterhaltungselektronik auszubauen. Neben dem TV-Geschäft soll das Portfolio dabei um strategisch wichtige Wachstumssegmente ergänzt werden. Dazu zählen zunächst Audioprodukte sowie perspektivisch auch mobile Endgeräte unter dem Markennamen Loewe.
Im Rahmen des Mobile World Congress (MWC) 2021 in Barcelona könnten demnach schon erste Loewe-Smartphones vorgestellt werden. "Wir möchten Loewe konsequent zur Premiummarke für eine junge und finanzstarke und internationale Zielgruppe entwickeln. Diese stellt höchste Ansprüche an Design und Haptik, aber auch an Features und Funktionalität. Damit geht auch die Erweiterung des Produktpalette einher, denn das Fernsehgerät ist für diese Kunden schon längst nicht mehr das zentrale Unterhaltungsmedium," kommentiert Khabliev. Mittelfristig strebe er Kooperationen mit Automobil- und Modemarken im Premiumsegment an.
Dabei stünden neben dem hochwertigen Loewe-Design auch aktuelle und zukunftsweisende Technologien wie die Entwicklung und Integration von OLED-Displays, aktuellen mobilen Betriebssystemen oder die schrittweise Einführung von Augmented Reality auf dem Plan. Um die schnelle Umsetzung der ambitionierten Strategie zu gewährleisten, habe Skytec bereits eine deutsche Firma gegründet, die den Grundstein für die zukünftige Geschichte von Loewe legen soll. Darüber hinaus plane Skytec für die Marke Loewe Kooperationen mit anderen Premiumanbietern, etwa im Segment der Automobilindustrie.
Skytec stichelt gegen Hisense
Kronach bleibe ein zentraler Bestandteil der Strategie von Skytec, Loewe als Hersteller von Premiumprodukten im Fernseh- und Audiosegment wiederaufzubauen. "Wir möchten hier unseren Firmensitz und ein Zentrum für Forschung und Entwicklung etablieren", so Khabliev. Als europäisches Unternehmen legen Skytec Wert darauf, dass Loewe nicht nur in europäischen Händen bleibt, sondern sich auch weiterhin dem Prädikat ,Made in Germany‘ verpflichtet. "Ob dies für ein chinesisches Staatsunternehmen eine Rolle spielt, bleibt abzuwarten", stichelt Khabliev direkt gegen den Mitkonkurrenten Hisense. Dieser habe "bereits in der Vergangenheit Loewe unterstützt hat und nach unseren Informationen dabei nicht immer zuverlässig agiert".
Loewe solle die neue Hauptmarke für Skytec werden und sich nicht von anderen asiatischen Marken ablenken lassen oder hinter diesen einreihen müssen. "Wir haben die Erfahrung, die finanzielle Unterstützung und den Willen, dies zu tun, wie Sie aus unseren Plänen ersehen können. Ich bitte alle Beteiligten, uns dabei zu helfen, dies zu verwirklichen", appelliert der Skytec-Chef.
Warten auf Riverrock
Ob nun Skytec oder Hisense den Zuschlag erhält hängt in erster Linie von der Entscheidung des Hauptgläubigers Riverrock ab, da an diesen die Markenrechte verpfändet wurden. "Wenn uns Riverrock mitteilt, wer es werden soll oder geworden ist, werden wir mit demjenigen über die restlichen Vermögensgegenstände von Loewe Technologies verhandeln", erklärt ein Sprecher der mit der Insolvenzverwaltung beauftragten Kanzlei WallnerWeiß. "Denn der erste Schritt ist immer der Kauf der Marke. Es nützt einem ja nichts, wenn man Fernseher, Werkzeuge und so weiter hat, man aber nicht im Besitz der Marke ist."
Die Kanzlei hoffe nach wie vor, dass Loewes Zukunft noch vor Weihnachten geklärt ist. "Das wäre schon schön", so der Sprecher. "Wir haben es aber nicht in der Hand." Er halte es nicht für unwahrscheinlich, dass diese oder kommende Woche noch etwas passiert. "Aber wir sind da mehr Zuschauer am Spielfeldrand als Akteur und warten genauso wie alle anderen ab, dass Riverrock, diese Entscheidung unabhängig für sich trifft." Aus diesem Grund seien auf der Gläubigerausschusssitzung, die am Dienstag (9.12.2019) stattfand auch nur Informationen ausgetauscht worden.