1300 Stellen will Schaeffler deutschlandweit abbauen. In den Werken in Höchstadt und Herzogenaurach ist die Unsicherheit deshalb groß. Am Dienstag hat der Betriebsrat Flugblätter verteilt.
Höchstadt und Herzogenaurach: Schaeffler-Betriebsräte protestieren gegen geplanten Stellenabbau.
Die Stimmung, die in diesen Tagen über den Schaeffler Werken in Höchstadt und Herzogenaurach liegt, ist getrübt. Die Arbeiter, die am Nachmittag zum Schichtwechsel durch den Eingang des Höchstadter Werktores laufen, haben in ihrem Unternehmen schon bessere Zeiten erlebt.
Andrea Meidl, Schaeffler-Mitarbeiterin und Betriebsrätin, steht vor dem Eingang und verteilt Flugblätter. Ab und zu scherzt jemand mit ihr - sonst: Schweigen. "Die Stimmung ist verhalten. Die Mitarbeiter wissen nicht, was auf sie zukommt", sagt sie.
Bundesweite Flugblattaktion an Schaeffler-Standorten - Kündigungen vermeiden
Am Dienstag fand an den Schaeffler-Standorten eine bundesweite Flugblattaktion der IG Metall statt, an der sich die Betriebsräte bei Schaeffler Herzogenaurach und Höchstadt beteiligt haben. Anlass für die Aktion ist die Ankündigung des Vorstandes, deutschlandweit 1300 Stellen abbauen zu wollen.
Im Unternehmens-Sprech ist von einem Freiwilligenprogramm für 1300 Stellen die Rede, das am 1. November starten soll, erklärt Bettina Lichtenberg, Pressesprecherin bei Schaeffler. "Unser Ziel ist unverändert, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden", sagt sie. Hintergrund für das Programm sei die konjunkturelle Situation, die derzeit vor allem von der Krise der Automobilindustrie stark geprägt wird, aber auch von vielen anderen Einflussfaktoren wie den Handelskonflikten und dem drohenden Brexit.
Auswirkung auf Schaeffler: Autonachfrage sinkt weltweit
Weltweit werden inzwischen weniger Autos verkauft - und das wirkt sich auch auf die Firma Schaeffler, den größten Arbeitgeber im Landkreis Erlangen-Höchstadt, aus. Bereits im Frühjahr hatte Schaeffler angekündigt, in Deutschland 700 Stellen streichen zu wollen. Jetzt kommen 1300 hinzu. Der Unterschied: Nun will sich das Unternehmen nicht nur von Mitarbeitern der Automotive-Sparte trennen. "Es gilt für alle Mitarbeiter, insofern ist auch die Industriesparte mit dabei", sagte eine Unternehmenssprecherin vergangene Woche auf FT-Anfrage.
Was die aktuellen Pläne für das Werk in Höchstadt mit seinen 1700 Mitarbeitern bedeuten, darüber hat der Höchstadter Betriebsrat noch keine neuen Informationen bekommen. "Die Verunsicherung ist groß. Man weiß nicht, wer betroffen ist", sagt Roland Holler, Betriebsratsvorsitzender in Höchstadt. Mit seinen drei Sparten Automotive, Industrie und Produktlinien sei das Höchstadter Werk besonders gefährdet. "Bisher waren wir jedes Mal betroffen. Der Kelch ist noch nie an uns vorbeigegangen", sagt Holler.