Kredite für Immobilien werden teurer: Worauf müssen sich Häusle-Bauer jetzt einstellen?

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Die Hypothekenzinsen steigen für Häuslebauer rasant.
Die Hypothekenzinsen steigen für Häuslebauer rasant.
CC0 / Pixabay / 2211438

Das gab es noch nie: Innerhalb von nur vier Monaten sind die Bauzinsen in Deutschland um 130 Prozent gestiegen. Und ein Ende des Aufwärtstrends ist nicht in Sicht. Für alle, die einen Immobilienkredit brauchen, ist das eine schwierige Situation.

  • Warum werden Immobilienkredite teuer?
  • Damit musst du jetzt rechnen
  • Modellrechnung zeigt die Kostensprünge
  • Was ist jetzt zu tun?

Günstige Immobilienkredite, das funktioniert nicht mehr. Die Landesbausparkassen (LBS), das Institut der Sparkassen, rechnet vor: Seit Jahresbeginn 2022 haben sich die Zinsen für ein zehnjähriges Annuitätendarlehen (das ist ein für die Laufzeit festgeschriebener Ratenkredit, der sich aus Zins und Tilgung zusammensetzt und sich erst nach dem Ablauf der vereinbarten Laufzeit ändern kann) bei vielen Anbietern auf deutlich über zwei Prozent mehr als verdreifacht.

Warum werden Immobilienkredite teuer?

Immobilienkredite sind die günstigste Variante, um an fremdes Geld zu kommen. Banken, Sparkassen und andere Kreditinstitute arbeiten gerne mit Wohnungsbesitzer*innen und Häuslebauern zusammen. Dem geliehenen Geld steht eine solide Sicherheit gegenüber, anders als bei Konsumkrediten für Autos, Urlaubsreisen etc. Aktuell verändert sich der Markt rasant.

„Eine Hauptursache der Zinswende bleibt die Inflation, die unter anderem durch Corona- und kriegsbedingte Produktions- und Lieferengpässe sowie Rohstoffknappheit angeheizt wird“, erklärt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft bei der Interhyp, dem größtem Vermittler privater Baufinanzierungen. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat beträchtliche Auswirkungen auf die Weltmärkte: Lieferengpässe, höhere Rohstoffpreise und allgemeine Unsicherheit sind die Folgen. Die Inflation von mehr als sieben Prozent in der Eurozone und über acht Prozent in den USA liegt auf einem historisch hohen Niveau.

Die lockere Geldpolitik der FED (Federal Reserve System, das Zentralbanksystem der USA) oder der EZB (Europäische Zentralbank) geht zu Ende und damit auch niedrige Immobilienzinsen. Zur Erinnerung: Im April 2020 konntest du einen Häusle-Kredit über eine Laufzeit von 10 Jahren für 0,56 Prozent abschließen.

Und damit musst du jetzt rechnen

Im April 2022 haben sich Immobilienkredite um rund 0,5 Prozentpunkte verteuert. Darlehen mit zehnjähriger Zinsfestschreibung kosteten Anfang Mai laut Interhyp im Durchschnitt 2,6 Prozent. Das ist mehr als doppelt so viel wie zu Jahresbeginn, als die Zinsen noch bei rund einem Prozent lagen. Tendenz weiter steigend: Der Bauzins-Trendbarometer, für den der Dienstleister Experten der Branche befragt, prognostiziert zusätzliches Aufwärtspotenzial. Bis Jahresende halten sie Zinsen von drei Prozent für zehnjährige Darlehen für wahrscheinlich.

Das Rechenbeispiel Finanzierung Einfamilienhaus (Darlehnsbetrag 400.000 Euro):

  • 2021: 0,7% Zinsen, 2,0 % Darlehnstilgung, Ergebnis: 900 Euro pro Monat zu zahlen.                                               
  • 2022: 2,6% Zinsen, 2,0 % Darlehnstilgung, Ergebnis: 1.600 Euro im Monat zu zahlen.

Modellrechnung zeigt die Kostensprünge

Finanzierungsexperte Harald Meyer von der LBS West in Münster, rechnet vor: "Jeder Prozentpunkt kostet auf die Kreditlaufzeit gerechnet schnell fünfstellige Summen." 

Sein Beispiel:

  • Für ein 300.000-Euro-Darlehen werden bei einem Zins von 1 % und 3 % Tilgung jeden Monat 1.000 Euro fällig. Bis zur vollständigen Tilgung kostet das Darlehen damit 45.363 Euro an Zinsen.
  • Steigen die Zinsen bei gleicher Tilgung auf 2 %, erhöht sich die monatliche Belastung schon auf 1.250 Euro. Der gesamte Zinsaufwand der Finanzierung beträgt bereits 83.439 Euro.
  • Bei 3 % Zinsen zahlen Finanzierer jeden Monat 1.500 Euro, das ganze Darlehen kostet bis zur vollständigen Tilgung dann 116.409 Euro.
  • Und erhöhen sich die Zinsen sogar auf 4 %, macht der monatliche Zinsaufwand sogar 1.750 Euro aus. In Summe sind dann 145.573 Euro Zinskosten zu berappen.

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Was ist jetzt zu tun?

Was kannst du tun, wenn jetzt der Bau oder Kauf eines Hauses, einer Eigentumswohnung ansteht oder wenn du eine Anschlussfinanzierung brauchst?

  • Experten empfehlen, möglichst nicht überstürzt eine Baufinanzierung einzugehen. "Die Leute müssen jetzt also nicht panikartig etwas unterschreiben", warnt Finanzexperte Max Herbst von FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main bei Tagesschau.de
  • Mirjam Mohr vom Interhyp-Vorstand empfiehlt längere Zinsbindung: "Wir raten anhaltend zu Anfangstilgungen von drei Prozent und mehr sowie langen Zinsfestschreibungen, die ausreichend Sicherheit bieten." 
  • Sobald ein konkretes Angebot von einem Kreditgeber vorliegt, gilt dieses fünf bis zehn Tage - je nach Bank. "In dieser Zeit müssen alle nötigen Unterlagen bei der Bank eingereicht werden, sonst verfällt dieses Zinsangebot", so Mohr.

Empfehlung: Immobilienfinanzierungen gilt es sorgfältig zu prüfen, von überhasteten Entscheidungen ist abzuraten. Dass die Bauzinsen steigen und dieser Trend anhält, musst du jetzt einkalkulieren.