Das gab es noch nie: Innerhalb von nur vier Monaten sind die Bauzinsen in Deutschland um 130 Prozent gestiegen. Und ein Ende des Aufwärtstrends ist nicht in Sicht. Für alle, die einen Immobilienkredit brauchen, ist das eine schwierige Situation.
- Warum werden Immobilienkredite teuer?
- Damit musst du jetzt rechnen
- Modellrechnung zeigt die Kostensprünge
- Was ist jetzt zu tun?
Günstige Immobilienkredite, das funktioniert nicht mehr. Die Landesbausparkassen (LBS), das Institut der Sparkassen, rechnet vor: Seit Jahresbeginn 2022 haben sich die Zinsen für ein zehnjähriges Annuitätendarlehen (das ist ein für die Laufzeit festgeschriebener Ratenkredit, der sich aus Zins und Tilgung zusammensetzt und sich erst nach dem Ablauf der vereinbarten Laufzeit ändern kann) bei vielen Anbietern auf deutlich über zwei Prozent mehr als verdreifacht.
Warum werden Immobilienkredite teuer?
Immobilienkredite sind die günstigste Variante, um an fremdes Geld zu kommen. Banken, Sparkassen und andere Kreditinstitute arbeiten gerne mit Wohnungsbesitzer*innen und Häuslebauern zusammen. Dem geliehenen Geld steht eine solide Sicherheit gegenüber, anders als bei Konsumkrediten für Autos, Urlaubsreisen etc. Aktuell verändert sich der Markt rasant.
„Eine Hauptursache der Zinswende bleibt die Inflation, die unter anderem durch Corona- und kriegsbedingte Produktions- und Lieferengpässe sowie Rohstoffknappheit angeheizt wird“, erklärt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft bei der Interhyp, dem größtem Vermittler privater Baufinanzierungen. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat beträchtliche Auswirkungen auf die Weltmärkte: Lieferengpässe, höhere Rohstoffpreise und allgemeine Unsicherheit sind die Folgen. Die Inflation von mehr als sieben Prozent in der Eurozone und über acht Prozent in den USA liegt auf einem historisch hohen Niveau.
Die lockere Geldpolitik der FED (Federal Reserve System, das Zentralbanksystem der USA) oder der EZB (Europäische Zentralbank) geht zu Ende und damit auch niedrige Immobilienzinsen. Zur Erinnerung: Im April 2020 konntest du einen Häusle-Kredit über eine Laufzeit von 10 Jahren für 0,56 Prozent abschließen.
Und damit musst du jetzt rechnen
Im April 2022 haben sich Immobilienkredite um rund 0,5 Prozentpunkte verteuert. Darlehen mit zehnjähriger Zinsfestschreibung kosteten Anfang Mai laut Interhyp im Durchschnitt 2,6 Prozent. Das ist mehr als doppelt so viel wie zu Jahresbeginn, als die Zinsen noch bei rund einem Prozent lagen. Tendenz weiter steigend: Der Bauzins-Trendbarometer, für den der Dienstleister Experten der Branche befragt, prognostiziert zusätzliches Aufwärtspotenzial. Bis Jahresende halten sie Zinsen von drei Prozent für zehnjährige Darlehen für wahrscheinlich.
Das Rechenbeispiel Finanzierung Einfamilienhaus (Darlehnsbetrag 400.000 Euro):