Intelligent durch die Gene: Welche Art von Intelligenz wird vererbt?

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Intelligenz: Ist sie vererbbar?
Intelligenz: Ist sie vererbbar?
CC0 / Pixabay / geralt

Hast du dich auch schon einmal gefragt, ob und inwieweit Intelligenz vererbt werden kann? Dieser spannenden Frage gehen wir im nachfolgenden Artikel auf den Grund.

  • Kann Intelligenz überhaupt vererbt werden?
  • Wodurch wird sie sonst noch beeinflusst?
  • Weitere interessante Fakten rund um das Thema Intelligenz

"Zeig mir deine Gene und ich sag' dir, wie klug du bist." Wie es um den Wahrheitsgehalt dieses Sprüchleins bestellt ist, beschäftigt sich die Psychologie und Humangenetik seit jeher. Inzwischen hat man Folgendes herausgefunden: Die Intelligenz eines Menschen wird durch vielerlei Faktoren beeinflusst, unter anderem durch die Gene und das persönliche Umfeld. Mehr darüber erfährst du, wenn du weiterliest.

Menschliche Intelligenz: Teilweise erblich bedingt

Um die wichtigste Frage direkt vorab zu beantworten: Ja, Intelligenz ist erblich - zumindest teilweise. Bekanntlich erben wir unsere Gene zu 50 % von der Mutter und zu 50 % vom Vater. Eigenschaften wie das Aussehen, die Krankheitsanfälligkeit oder eben die Intelligenz erben wir folglich zu gleichen Teilen von Mutter und Vater. Oder doch nicht?

Tatsächlich existieren wissenschaftliche Studien, die belegen, dass Kinder ihre Intelligenz überwiegend von ihrer Mutter erben. Das hat zwei Gründe: Zum einen befinden sich die Intelligenz-Gene überwiegend auf dem X-Chromosom. Frauen haben davon zwei, während Männer ein X- und ein Y-Chromosom haben. Dementsprechend ist es also doppelt so wahrscheinlich, dass die Frau ihre Intelligenz-Gene an das Kind weitervererbt als der Mann. Der zweite Grund ist folgender: Forschende haben entdeckt, dass manche Gene "konditioniert" sind. Einige funktionieren nur, wenn sie von der Mutter stammen, andere nur, wenn sie vom Vater kommen. Das jeweils andere Gen wird deaktiviert. Diejenigen Gene, die die Intelligenz bestimmen, sind offenbar auf die mütterlichen Gene konditioniert.

Der Anteil des Erbguts an der Intelligenz ist wissenschaftlich klar belegt, allerdings konnte bislang noch nicht vollständig geklärt werden, welche Gene involviert sind. Aufgrund der technischen Weiterentwicklungen im Bereich der Genomanalyse ist es Wissenschaftler*innen jedoch mittlerweile möglich, Genvarianten zu identifizieren und sie mit bestimmten Verhaltensmerkmalen in Verbindung zu setzen. Fest steht aber: Die eine einzige Genvariante, die maßgeblich für Intelligenz verantwortlich ist, gibt es nicht.

Kann auch ein niedriger IQ vererbt werden?

Unsere Intelligenz hängt überdies davon ab, inwieweit wir im Kindesalter gefördert wurden. Eine neue Studie, in deren Rahmen die Daten von 1,1 Millionen Menschen analysiert wurden, hat insgesamt 1271 Genvarianten gefunden, die mit dem Bildungsniveau zusammenhängen. Diese Genvarianten spielen bei der Entwicklung des Gehirns eine Rolle – sowohl vor als auch nach der Geburt.

Kluge Eltern müssen allerdings nicht zwingend kluge Kinder haben – im Gegenteil. In der Regel ist der Intelligenzquotient von Kindern hochintelligenter Eltern sogar niedriger. Umgekehrt sind die Kinder von weniger intelligenten Menschen im Schnitt klüger. Gewusst? Ohne Einfluss der Eltern läge der durchschnittliche IQ bei 100. Eltern mit einem IQ von 80 können wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge bei ihrem Kind einen Wert von 90 erwarten – sprich, genau zwischen dem Mittel und ihrem eigenen Wert.

Wie oben bereits erwähnt, spielt die Bildung jedoch immer eine Rolle, ebenso wie das persönliche Umfeld eines jeden Menschen. Das "kluge Kind" ist demnach ein Produkt aus Gen-Vererbung beider Elternteile und der Umgebung, in der es aufgewachsen ist. Die individuelle Förderung, die Freizeitgestaltung, die Schulbildung und die Gesundheit - all diese Dinge beeinflussen die Intelligenz im Zusammenspiel mit den Genen.

Umwelt, Bildung und Gene gleichermaßen ausschlaggebend

Wir trennen also nicht mehr zwischen Erbe und Umwelt, sondern können Folgendes festhalten: Die drei Faktoren Erbgut, Umfeld und Bildung prägen stets gemeinsam komplexe Merkmale wie Gesundheit, Klugheit und Persönlichkeit. Auch die Erziehung darf bei der Frage nach der Intelligenz nicht außer Acht gelassen werden. André Reis, Leiter des Humangenetischen Instituts am Universitätsklinikum Erlangen, bestätigt dies: "Um bestimmte Fähigkeiten auszubilden, reicht Talent allein nicht, da brauche ich auch eine anregende Umwelt."