Test zeigt es: Titandioxid ist noch immer in Kinderzahnpasta - Stoff kann Erbgut schädigen

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Kinderzahnpasta im Test
Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat 24 Kinderzahncremes überprüft - mit teilweise besorgniserregenden Ergebnissen.
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Eltern aufgepasst: Nicht jede Kinderzahncreme ist empfehlenswert.
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Großer Kinderzahncreme-Test: Vier Zahnpasten erhielten das Siegel "sehr gut", weitere fünf konnten ein "gut" erreichen.
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24 verschiedene Kinderzahncremes hat das Verbrauchermagazin Öko-Test untersuchen lassen. Besonders besorgniserregend war der Stoff Titandioxid, der auch in Produkten bekannter Marken entdeckt wurde.

  • 24 Kinderzahncremes im Öko-Test: Sieben aus zertifizierter Naturkosmetik, 17 konventionelle Produkte
  • Die Test-Gewinner und -Verlierer im Überblick
  • Titandioxid immer noch enthalten: bekannte Marken mit vernichtender Note
  • Öko-Test empfiehlt: Genau auf Kennzeichnung achten und betroffene Produkte entsorgen

Die richtige Zahnpasta für Kinder auszuwählen, kann durchaus zur Verunsicherung bei Eltern führen. Markenprodukte kaufen, bedeutet nicht gleich unbedenkliche Verwendung. Gleich in fünf der 24 untersuchten Zahncremes für Babys und Kinder wurde das inzwischen in Lebensmitteln verbotene Titandioxid nachgewiesen, darunter Produkte bekannter Marken wie "blend-a-med" und "Odol-Med 3". 

Öko-Test untersucht 24 Zahnpasten für Kinder und Babys im Labor

Insgesamt 24 Zahnpasten, die explizit als Produkte für Kinder bis maximal sechs Jahren erhältlich sind, wurden von Öko-Test in Laboren genauer unter die Lupe genommen. Es wurden sowohl Kinderzahncremes aus zertifizierter Naturkosmetik und konventionelle Produkte berücksichtigt.

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Zahnpasten bekannter Marken wie "Elmex", "Logodent" oder "blend-a-med" und Eigenmarken von Kaufland, Aldi oder der Müller-Drogerie wurden für den Test herangezogen. Eine hohe Preisspanne (zwischen 0,30 € und 3,50 € pro 50 Milliliter) und die Berücksichtigung einer möglichst breiten Produktpalette sind die Folge. Die beschriebene Ausgangssituation fördert möglichst aussagekräftige Ergebnisse. 

Kriterien wie der Gehalt von Fluorid, der Inhalt von bedenklichen Inhaltsstoffen wie Titandioxid oder die Dosierbarkeit der Zahnpasta spielten bei der Bewertung eine entscheidende Rolle. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Untersuchung auf giftige Schwermetalle und anderer Stoffe wie PEG/PEG-Derivaten und deren Deklaration geschenkt. 

Positive Ergebnisse: An diesen Zahncremes lässt sich wenig beanstanden

Vier Zahnpasten erhielten das Siegel "sehr gut", weitere fünf konnten ein "gut" erreichen. Das "Bevola Naturals Kids Zahngel mit Erdbeer-Himbeer-Geschmack" ist der Testsieger aus der Sparte zertifizierte Naturkosmetik. Ebenfalls aus dem Hause Bevola konnte das Kids Zahngel mit Erdbeergeschmack bei den konventionellen Produkten auf ganzer Linie überzeugen. Die "Putzi Zahncreme für Kinder" reiht sich mit ebenfalls sehr gutem Ergebnis ein.

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Über die Hälfte der positiv bewerteten Zahnpasten sind keine bekannten Marken, sondern Eigenmarken diverser Discounter oder Drogerieketten wie Müller. Allen voran hat Bevola als Eigenmarke des Supermarktes Kaufland die Spitzenposition eingenommen. Die Produkte mit dem Label "sehr gut" und "gut" im Überblick:

  • "Bevola Naturals Kids Zahngel, Erdbeer-Himbeer-Geschmack" von Kaufland 
  • "Bevola Kids Zahngel mit Erdbeergeschmack" von Kaufland 
  • "Putzi Zahncreme für Kinder" von Dental-Kosmetik
  • "Tabaluga Zahngel für Kinder mit Erdbeergeschmack" von Edeka 
  • "Hydrophil Zahncreme für Kinder, Aprikose" von Wasserneutral
  • "Weleda Kinder-Zahngel" von Weleda
  • "Eurodont Kinder Zahncreme, Bubblegum Geschmack" von Aldi
  • "One Drop Only Kinder-Zahnpasta, Himbeergeschmack" von One Drop Only
  • "Sensident Kids Zahncreme, Himbeergeschmack" von Müller

Beunruhigende Ergebnisse: Titandioxid in blend-a-med und Odol-med 3 nachgewiesen

Titandioxid ist ein weißes, mineralisches Farbpigment, das mit der Kennzeichnung E171 oder als Index CI 77891 versehen ist. Verwendung findet der Stoff vor allem in Farben, Lacken oder Kunststoffen, bis vor einigen Monaten auch noch als Weißmacher im ästhetischen Einsatz in Lebensmitteln. 2019 stufte die EU den Stoff in Pulverform als krebserregend ein. Diese Einordnung entkräftete der Europäische Gerichtshof Ende 2022. Seit Mitte 2022 ist die Verwendung des Stoffes in Lebensmitteln in der EU verboten. Ausgangspunkt für das Verbot als Lebensmittelzusatzstoff ist die Einstufung des Farbstoffes als "nicht sicher" durch die EU-Lebensmittelbehörde. Grund dafür ist die potenziell, genotoxische und damit potenziell erbgutschädigende Wirkung des Stoffes durch (wenn auch geringe) Anreicherung im Körper. 

Trotz allem ist Titandioxid fester Bestandteil vieler kosmetischer Produkte, wie zum Beispiel Sonnencreme oder eben Zahnpasta. Besonders für Kinder ist der Einsatz bedenklich, da diese Zahnpasta in gewissen Mengen beim Zähneputzen verschlucken, so viel zeigt die Erfahrung. Die Verbraucherzentrale Hamburg sieht den Einsatz in entsprechenden Zahnpflegeprodukten kritisch und fordert eine entsprechende Risikobewertung. Auch wenn es sich bei der verwendeten Menge um chemisch stabile Verbindungen handelt und keine akute Gefahr besteht, bleibt trotzdem ein ungutes Gefühl bei Eltern und Sorge um die Gesundheit des Kindes. Titandioxid - das die Tester unter anderem bei bekannten Zahncreme-Marken wie Blend-a-Med und Odol-Med 3 nachgewisen haben - ist nicht der einzige besorgniserregende Fund in den getesteten Produkten. Auch Blei oder Maltodextrin, ein Stoff, der die Bildung von Karies begünstigt, sind in bestimmten Pasten entdeckt worden. Die Verlierer des Tests im Überblick: 

  • "Legodent Happy Kids, Erdbeer Zahngel" von Longocos
  • "Ben & Anna Zahnpasta Strawberry Flouride For Kids" von JM Nature
  • "Today Dent Kids Milchzähne" von Rewe/Penny (Dental-Kostmetik)
  • "Blend-a-med Blendi Gel, Erdbeergeschmack" von Procter & Gamble
  • "Odol-Med 3 Erste Zähne" von GlaxoSmithKline
  • "Odol-Med 3 Milchzahn, Milde Minze" von GlaxoSmithKline
  • "Putzi Kinderzahngel" von Dental-Kosmetik

Die richtige Wahl treffen - Tipps für den Umgang mit Zahnpasten und dem Prädikat "ungenügend"

Öko-Test rät zu einem umsichtigen Umgang mit den als ungenügend bewerteten Zahncremes. Auch wenn keine unmittelbare Gefahr der Vergiftung oder ähnliches zu befürchten ist, empfiehlt das Portal eine entsprechende Entsorgung. Den vollständigen Artikel zur Untersuchung von Öko-Test mit weiteren Details und Informationen findest du hier (kostenpflichtig). 

Es lohnt sich, die Zutatenliste genau zu studieren und auf Deklarierungen zu achten. Titandioxid verbirgt sich meist hinter dem Kürzel CI 77891 und wird weiterhin in den Rezepturen berücksichtigt. Auch bei dem Einsatz von Fluorid in Kinderzahnpasta ist Vorsicht geboten. Eltern sollten sich in jedem Fall über den Gehalt von Fluorid informieren und den Einsatz gegebenenfalls mit dem zuständigen Kinderzahnarzt abstimmen. Weitere Öko-Test-Untersuchungen findest du hier: 

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