Österreich schafft Pickerl ab - was Autofahrer beachten müssen

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Das "Pickerl" in Österreich ist bald Geschichte: Das Land modernisiert das System zur Autobahnmaut und rückt damit näher an die Nachbarländer heran.

Österreich hat die Reform des Mautsystem unter Dach und Fach gebracht - und schafft die Klebe-Vignette für die Autobahnbenutzung ab. Ab Ende 2026 brauchst du für die Autobahn im Nachbarland nur noch eine digitale Vignette, die dein Kennzeichen direkt online registriert. Klingt praktisch, oder? Doch der Fortschritt hat seinen Preis: Die Kosten steigen weiter, und die Umstellung auf das neue System wirft Fragen auf – von Datenschutz bis zur Akzeptanz bei Vielfahrern.

Mit dieser Entscheidung schließt sich Österreich den meisten seiner Nachbarländer an, die längst ausschließlich auf digitale Mautsysteme setzen. Doch was bedeutet das für deinen nächsten Urlaub, wenn du nach - oder durch - Österreich fährst. Hier erfährst du alles zu den neuen Preisen, den Vorteilen der digitalen Vignette und wie du dich auf die Veränderungen vorbereiten kannst.

Österreich schafft die Klebevignette ab: Was Autofahrer wissen müssen

Nach und nach haben immer mehr Autofahrer in Österreich auf die digitale Vignette umgestellt, bald müssen es alle tun: Ab dem 1. Dezember 2026 gilt ausschließlich die elektronische Variante. Dies geht auf einen aktuellen Beschluss des Nationalrats zurück.

Wie ÖVP-Verkehrssprecher Joachim Schnabel erklärte, ergeben sich durch die Umstellung mehrere Vorteile: "Kein Kleben, keine Versandkosten, kein Fälschungsrisiko." Außerdem würden drei bis fünf Millionen Euro an Kosten eingespart. Auch für die österreichischen Autobahngesellschaft Asfinag ist dies ein bedeutender Schritt in Richtung Digitalisierung. Langfristig sollen davon sowohl die Verwaltung als auch die Nutzer profitieren.

2024 nahm die staatliche Autobahngesellschaft eigenen Angaben zufolge rund 600 Millionen Euro durch den Verkauf der Vignetten ein. Zusätzlich kamen 230 Millionen Euro an Streckenmaut und 1,6 Milliarden Euro aus der Lkw-Maut zusammen. Im selben Jahr investierte Österreich 1,5 Milliarden Euro in die Erneuerung und Modernisierung der Autobahnen und Schnellstraßen des Landes.

Breit angelegte Informationskampagne kommt

Wenn ab Dezember 2026 nur noch das "digitale Pickerl", bei der das Fahrzeugkennzeichen online registriert wird, in Österreich akzeptiert wird, folgt die Alpenrepublik dem Trend anderer europäischer Länder. Slowenien, Tschechien, die Slowakei und Ungarn haben bereits vollständig auf digitale Mautsysteme umgestellt. Die digitale Vignette erfreut sich in Österreich bereits jetzt großer Beliebtheit: Rund 75 Prozent der österreichischen Autofahrer nutzen sie. Der Kauf erfolgt über den Online-Mautshop der österreichischen Autobahngesellschaft Asfinag, bei Tankstellen oder beim ADAC.

Die Umstellung auf ein vollständig digitales System soll durch ein erweitertes Vertriebsnetz und umfassende Informationen begleitet werden. Die Regierung und Asfinag planen laut einer Mitteilung von Asfinag eine breit angelegte Informationskampagne, um sicherzustellen, dass alle Autofahrer rechtzeitig auf das neue System umsteigen können.

Dazu zählen der Ausbau von Verkaufsstellen, die Einführung von Verkaufsautomaten an über 30 Standorten sowie die Optimierung des Online-Mautshops. Ziel sei es, Berührungsängste bei Autofahrern abzubauen und den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten. Übrigens ist bei der Online-Bestellung von Autobahn-Vignetten in Österreich Vorsicht geboten: Die Verbraucherzentrale warnt vor Fake-Shops, die täuschend echt aussehen und Reisende um Geld bringen.

Steigende Kosten und neue Preisstrukturen

Die Reaktionen auf die vollständige Abkehr von der Analog-Maut in der Alpenrepublik fallen gemischt aus. Während viele Autofahrer die Vorteile der digitalen Vignette, wie die leichtere Handhabung und die Vermeidung von Kleberesten auf der Windschutzscheibe, loben, gibt es auch Kritik. Trotz der angekündigten Bemühungen für den Wechsel vom Aufkleber zur digitalen Vignette bleibt die Frage, wie ältere oder weniger technikaffine Menschen mit der Umstellung zurechtkommen werden.

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Datenschützer äußern Bedenken hinsichtlich der möglichen Überwachung durch die Kennzeichenerfassung. Die digitale Registrierung macht es möglich, Bewegungsdaten von Fahrzeugen zu speichern. Zudem könnten Ausweichrouten auf Nebenstraßen stärker belastet werden, wenn Autofahrer versuchen, die Mautkosten zu umgehen.

Für 2026 wird die letzte analoge Vignette in "feuerrot" erhältlich sein, bevor sie endgültig verschwindet. Wie der ADAC berichtet, wird sie  106,80 Euro kosten - bevor die Kosten 2027 weiter angepasst werden. Die digitale Vignette kann wie bisher nicht nur online, sondern auch an Kiosken, Tankstellen und Mautstellen gekauft werden. Autofahrer können zwischen einer Mautgebühr für einen Tag, zehn Tage, zwei Monate oder ein ganzes Jahr wählen. Für das Jahr 2026 liegen die Preise zwischen 9,60 Euro und 106,80 Euro.  In Österreich orientieren sich die Mautpreise am Verbraucherpreisindex und steigen jährlich. 2025 kostete die Jahresvignette für Pkw erstmals über 100 Euro. Diese Erhöhungen könnten insbesondere Vielfahrer und Pendler belasten, wie unter anderem die Schwäbische Zeitung berichtet.

Verhaltensregeln für ausländische Autofahrer

Für Touristen könnte die Umstellung auf digitale Vignetten auf den ersten Blick praktisch erscheinen, da der Kauf online oder bei Tankstellen im Ausland möglich ist. Dennoch könnten die steigenden Preise und die Notwendigkeit einer digitalen Registrierung abschreckend wirken, vornehmlich für Gelegenheitsnutzer. Möglicherweise werden ausländische Autofahrer, die Österreich nur auf der Durchreise nutzen, Schwierigkeiten haben, sich rechtzeitig mit dem neuen System vertraut zu machen. Der ADAC betont, dass die Vertriebswege international ausgeweitet werden sollen. Folgende Verhaltensregeln kommen auf ausländische Autofahrer in Österreich zu:  

  • Kaufe die digitale Vignette rechtzeitig: Laut dem Europäischen Verbraucherzentrum kann die Online-Bestellung bis zu 18 Tage dauern, wenn du das Widerrufsrecht in Anspruch nimmst. An Tankstellen ist die Vignette sofort gültig.
  • Überprüfe das Kennzeichen: Dem Europäischen Verbraucherzentrum zufolge können Fehler bei der Eingabe des Kennzeichens zu Strafen führen.
  • Informiere dich über Verkaufsstellen: Wie der ADAC erklärt, ist die digitale Vignette in Online-Shops, bei Tankstellen und beim ADAC erhältlich.
  • Meide betrügerische Fakeshops: Laut Asfinag und dem ÖAMTC solltest du die Vignette nur über vertrauenswürdige Anbieter kaufen.
  • Halte dich an die Mautpflicht: Wer die Mautpflicht nicht einhält, riskiert laut dem Europäischen Verbraucherzentrum Ersatzmautgebühren oder Bußgelder.

Ebenfalls gut zu wissen: Eine Analyse zeigt, dass Verkehrsverstöße wie Geschwindigkeitsübertretungen oder Alkohol am Steuer in vielen Ländern mit deutlich höheren Bußgelder geahndet werden als in Deutschland. Auch die Auswirkungen der aktuellen Renovierungsarbeiten an der Brennerautobahn sollte jeder Österreich-Reisende kennen. Alternative Strecken wie der Reschenpass oder die Tauernautobahn können genutzt werden, sind jedoch teilweise ebenfalls von Bauarbeiten betroffen.

Das Pickerl: Ein Stück österreichische Autobahngeschichte

Wenn Österreich "Baba" ("Tschüss") zum "Pickerl" sagt, geht auch eine Ära zu Ende, die für viele Nostalgiker auch mit Urlaubserinnerungen und dem typischen Ritual des "Pickerl-Klebens" verbunden war. In Österreich wird der Begriff "Pickerl" seit Jahrzehnten als Synonym für die klassische Klebevignette verwendet, die den Nachweis für die Bezahlung der Autobahnmaut liefert.

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Wie die Asfinag mitteilt, wurde das Pickerl erstmals 1997 eingeführt und erlangte schnell Symbolcharakter. Autofahrer waren verpflichtet, die jährlich wechselnd farbige Vignette gut sichtbar an der Windschutzscheibe anzubringen, um auf österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen fahren zu dürfen. Der Name "Pickerl" leitet sich übrigens vom österreichischen Wort "picken" ab, das "kleben" bedeutet, und beschreibt die einfache Handhabung des Aufklebers.

Tipp für einen Wochenendtrip: Wien besticht mit Sehenswürdigkeiten wie dem Schloss Schönbrunn und dem Stephansdom sowie einer vielfältigen Museumslandschaft. Aber auch der Bodensee ist ein vielseitiges Ausflugsziel: Die Region lockt mit Attraktionen wie der Blumeninsel Mainau, dem Rheinfall und dem Pfänder-Berg. Sowohl Naturliebhaber als auch Kulturinteressierte kommen im Dreiländereck voll auf ihre Kosten.

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