Ohne GPS - geht bald neues Navi-System an den Start?

1 Min

GPS war eine Revolution. Doch nun gibt es ein neues Navigationssystem, das unabhängig von Satelliten funktioniert und deutlich robuster gegenüber Ausfällen sein soll.

  • Warum brauchen wir eine GPS-Alternative?
  • Wie funktioniert das neue R-Mode-System?
  • Ab wann ist R-Mode verfügbar?

GPS hat uns in jeglicher Hinsicht weitergebracht. Doch Ausfälle häufen sich und sorgen für Unsicherheit. Nun gibt es eine vielversprechende Alternative aus Europa, um unsere Abhängigkeit von Satelliten zu verringern. 

Warum brauchen wir eine GPS-Alternative?

GPS hat unseren Alltag revolutioniert. Doch die Abhängigkeit von Satellitennavigation ist Fluch und Segen zugleich. Jüngste Ereignisse zeigen die Anfälligkeit: So kommt es seit Ende 2023 vermehrt zu Störungen im Ostseeraum, die durch sogenannte Jammer verursacht werden.

Das sind Störsender, die am Boden oder auf Schiffen angebracht werden, vor allem im Umfeld der russischen Oblast Kaliningrad. Teilweise legen sie den Schiffs- und Flugverkehr lahm. Für Schiffe ist das Risiko groß: Ein GPS-Ausfall oder gar eine falsche Positionsanzeige kann zu Kollisionen oder einem Auflaufen auf Grund führen.

Diese jüngsten Ereignisse zeigen, dass wir uns nicht allein auf satellitengestützte Systeme verlassen sollten. Alternative und robustere Navigationsmethoden sind dringender denn je, gerade jetzt, um kritische Infrastruktur zu schützen.

Wie funktioniert das neue R-Mode-System?

Nun wurde eine vielversprechende Alternative entwickelt, die sich R-Mode nennt. Dahinter steht maßgeblich das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das in Zusammenarbeit mit weiteren europäischen Forschungseinrichtungen diese Technologie vorantreibt.

R-Mode ist ein bodengestütztes System, das die bereits vorhandene Infrastruktur von Funkdiensten im Mittelwellen- und Ultrakurzwellenbereich nutzt. Die Signale werden also nicht von weit entfernten Satelliten empfangen.

Ein R-Mode-Empfänger auf dem Schiff misst die Entfernung zu mehreren terrestrischen R-Mode-Sendern an Land. Aus der Distanzmessung wird dann die exakte geografische Position ermittelt. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat schon zwischen 2017 und 2021 ein 800 km langes Testfeld mit acht Sendern zwischen Helgoland und Stockholm erprobt und die technische Funktionsfähigkeit bewiesen.

Ab wann ist R-Mode verfügbar?

Die Entwicklung von R-Mode schreitet relativ zügig voran. 2023 ist ein weiteres Forschungsprojekt gestartet, aktuell wird das Testgebiet auf den Ostseeraum zwischen Finnland, Schweden und Estland ausgeweitet. Diese Region ist aktuell besonders von GPS-Störungen betroffen.

Ziel ist es, bis 2026 alle wesentlichen Funktionen des R-Mode-Systems für Mittelwelle und Ultrakurzwelle zu entwerfen und den maritimen Behörden für den Einsatz zur Verfügung zu stellen. Ein wichtiger Schritt ist dabei die Standardisierung, sodass Schiffe das System nahtlos auf ihren Routen nutzen können und sie kompatible Empfänger an Bord haben.

R-Mode bietet zahlreiche Vorteile, allerdings ist ein globales System, wie bei Satelliten, sehr aufwendig zu realisieren und die potenzielle Genauigkeit vermutlich etwas schlechter als bei sehr guten GPS-Systemen. Dafür ist die Robustheit gegenüber GPS-Störungen deutlich höher, Schiffe sind unabhängig von Satelliten und teilweise kann bereits existierende maritime Infrastruktur genutzt werden.

Vorschaubild: © benjaminnolte/AdobeStock