Strategien für deine nächste Gehaltserhöhung: So bekommst du mehr Geld

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Die Frage nach dem aktuellen Gehalt gehört, wenn sie dann gestellt wird, zu den heikleren Momenten in einem Bewerbungsgespräch.
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Erwin Wodicka (Erwin Wodicka)/Colourbox.de

Der Punkt Gehalt ist immer noch ein Tabu: Nur vier von zehn Beschäftigten verhandeln regelmäßig über eine Gehaltserhöhung. Dabei stehen die Chancen, dass du für deine Arbeit mehr Geld bekommst, gar nicht so schlecht.

Welcher Beschäftigte hat jemals einen glücklichen Chef gesehen? Auch wenn die Kasse überquillt: Der Umsatz ist immer nur mäßig. Und wenn die Mitarbeitenden sich zerreißen: Sie arbeiten zu wenig. In dieser Atmosphäre mehr Geld vom Chef oder von der Chefin verlangen? Schwierig. Trotzdem solltest du dich nicht davon abhalten lassen: Einmal im Jahr kommt deine Bezahlung zur Sprache. Hier einige Tipps, wie du vorgehen kannst und was du zu diesem Thema wissen musst.

Stimmt das: Je häufiger du den Job wechselst, desto mehr verdienst du?

Diese Aussage ist richtig. Wenn du freiwillig die Firma wechselst, sollte dies mit einer Gehaltserhöhung verbunden sein. Eine Analyse des Jobportals Stepstone beweist die Richtigkeit der Aussage. Nach ihrem ersten Stellenwechsel verdienen Beschäftigte laut Stepstone-Analyse ("Gehaltsverhandlung in Deutschland") branchenübergreifend durchschnittlich 8 % mehr Geld. Weitere Jobwechsel danach zahlen sich ebenfalls aus. Der zweite Wechsel bringt im Schnitt nochmals 7 % mehr Lohn.

Den Jobwechsel musst du im Vorstellungsgespräch gut begründen. Überprüfe, ob deine Argumente aus Sicht des Arbeitgebers einen guten Eindruck machen. Wenn er denkt, du möchtest "nur" wechseln, um mehr Geld zu verdienen oder mehr Freizeit zu haben, nicht aber um der Stelle willen, hast du eher schlechte Karten. Das Gehalt sollte also nicht der einzige Grund sein. Ansonsten sind Personalverantwortliche oft skeptisch.

Wechsel mit zu kurzen Abständen sind nicht in jeder Branche zu empfehlen. Das Jobportal Arbeits-ABC rät: Egal welche Gründe deine Jobwechsel am Ende hatten, mindestens drei Jahre solltest du es, wenn möglich, in einem Unternehmen aushalten. So kannst du den Wechsel später in einer Bewerbung sinnvoll darlegen. Den richtigen Zeitraum zu finden, hängt natürlich von der Branche ab.

Bekommst du eine Gehaltserhöhung nur in Verbindung mit einem Karrieresprung?

Selbst ohne einen Karriereschritt nach oben kannst du ein höheres Gehalt erreichen, wie die Jobplattform Stepstone ermittelte. Nachzulesen ist das in der Zeitschrift Personalwirtschaft. Dort heißt es: Das Gehalt steigt auch ohne Positionswechsel. Der finanzielle Sprung nach oben ist allerdings größer, je mehr Verantwortung du übernimmst – zum Beispiel als Vorarbeiter*in, Meister oder als Abteilungsleitung.

Beschäftigte ohne Personalverantwortung können bis zum 40. Lebensjahr im Schnitt mit rund 24 % mehr Geld rechnen. Bei Vorgesetzten sind es hingegen 40 %. Auch danach macht sich mehr Verantwortung auf dem Gehaltskonto bemerkbar. Es erhöht sich bei Angestellten ohne Personalverantwortung im Durchschnitt nur noch um weitere 4 %, bei Beschäftigten mit Personalverantwortung um durchschnittlich 37 %.

Wir haben bereits darüber berichtet, dass sich eine Aufstiegsweiterbildung finanziell auszahlt. So geben Teilnehmende, die an einer Aufstiegsfortbildung teilgenommen haben, an, dass 60 % von ihnen eine monatliche Gehaltsverbesserung von mehr als 500 Euro haben. Diese Beschäftigten haben einen der 70 Fortbildungswege absolviert, die von den Industrie- und Handelskammern angeboten werden.

In Krisenzeiten ist eine Gehaltsverhandlung ausgeschlossen

Selbst wenn es wenig Arbeit im Betrieb gibt, ist es wichtig, eigene Interessen und Wünsche durchzusetzen oder Probleme anzusprechen. Du kannst in schlechten Zeiten genauso wie in guten Zeiten Verhandlungen führen. Achte aber darauf, dass deine Forderungen der wirtschaftlichen Lage angepasst sind. Manchmal ist es leichter, sich auf "Gimmicks" zum Gehalt zu verständigen. Dazu zählen zum Beispiel zusätzliche Urlaubstage, Gutscheine, ein Dienst-Smartphone, Dienstfahrrad oder -wagen, Zuschüsse für Maßnahmen zur Gesundheitsförderung oder zum Jobticket.

Rund 60 % der befragten Beschäftigten hatten beispielsweise während der Corona-Zeit Verständnis dafür, keine Gehaltserhöhung zu bekommen. Die Wertigkeit eines höheren Gehaltes war im Vergleich zur Sicherheit des Arbeitsplatzes gesunken: letztere war 73 % der Beschäftigten wichtiger als die Gehaltsentwicklung, so die Ergebnisse von Stepstone.

Frauen verdienen weniger, weil sie bei der Gehaltsverhandlung zurückhaltender sind. Das ist ein weit verbreitetes Argument, um den sogenannten Gender Pay Gap zu erklären. Das ist die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen bei vergleichbaren Voraussetzungen. Der unbereinigte Gender Pay Gap lag 2022 im Durchschnitt bei 18 %, der bereinigte bei 7 %. Die Auswertung der Befragung von Stepstone zeichnet allerdings bei den Geschlechterunterschieden bei Gehaltsverhandlungen ein anderes Bild. Demnach fragen Männer (42 %) nur unwesentlich häufiger regelmäßig nach mehr Lohn als Frauen (38 %). Von einer großen Zurückhaltung bei den Frauen kann nicht die Rede sein. Einen Unterschied gibt es dann aber doch: Männer sind etwas erfolgreicher in den Verhandlungen. 59 % von ihnen bekamen in ihrem aktuellen Job die geforderte Gehaltserhöhung genehmigt. Bei den Frauen waren es 54 %.

Je häufiger du nach mehr Geld fragst, desto mehr kannst du verdienen

Es lohnt sich tatsächlich, lieber einmal mehr und in regelmäßigen Abständen das Gehaltsgespräch mit der Chefin oder dem Chef zu suchen. 57 % der von Stepstone-Befragten haben in ihrer aktuellen Anstellung mindestens schon einmal eine Gehaltserhöhung erhalten. Der häufigste Grund dafür: Sie hatten die Gehaltserhöhung zuvor aktiv eingefordert. Die meisten (58 %) argumentierten mit guten Leistungen. Beschäftigte nutzen diese Chance allerdings zu wenig. Nur vier von zehn Beschäftigten fragen regelmäßig nach einer Gehaltserhöhung.

Das Thema Gehalt ist offenbar immer noch ein Tabu. Jede*r zweite Arbeitnehmer*in in Deutschland fühlt sich unwohl dabei, mehr Gehalt zu verlangen – Frauen etwas häufiger als Männer. 34 % der Befragten begründen das damit, dass sie ungern über Geld reden. Fast jeder Dritte (31 %) hat Sorge, seine Beziehung zum Vorgesetzten zu schädigen.

Etwa ebenso viele sind der Meinung, dass Forderungen nach mehr Gehalt bei ihrem Arbeitgeber nicht gern gesehen sind. 21 % sind unsicher, ob sie die Voraussetzungen für eine Gehaltserhöhung mitbringen. "Arbeitnehmer sollten dem Vorgesetzten verdeutlichen, welchen Mehrwert sie dem Unternehmen bringen", sagt André Schaefer, Gehaltsexperte bei Stepstone. "Wer klar aufzeigen kann, mit welchen Projekten er den Erfolg der Abteilung unmittelbar beeinflusst und dabei noch realistische Forderungen stellt, hat gute Chancen auf eine Gehaltserhöhung."

Die Höhe des Gehalts ist das Wichtigste für die Zufriedenheit im Job

Für 62 % befragter Personen hat das Gehalt mit Abstand den größten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. Und obwohl die Beschäftigten mit ihrem Arbeitgeber eigentlich zufrieden sind (79 % der Befragten sagen das), steigt die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer*innen. Die Zahl der Bleibewilligen ist im Vergleich zu 2022 von 82 % auf 62 % gesunken. Das sind Ergebnisse der Studie "Arbeitszufriedenheit 2023" von Avantgarde Experts.

Dass auch zufriedene Fachkräfte bereit sind, ihren Job zu wechseln, zeigte bereits eine frühere Untersuchung von Stepstone. Demnach suchte bereits vor Jahren jede vierte Fachkraft, die mit ihrem Job eigentlich zufrieden war, einen neuen Arbeitgeber. Für Unternehmen heißt das: Um Kündigungen zu vermeiden, müssen Betriebe gezielt auf die individuellen Bedürfnisse der Belegschaft eingehen.

Der aktuell stabile Arbeitsmarkt, die Inflation und die damit verbundenen Preissteigerungen führen bei Mitarbeiter*innen trotz Zufriedenheit im Job dazu, nach besser bezahlten Tätigkeiten Ausschau zu halten. Interessant dabei: 52 % der Befragten gaben an, dass mehr Geld ein gutes Argument für sie wäre, um (kurzfristig) doch zu bleiben. Die Bedeutung der Gehaltshöhe ist nach wie vor überragend und hat sogar noch zugenommen.

Acht Tipps: So kommst du zu mehr Gehalt

Damit du dich möglichst wohl und sicher in der fordernden Situation einer Gehaltsverhandlung fühlst, hat Stepstone acht Tipps zusammengestellt, wie du das Beste für dich herausholst und mehr Geld verdienst.

  • Tipp 1: Kenne deinen Wert. Recherchiere, wie viel du für den Job verlangen kannst. 
  • Tipp 2: Lege dir überzeugende Argumente für die Gehaltsverhandlung parat. Gehe deine Qualitäten – fachlich wie charakterlich – durch. Nur die Bitte nach mehr Geld wirkt unprofessionell.
  • Tipp 3: Habe keine Angst vor dem Gehaltsgespräch. Es gibt keinen Grund zur Panik, solange du gut vorbereitet bist.
  • Tipp 4: Schweigepausen im Gespräch musst du aushalten, anstatt zu früh nachzugeben. Zu schnelles Nachgeben in einer angespannten Situation zählt zu den häufigsten Ursachen einer fehlgeschlagenen Gehaltserhöhung.
  • Tipp 5: Führe keine unnötigen Verhandlungen. Wenn das Unternehmen sagt, dass das Gehalt unverhandelbar ist, sollte niemand Zeit mit Verhandlungen verschwenden.
  • Tipp 6: Schlafe eine Nacht darüber. Eine Runde Schlaf kann dabei schon die entscheidende Distanz und Durchblick bringen. 
  • Tipp 7: Trainiere deine Unsicherheit vor der Gehaltsverhandlung zu Hause weg. Bitte deinen Partner oder deine Partnerin, ein Familienmitglied oder eine*n Freund*in, dir zu helfen und die Rolle der Vorgesetzten zu übernehmen.
  • Tipp 8: Triff klare Gehaltsvereinbarungen für die Zukunft. Alle vereinbarten Punkte sind unmissverständlich und klar in Schriftform festzuhalten. 

Fazit

Weniger als die Hälfte der Beschäftigten fragt von sich aus nach mehr Gehalt. Diese Bescheidenheit ist unbegründet. Gut vorbereitet und mit starken Argumenten ausgestattet, kann ein Gespräch über mehr Geld durchaus positiv verlaufen. Einmal im Jahr solltest du diesen Punkt ansprechen. Dabei lässt sich die eigene Bezahlung mit Verhandlungsgeschick und guten Argumenten oft verbessern.

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