Die zweite Ebene der Höheren Berufsbildung umfasst mehrere Abschlussgruppen: Fachmeister*in, Industriemeister*in, Fachwirt*in, Fachkaufleute, Aus- und Weiterbildungspädagogik sowie Operative IT-Professionals. Die Fortbildung hat einen durchschnittlichen Umfang von bis zu 1.000 plus 1.000 Stunden (Lehrveranstaltungen plus Selbststudium). Die Prüfung besteht aus mehreren Teilen, es sind schriftliche und mündliche Leistungen, die Prüfungsdauer beträgt mehr als zehn Stunden.
Die zweite Ebene: Fachwirte und Meister
Im Mittelpunkt der zweiten Ebene stehen die Meister und Fachwirte. Die Qualifizierung zum Meister ist in über 50 Fachrichtungen möglich, beispielsweise: Bau, Chemie, Metall, Printmedien, Mechatronik, Kunststoff/Kautschuk, Textilwirtschaft oder Elektrotechnik. Im Bereich der Industrie- und Handelskammern gibt es neben den klassischen Industriemeistern auch Fachmeister, die nicht mit der industriellen Produktion beschäftigt sind. Sie qualifizieren sich in anderen Bereichen außerhalb der Industrie, wie beispielsweise: Floristmeister*in, Hotelmeister'in, Küchenmeister*in, Logistikmeister*in, Meister*in für Schutz- und Sicherheit und Wassermeister*in.
Die Qualifizierung als Fachwirt*in ist in vielen Fachrichtungen möglich, zum Beispiel: Außenwirtschaft, Bank, Gesundheits- und Sozialwesen, Handel, Immobilien, Industrie, Logistiksysteme, Technik, Tourismus, Veranstaltungen, Versicherungen/Finanzen und Wirtschaft. Die Qualifizierung der IT Operative Professionals ist in vier Profilen möglich: IT System Manager (IT-Entwickler), IT Business Manager (IT-Projektleiter), IT Business Consultant (IT-Berater) und IT Marketing Manager (IT-Ökonom).
Die erste Ebene der Höheren Berufsbildung umfasst mehrere Abschlussgruppen: Fachberater*in, Servicetechniker*in und IT-Spezialist*in. Der durchschnittliche Umfang der Fortbildung liegt bei einem Umfang von 400 plus 400 Stunden (Lehrveranstaltungen plus Selbststudium).
Wer bezahlt die Weiterbildung?
Egal auf welcher der drei Ebenen du deine Aufstiegsfortbildung aufsetzt, in jedem Fall stellt sich die Frage nach der Finanzierung der Aufstiegsfortbildung. Wobei zu unterscheiden ist zwischen einer Vollzeit- oder berufsbegleitenden Weiterbildung. Dazu zwei Beispiele. Die Fachwirt-Weiterbildung ist meistens ein Angebot von privaten Bildungsträgern, die ihrerseits den Lehrplan und die Kurstermine individuell planen. Die Prüfung ist Aufgabe der Industrie- und Handelskammer.
Findet die Ausbildung neben einer hauptberuflichen Tätigkeit in Abend- oder Wochenendkursen statt, so dauert sie in der Regel 1,5 Jahre. Beim Institut für Lernsysteme (ILS) kostet eine Weiterbildung zum Dialogmarketingfachwirt: ca. 2.300 bis 2.500 Euro, für Werbung und Kommunikation: ca. 2.300 bis 3.700 Euro und die Weiterbildung zum Tourismusfachwirt: ca. 2.600 Euro. Zusätzlich zu den reinen Lehrgangsgebühren können Kosten für Lernmaterial, Fahrt- und Übernachtungskosten bei Präsenzveranstaltungen sowie Prüfungsgebühren anfallen.
Die Kosten für die Weiterbildung zum Industriemeister variieren je nach Fachrichtung und Anbieter. Außerdem kommt es darauf an, ob die "Ausbildung der Ausbilder" im Lehrgang inbegriffen ist. Du solltest mit Lehrgangsgebühren von 3.000 Euro bis 5.000 Euro rechnen. Kompakt kannst du den Lehrgang innerhalb von 16 Wochen Vollzeit absolvieren. Inzwischen gibt es Online-Kurse im Angebot.
Finanzierungsmöglichkeiten der Weiterbildung
Knapp die Hälfte der Aufstiegskandidaten finanzieren ihre Weiterbildung mit dem Meister- bzw. Aufstiegs-BAföG (Gesetz zur Förderung der beruflichen Aufstiegsfortbildung, AFBG). Das erweist sich damit als das zentrale Förderinstrument für die Aufstiegsfortbildung. Auf dem Förderungstableau stehen – einkommens- und vermögensunabhängig – die Lehrgangs- und Prüfungsgebühren sowie die Materialkosten eines Meisterprüfungsprojekts bei Vollzeit- und Teilzeitfortbildungen.
Bei Vollzeitfortbildungen wird einkommens- und vermögensabhängig zusätzlich der Unterhaltsbedarf gefördert, und zwar mit bis zu 963 Euro für die Teilnehmenden. Für Verheiratete und Kinder gibt es einen Aufschlag jeweils von bis zu 235 Euro. In den meisten Bundesländern gibt es zusätzlich noch den Meister-Bonus. In Bayern beträgt der 3.000 Euro bei erfolgreich abgeschlossener Prüfung. Knapp 20 % der Weiterbildungsteilnehmer*innen erhalten diese Förderung, meistens ist sie zusätzlich.
Fast genauso viele Teilnehmende, nämlich 17 %, erhalten keine Förderung und zahlen die Kosten aus eigener Tasche. In einigen Fällen beteiligt sich der Betrieb an den Kosten der Maßnahme oder es gibt bezahlte/unbezahlte Freistellungen, um den Betroffenen unter die Arme zu greifen. Schließlich haben viele Betriebe Interesse an den so qualifizierten Mitarbeitenden. Die Förderung über die Arbeitsagentur (SGB III) spielt bei der Aufstiegsförderung kaum eine Rolle.
Weiterbildung bleibt hoch im Kurs
Wer einmal positive Erfahrungen mit der Weiterbildung gemacht hat, den lässt diese Lernerfahrung so schnell nicht mehr los. Die Zufriedenheit mit einem Abschluss der Höheren Berufsbildung ist der DIHK-Studie zufolge sehr hoch: Rund 90 % der Absolvent*innen würden sich erneut für den gleichen Fortbildungsabschluss entscheiden. Mehr als die Hälfte (54 %) plant weitere Qualifizierungen. Persönlichen zusätzlichen Qualifikationsbedarf sehen die Befragten bei der Mitarbeiterführung (z. B. Zusammenarbeit auf Distanz), dem Projektmanagement und tätigkeitsspezifischen Themen.
Aber damit ist die Wunschliste keineswegs erschöpft. Mehr als Drittel möchte sich mit Themen zu Kommunikation, Stressmanagement und Resilienz beschäftigten. Mehr als ein Viertel mit der Transformation der Wirtschaft (z. B. Nachhaltigkeit, Dekarbonisierung, Industrie 4.0). Nicht wenige interessieren sich für Recht und Sprachen, agile Arbeitsmethoden, Mindshift, Datenanalyse und -verarbeitung, Datenmanagement, Datensicherheit, Softwaretechnologien (z. B. Cloud-Computing) und weitere 18 % möchten Präsentationstechniken (auch virtuelle Formate) erlernen.
Der DIHK ist wichtig, die Höhere Berufsbildung als gleichwertige Alternative zum Hochschulstudium noch bekannter zu machen. Die vor gut drei Jahren im Berufsbildungsgesetz verankerten Abschlussbezeichnungen Bachelor Professional und Master Professional seien unbekannt. Schon in der Berufsorientierung sollten Schüler*innen darüber informiert sein, dass sich über eine duale Ausbildung und eine entsprechende Weiterbildung eine erfolgreiche Erwerbsbiografie entwickeln lässt, so die Forderung der Kammern.
Fazit
Der Weg in die Aufstiegsfortbildung ist im Alltag beschwerlich: Meist bereiten sich Kandidaten in Abendkursen neben dem Hauptberuf auf die Prüfung vor. Und der Meister, der Fachwirt oder die Weiterbildung zum IT.-Professional kostet Geld. Kurs- und Prüfungskosten, die schon mal 15.000 Euro ausmachen können, sind mit dem "Aufstiegs-Bafög" zwar zur Hälfte als Zuschuss aus öffentlichen Mitteln zu bezahlen, zur anderen Hälfte aber nur als Darlehen. Falls die Prüfung schiefgeht, ist für Betroffene neben der Zeit auch viel Geld weg. Das ist eine Unwucht zulasten der beruflichen Bildung – zumindest, solange es ein gebührenfreies Hochschulstudium gibt, beklagen die Kammern völlig zu Recht.
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