Für Engelmeier wären diese Menschen ganz klar die Verlierer: "Für sie bedeutet eine höhere Regelaltersgrenze noch mehr Abschläge von ihrer oftmals ohnehin schon niedrigen Rente."
Für die Reform der Rente: Höhere Abschläge und Witwenrente abschaffen
Früher in Rente als es das gesetzliche Renteneintrittsalter vorgibt? Für den Wirtschaftsweisen Werding müsste der Staat genau hier viel stärker durchgreifen. Er macht im RP-Interview klar, dass die 3,6 Prozent Abschlag pro Jahr zu niedrig seien.
Werding: "Versicherungsmathematisch korrekt wären Abschläge zwischen fünf und sieben Prozent." Und auch die Witwenrente würde der Experte unter sogenannten Anreizaspekten abschaffen: "Frauen können heute für sich selbst sorgen."
Allerdings machte er auch klar, dass solche Reformen viel Vorlauf bräuchten, damit die Menschen sich darauf einstellen können.
Sozialverband warnt vor Rentenkürzung durch die Hintertür
Auch zu diesen Vorschlägen hat die SoVD-Vorstandsvorsitzende eine klare Einstellung: "Die Forderung, dass diese Abschläge nochmals auf fünf bis sieben Prozent erhöht werden sollen, unterstreicht, dass es nicht um eine faire Anpassung, sondern um eine Rentenkürzung durch die Hintertür geht. Das trifft vor allem Menschen mit körperlich belastenden Berufen oder prekären Erwerbsverläufen."
Und die Abschaffung der Witwen- oder Witwerrente würde laut Engelmeier "für viele ein Leben in Armut bedeuten und das in einer Zeit tiefster Trauer". Engelmeier: "Millionen Frauen haben über Jahrzehnte unbezahlt Sorgearbeit geleistet, Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt. Viele verlieren mit dem Tod ihres Partners nicht nur einen geliebten Menschen und Weggefährten, sondern stehen auch vor neuen finanziellen Herausforderungen."
Vielen würde es einfach schwerfallen, die zuvor gemeinsam getragenen Lebenshaltungskosten allein zu stemmen. Häufig drohe dann die Wohnung verloren zu gehen. Es brauche "politische Rückendeckung statt Abwertung". Michaela Engelmeier: "Der SoVD hält an seiner Forderung fest, das Rentensystem noch solidarischer zu machen, indem alle Erwerbstätigen einzahlen. Dazu gehören auch Selbstständige, Beamte und Abgeordnete. Notwendig sind außerdem faire Löhne, mehr Tarifbindung und altersgerechte Arbeitsbedingungen, damit Menschen möglichst gesund bis zum Renteneintritt arbeiten können."
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