Krankenkassen mit düsterer Zukunft? Ausgaben werden stabile Beiträge "zunichtemachen"

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Finanzausblick der Krankenkassen: Scharfe Kritik von TK und vdek
Steigende Ausgaben führen zu Bedenken über die Stabilität der Krankenkassenbeiträge, äußern Techniker Krankenkasse und Verband der Ersatzkassen.
Finanzausblick der Krankenkassen: Scharfe Kritik von TK und vdek
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Die Techniker Krankenkasse und der Verband der Ersatzkassen äußern starke Bedenken bezüglich der Prognosen. Politische Maßnahmen werden als nicht ausreichend kritisiert.

Nachdem der GKV-Schätzerkreis seine Prognose für die Zusatzbeiträge der Krankenkassen abgegeben hatte und Bundesfinanzministerin Nina Warken im Vorfeld dazu von stabilen Beiträgen bei den Krankenkassen gesprochen hatte, war die Verwunderung auch bei der Techniker Krankenkasse (TK) groß. 

TK-Chef Jens Baas konnte die Zuversicht der Ministerin nicht wirklich teilen und erklärte in einem offiziellen Statement: "Mit einer optimistischen Einnahmenprognose, einem Darlehen und einem kleinen Last-Minute-Sparpaket ist das strukturelle Finanzproblem der gesetzlichen Krankenversicherung nicht gelöst." Die Prognosen der größten deutschen Krankenkassen sind weitaus schlechter.

Chef der Techniker Krankenkasse blickt auf düstere Zukunft 

Die Ausgaben für die medizinische Versorgung würden demnach "weiterhin in allen Bereichen" stark steigen. Baas sieht die Politik im Zugzwang.

Baas: "Und leider sehe ich keinen Grund zur Entwarnung: Die steigenden Ausgaben werden das Versprechen von stabilen Beiträgen zunichtemachen."

Werden das Versprechen von stabilen Beiträgen zunichtemachen.

Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse

Die Krankenkassen müssten zudem weiterhin die von der Politik auf ein Minimum abgeschmolzenen Reserven wieder auffüllen. Baas: "Das berücksichtigt der Schätzerkreis in seiner Prognose nicht, wird sich aber auch auf die Beiträge auswirken."  

Prognosen für Krankenkassen "keine gute Nachricht"

Schnell umsetzbare Vorschläge lägen schon langen auf dem Tisch. Dazu würde laut Baas auch die Erhöhung des Rabatts zählen, den Hersteller auf Arzneimittel zahlen. Das sei "angesichts der stark steigenden Kosten für neue Arzneimittel gerechtfertigt und würde die Kassen um Milliarden entlasten".

Laut TK-Chef Baas sind die Ergebnisse des Schätzerkreises "keine guten Nachrichten für die Beitragszahlerinnen und -zahler". Bei den Beiträgen zur Krankenkasse sei "die Schmerzgrenze längst erreicht – für die Versicherten und für die Wirtschaft". 

Baas: "Es ist unverständlich, warum die Bundesregierung hier nicht konsequenter handelt und alle Ausgabenbereiche angeht – statt nur auf die Kliniken und die Krankenkassen zu schauen." Eine gute Nachricht wäre es demnach, "wenn die Regierung jetzt konsequent die Ausgabenexplosion in allen relevanten Bereichen angehen würde".

Verband der Ersatzkassen gibt sich wenig optimistisch

Beim Verband der Ersatzkassen (vdek) kann man den Optimismus der Bundesfinanzministerin auch nicht richtig nachvollziehen und sieht auch, dass die Zahlen zur Beitrag-Prognose für 2026 täuschen

Gegenüber inFranken.de erklärte vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner: "Die Politik darf die Finanzsituation nicht schönreden: Viele Krankenkassen werden Anfang 2026 erneut ihre Zusatzbeitragssätze erhöhen müssen. Die Drei-Prozent-Grenze wird unserer Einschätzung nach überschritten."

Wie Baas, so sieht auch der vdek und Elsner in den beschlossenen Darlehen von jeweils 2,3 Milliarden Euro in 2025 und 2026 und das einjährige Sparprogramm keine nachhaltige Lösung.

Die Prognose durch den Schätzerkreis 

Wie ist die Prognose durch den GKV-Schätzerkreis ausgefallen? Warum haben die Techniker Krankenkasse und der Verband der Ersatzkassen entsprechend darauf reagiert? 

Die Experten des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), des Bundesamtes für Soziale Sicherung (BAS) und des GKV-Spitzenverbandes schätzen bei ihren Auswertungen auch die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für das laufende und das nächste Jahr:

  • Hinsichtlich der erwarteten Ausgaben im Jahr 2026 konnte kein Einvernehmen erzielt werden. Die voraussichtlichen Ausgaben betragen nach Schätzung des Bundesministeriums für Gesundheit und des Bundesamts für Soziale Sicherung 369,0 Mrd. Euro. Der GKV-Spitzenverband erwartet Ausgaben in Höhe von 369,5 Mrd. Euro. Aus den Schätzergebnissen für das Jahr 2026 ergibt sich ein rechnerischer durchschnittlicher Zusatzbeitragssatz in Höhe von 2,9 Prozent.