Die Krankenkasse wechseln oder bleiben? Versicherte vor großen Problemen

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Die Verbraucherzentrale Bayern warnt vor einem übereilten Wechsel. Wer etwas Neues sucht, sollte bei Vergleichsportalen aufpassen.

Gibt es eine Lösung für die Krise der Krankenkassen? Zuletzt wurde im Bundestag das Sparpaket für die Kassen beschlossen – für Kritiker ist es keine Lösung. Stabile Beiträge soll es bringen. Doch genau hier haben Verbände und die Kassen selbst ihre Zweifel. Es droht ein Sparpaket ohne Wirkung. Am Ende, da sind sich viele Experten einig, steigen die Beiträge dann auch 2026 weiter. Was können Versicherte tun?

Die Krankenkasse wechseln oder bleiben? Die Verbraucherzentrale rät dazu, sich die Entwicklungen in den kommenden Wochen gut anzuschauen. Versicherte haben bei einer Erhöhung der Beitragssätze immer die Möglichkeit, vom Sonderkündigungsrecht gebrauch zu machen.

Höhere Beiträge: Sollte man jetzt die Krankenkasse wechseln?

In einem Beitrag bei ZDF heute heißt es, dass die Verbraucherzentrale dabei aber durchaus auch Bedenken hat: "Nicht immer ist der Kassenwechsel eine gute Idee. Denn neben Unterschieden im Beitragssatz unterscheiden sich die Krankenkassen mitunter erheblich im Service."

Dazu schreibt die Verbraucherzentrale auf ihrer Internetseite: "In einigen Punkten bieten die gesetzlichen Kassen unterschiedliche Leistungen in ihren Satzungen zusätzlich zu den Regelleistungen an. Präventionsangebote, Angebote zu Osteopathie oder Unterschiede beim Kundenservice – wie etwa eine Geschäftsstelle vor Ort oder eine gut erreichbare Hotline." 

Man sollte sich nicht nur an den Kosten orientieren und wirklich auf die unterschiedlichsten Faktoren achten.

Verbraucherzentrale Bayern rät ab von vorschnellen Wechseln – sie können sich rächen

Auf Nachfrage von inFranken.de hat auch die Verbraucherzentrale Bayern eine Einschätzung der Lage gegeben und ebenfalls vor überschnellen Handeln gewarnt: "Allen Medienberichten zum Trotz sollten Versicherte ruhig bleiben und abwarten. Aktuell weiß niemand, wohin die Reise geht und welche Kasse im Jahr 2026 das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten wird."

Auch wenn das Gesundheitsministerium einen künftigen Zusatzbeitrag festgelegt hat und von Stabilität gesprochen hat, so können Kassen davon "abweichen". Dazu heißt es: "Die Spannweite wird zwischen 2 und 4 Prozent erwartet". Doch mit einem Wechsel sollten man warten: "'Wer jetzt "blind' wechselt, kann im Januar feststellen, dass die neue Kasse viel teurer geworden ist. Insofern sollte man warten, bis die Zusatzbeiträge veröffentlicht sind. Im letzten Jahr war dies erst Ende Dezember der Fall."

Außerdem könne es passieren, dass eine Kasse zunächst nur moderat erhöht, um viele Neukunden anzuziehen, und dann im Laufe des Jahres noch einmal nachlegt. So war es laut Verbraucherzentrale in diesem Jahr geschehen bei der BKK Firmus.

Neue Kassen suchen – darum sind Vergleichsportale nicht immer die beste Wahl

Schwer sei es laut Verbraucherzentrale, sich auf gängige Vergleichsportale zu verlassen bei der Suche nach der passenden Krankenkasse. Dazu heißt es in einem entsprechenden Bericht aus dem Oktober 2025: "Viele Vergleichsportale versprechen, auf Knopfdruck den besten Kredit oder die günstigste Versicherung zu finden. Doch die Ergebnisse sind nicht immer neutral und erfassen nicht alle Anbieter."

Um ein Vergleichsportal richtig zu nutzen, gibt die Zentrale unter anderem folgende Tipps:

  •  Erst bestimmen, was man benötigt.
  • Fehlende Anbieter bei den Angeboten herausfinden. "Es werden – je nach Branche – nicht immer alle Anbieter berücksichtigt."
  • Voreinstellungen beachten und anpassen. 
  • Wichtig: Immer die Ergebnisliste und die bezahlten Anzeigen unterscheiden.
  • Immer auch mehrere Vergleichsportale nutzen.
  • Zum Vergleich immer direkt beim Anbieter schauen.
  • Die Vertragsbedingungen genau lesen.
  • Alles auf Gütesiegel und Zertifikate prüfen.

Wenn sich Krankenkassen zusammenschließen

Was Versicherte auch im Blick haben sollten, ist die Tatsache, dass es durch die finanzielle Schieflage einiger Kassen auch zu Zusammenschlüssen kommen kann. 

Im Juli 2025 war der Kostendruck so hoch, dass über das mögliche Aus für rund 60 Krankenkassen in naher Zukunft diskutiert wurde. 

Sollten sich zwei Krankenkassen zu einer neun Kasse zusammenschließen, dann haben die Mitglieder ebenfalls die Möglichkeit für ein Sonderkündigungsrecht, wenn die neu entstandene Krankenkasse einen höheren Zusatzbeitragssatz erhebt. 

Stabile Beiträge bei Krankenkassen bleiben wohl nur ein Wunsch

Im ZDF-Bericht weist Thomas Moormann, Leiter des Teams Gesundheit und Pflege beim Verbraucherzentrale Bundesverband, explizit auf die angespannte Lage mit den Zusatzbeiträgen hin. Moormann sieht wenig Chancen für die angekündigte Stabilisierung bei 2,9 Prozent – auch wenn er durchaus auf die Bemühungen der Kassen setzt: "Weil sich die einzelnen Krankenkassen in einer Wettbewerbssituation befinden, werden sie ihren Beitragssatz nur erhöhen, wenn sie das müssen." 

Doch die enormen Ausgaben werden sie am Ende dazu zwingen. Für Moormann ist laut Bericht klar, dass in allen entscheidenden Ausgabenbereichen die Kosten fast ungebremst steigen werden für die Krankenkassen. 

Zuletzt hatte der Chef der Techniker Krankenkasse (TK) sehr deutliche Worte für die Pläne der Politik gefunden. Jens Baas: "Und leider sehe ich keinen Grund zur Entwarnung: Die steigenden Ausgaben werden das Versprechen von stabilen Beiträgen zunichtemachen." 

Vorschaubild: © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa