Girokonten werden 2023 spürbar teurer: Lohnt sich ein Wechsel?

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Ab 2023 werden einige Girokonten teurer.
Symbolbild: Geldautomat
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Das Girokonto zum Nulltarif: Das gibt nur noch höchst selten.
Das Girokonto zum Nulltarif: Das gibt nur noch höchst selten.
CC0 / Pixabay / Engin_Akyurt

Die Kosten für das Girokonto steigen und steigen. Das wird 2023 nicht anders sein als im vergangenen Jahr. Aber hat die kostenlose Kontoführung endgültig ausgedient? Die Stiftung Warentest meint nein.

  • Girokonten-Rechner sind auf dem Laufenden und helfen 
  • 60 Euro im Jahr: Mehr sollte ein Giro­konto nicht kosten
  • Neun Girokonten sind noch kostenlos
  • Finanztipp hat Filialbanken und Direktbanken verglichen

Die Sparkasse Südwestpfalz mit Sitz in Pirmasens ist Nachzügler bei der Gebührenerhebungswelle. Die Sparkasse hebt erst zum 1. März 2023 die Preise für die privaten Girokonten an, wie die Saarbrücker Zeitung berichtet. Der monatliche Grundpreis für die 70.000 Privat-Girokonten erhöht sich moderat um 40 Cent auf 6,90 Euro. Einen Rabatt, wenn das Konto online geführt ist, gibt es weiterhin. Gebührenerhöhungen gab es in den letzten Monaten bei den 113 Millionen Girokonten immer wieder und immer öfter. Die Beratungsgesellschaft ErnstYoung (EY) hat in ihrem Bankenbarometer herausgefunden, dass dies bei der Hälfte der Geldinstitute in 2022 der Fall war. Den Überblick zu behalten, ist oft schwierig. Ob deine Bank eher zu denen, die bei den Gebühren ordentlich abkassieren oder eher zu denen, die einen fairen Preis für die Dienstleistungen nimmt, gehört, ist nicht so einfach zu durchschauen. Wir zeigen, wie du dich orientieren kannst.

Girokonten-Rechner sind auf dem Laufenden und helfen

Erste wichtige Botschaft: Die Gebühren für Dienstleistungen der Kreditinstitute verändern sich ständig. Es gibt dafür keinen einheitlichen Termin und keine einheitliche Höhe. Jede der 1.1145 Banken oder Sparkassen in Deutschland entscheidet selbst über die Gebührenpolitik. Das macht die Sache so schwierig und erfordert viel Aufmerksamkeit von Kund*innen.

Deshalb ist es gut, dass es Profis gibt, die den Markt beobachten. Konkret sind das: die Stiftung Warentest (sie beobachtet immerhin die Kostenentwicklung bei 160 Finanzinstituten), Finanztipp, Check24 und Verivox. Aber trotzdem Vorsicht: Diese Serviceadressen sind zwar kostenlos für die Kund*innen, eine Gegenleistung wird trotzdem häufig verlangt. Meistens sind es deine Daten, die beispielsweise bei einem Gebührenvergleichs-Check automatisch anfallen und für Finanzinstitute interessant sind. 

Ein lohnendes Hilfetool für den Kostenvergleich sind Girokonten-Rechner im Internet. Der Vorteil: Die meisten Rechner rücken die individuellen Bedürfnisse in den Mittelpunkt des Kostenvergleichs. Denn: Der Konto-Preis bestimmt sich durch dein Nutzungsverhalten. Eine Rolle kann spielen, ob es ein reines Online-Konto sein soll oder ob du vorzugsweise deine Aufträge persönlich in einer Filiale erteilen möchtest. Der Girokonten-Rechner von Finanztipp will außerdem wissen, ob mit einem monatlichen Geldeingang zu rechnen ist, wo Geld abgehoben wird (in Deutschland, Europa, weltweit) oder ob eine Kreditkarte zum Konto dazugehören soll. Mit dem Girokonten-Rechner findest du schnell ein Konto, das optimal zu dir passt. Aber auch diese Rechner müssen für ihren Service irgendwie Geld verdienen, dies solltest du immer bedenken.

60 Euro im Jahr: Mehr sollte ein Giro­konto nicht kosten

Je nach Konto­modell lassen sich bei einem Wechsel schnell 100 Euro und mehr pro Jahr sparen. Interessant ist die Idee der Stiftung Warentest, mit einer Obergrenze für die Gebühren zu operieren. Für ein Giro­konto inklusive Girocard und Online­buchungen sollte nach Ansicht der Finanzexperten niemand mehr als fünf Euro im Monat oder 60 Euro im Jahr bezahlen.

Dieser Preis geht in Ordnung, wenn die Bank oder Sparkasse dafür Buchungen abwi­ckelt, Geld­automaten bereit­stellt und Beratung sowie sichere Technik fürs Online­banking anbietet. Der letzte Test zeigt: Diese Grenze können sogar Banken mit Filialen unterbieten. Tipp der Warentester: Wer mehr für ein Giro­konto zahlt (das konnten bei einer "Modell­person" im Test bis 360 Euro im Jahr sein) sollte einen Wechsel zu einem güns­tigen Giro­konto prüfen. 

Um Konto­gebühren zu vergleich­en, geht die Stiftung von einer Modell­person aus, die regel­mäßig Gehalt, Bafög oder Rente bezieht und das Konto nur online nutzt. Das ist die güns­tigste Art der Konto­führung. Rund 65 Prozent der Giro­konten sind inzwischen Online. Und so nutzt die Online-Modell­person ihr Girokonto. Grund­preis pro Monat für: 36 Über­weisungen (inklusive Kosten Online­banking), 274 Gutschriften, Last­schriften (inklusive Zahlungen per Girocard, Dauer­auftrags­buchungen, Kreditkarten­abrechnungen), 48 Barabhebung an Geld­automaten des Instituts bzw. Auto­maten­verbunds, eine Änderung eines Dauer­auftrags (inklusive Kosten Online­banking), eine Girocard, 12 elektronische Konto­auszüge (Post­box).

Neun Girokonten sind noch kostenlos

Neun Institute bieten ein Girokonto komplett kostenlos an und sind bundesweit zugänglich:

  • C24 Bank: Smartkonto
  • Edekabank: Edeka-Konto
  • KT Bank: GiroKonto
  • Meine Bank – Raiffeisenbank im Hochtaunus: OnlineOnly-Konto
  • PSD Bank Nürnberg: GiroDirekt
  • Santander: BestGiro
  • Sparda-Bank: HessenGiro
  • VR Bank Dreieich-Offenbach: easyGiro online
  • VR Bank Niederbayern-Oberpfalz: Mein GiroDirekt

Merkwürdigerweise zählt die Stiftung Warentest das Angebot der HypoVereinsbank: PlusKonto zu den Gratiskonten, obwohl die Modellperson 118,80 Euro pro Jahr zahlen müsste. Weitere 77 Girokonten hat die Stiftung Warentest identifiziert, die nehmen Gebühren pro Jahr bis 60 Euro. Insgesamt kamen 451 Kontovarianten in den Test.

Kostenlos Bargeld abheben mit der Girocard können Kund*innen fast immer an Auto­maten der Bankengruppe, bei der du dein Konto hast (so hat das Sparkassen-Netz etwa 23.000 Automaten, die Genossenschaftsbanken (Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken) etwa 16.300 Automaten). Doch es gibt noch weitere Möglich­keiten, gebührenfrei Bargeld zu bekommen: Private Banken haben sich zu den Verbünden Cash Group (etwa 7.000 Automaten, inklusive Kassen von 1.300 Tankstellen) und Cashpool (etwa 2.800 Automaten) zusammen­geschlossen. Der Handel zahlt ebenfalls Bares aus.

Finanztipp hat Filialbanken und Direktbanken verglichen

Banken, die ihre Konten nur online anbieten, sind meist günstiger als Anbieter, die Filialen unterhalten. Finanztipp geht bei seinem Kostenvergleich davon aus, dass immer eine Kreditkarte und eine Girocard benötigt wird. Verzichtest du darauf, könntest du den Preis drücken. Bitte beachte Folgendes: Regionalbanken bieten unterschiedliche Kontomodelle an, darunter ein Konto, bei dem die Monatsgebühr zwar niedrig ist, dafür aber fast alle Buchungen etwas kosten. Dabei ist es egal, ob es sich um eine Lastschrift, eine Kartenzahlung oder einen Geldeingang handelt. Solche Angebote sind nur günstig, wenn du das Bankkonto wenig nutzt.

  • Deutsche Bank: Kontomodell Aktiv, Monatliche-Kontogebühr 6,90 Euro; Kreditkarte (jährlich) 39 Euro; Girocard (jährlich) 0 Euro, Summe im Jahr: 121,80 Euro
  • Deutsche Bank: Kontomodell Best, Monatliche-Kontogebühr 13,90 Euro; Kreditkarte (jährlich) 0 Euro; Girocard (jährlich) 0 Euro, Summe im Jahr: 166,80 Euro
  • Commerzbank: Kontomodell Basic, Monatliche-Kontogebühr 9,90 Euro; Kreditkarte (jährlich) 39,90 Euro; Girocard (jährlich) 0 Euro, Summe im Jahr: 158,70 Euro
  • Commerzbank: Kontomodell Klassik, Monatliche-Kontogebühr 6,90 Euro; Kreditkarte (jährlich) 39,90 Euro; Girocard (jährlich) 0 Euro, Summe im Jahr: 122,70 Euro
  • Targobank: Kontomodell Plus, Monatliche-Kontogebühr 17,95 Euro; Kreditkarte (jährlich) 39 Euro; Girocard (jährlich) 0 Euro, Summe im Jahr: 110,40 Euro
  • Targobank: Kontomodell Plus, Monatliche-Kontogebühr 5,95 Euro; Kreditkarte (jährlich) 39 Euro; Girocard (jährlich) 0 Euro, Summe im Jahr: 110,40 Euro
  • Hamburger Sparkasse: Kontomodell Joker, Monatliche-Kontogebühr 9,95 Euro; Kreditkarte (jährlich) 36 Euro; Girocard (jährlich) 0 Euro, Summe im Jahr: 155,40 Euro
  • Hamburger Sparkasse: Kontomodell Joker Premium, Monatliche-Kontogebühr 17,95 Euro; Kreditkarte (jährlich) 0 Euro; Girocard (jährlich) 0 Euro, Summe im Jahr: 215,40 Euro
  • Berliner Volksbank: Kontomodell Privatgiro, Monatliche-Kontogebühr 13,00 Euro; Kreditkarte (jährlich) 30 Euro; Girocard (jährlich) 0 Euro, Summe im Jahr: 186,00 Euro
  • Comdirect: Kontomodell Girokonto, Monatliche-Kontogebühr 4,90 Euro; Kreditkarte (jährlich) 0 Euro; Girocard (jährlich) 0 Euro, Summe im Jahr: 58,80 Euro 
  • DKB: Kontomodell Girokonto, Monatliche-Kontogebühr 0 Euro; Kreditkarte (jährlich) 0 Euro; Girocard (jährlich) 11,88 Euro, Summe im Jahr: 11,88 Euro
  • Consorsbank: Kontomodell Girokonto, Monatliche-Kontogebühr 4,00 Euro; Kreditkarte (jährlich) 0 Euro; Girocard (jährlich) 12,00 Euro, Summe im Jahr: 60,00 Euro
  • ING: Kontomodell Girokonto Monatliche-Kontogebühr 4,90 Euro; Kreditkarte (jährlich) 0 Euro; Girocard (jährlich) 11,88 Euro, Summe im Jahr: 70,68 Euro

*Quelle: Finanztipp-Berechnung, Preis- und Leistungsverzeichnisse sowie Websites der Anbieter (Stand: 6. Juli 2022)

Der günstigste Anbieter ist in dem Vergleich die DKB-Bank mit 11,88 Kosten im Jahr. Bei einigen Banken ist ein monatlicher Geldeingang von mindestens 700 Euro Bedingung für gute Konditionen. Außerdem gibt es viele Sonderregelungen, die das Konto billiger oder teurer machen.

Fazit

Nach dem Ende der Negativzinsen hat sich der Kapitalmarkt radikal verändert. Es gibt sogar wieder Sparzinsen für Tages- und Festgeld. Weniger positiv sieht es bei den Kosten für die Dienstleistungen der Banken und Sparkassen aus. Gebührenfreie Konten sind inzwischen die Ausnahme. Bei bis zu mehr als 350 Euro Kosten im Jahr lohnt sich der Vergleich. Um das für dich richtige Geldinstitut zu finden, hilft dir der Girokonten-Rechner. Er schafft mehr Transparenz in einem undurchsichtigen Markt.