"Prognose nicht gerade rosig": Wie Frauen ihre Rente retten können - Autorin gibt Tipps

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Neben Haushalt, Kindern und dem Alltag kann die eigene Altersvorsorge schnell mal in Vergessenheit geraten. Zu spät, sich damit zu befassen, ist es trotzdem nie, sagt Autorin Claudia Kneifel.

Viele Frauen widmen einen Großteil ihres Lebens der Familie - etwa indem sie sich um Kinder, Haushalt oder Angehörige kümmern. In der Rente kann das jedoch zu massiven finanziellen Nachteilen führen. Laut einer Pressemitteilung des Bundestags im Jahr 2023 betrug die gesetzliche Rente für Frauen damals im Schnitt gerade einmal 903 Euro. Jede fünfte Frau ab 65 Jahren war damit dem Statistischen Bundesamt zufolge armutsgefährdet.

Das hohe Risiko für Altersarmut beschäftigt aktuell viele Frauen. Auch inFranken.de-Autorin Anna Villmeter hat sich damit bereits auseinandergesetzt und ihre Erfahrungen dazu in einem Artikel geteilt. Dabei gibt es Wege, sich davor zu schützen - und typische Finanz-Fallen zu umgehen. Welche das sein können, damit hat sich die Würzburger Journalistin und Autorin Claudia Kneifel in ihrem neuen Buch "Verliebt, verlobt, verrechnet" beschäftigt, das vor einigen Wochen im Dietz Verlag Bonn erschienen ist. Im Interview mit inFranken.de verrät sie, wie Frauen auch mit 50 noch vorsorgen können.

"Rentenprognose nicht gerade rosig": Schlüsselerlebnis brachte Claudia Kneifel zum Umdenken

inFranken.de: Viele Frauen beschäftigen sich erst viel zu spät mit der eigenen Altersvorsorge – oft braucht es dazu ein Schlüsselerlebnis. Was war Ihres?

Claudia Kneifel: Vor etwa zehn Jahren hatte ich einen Termin bei der Rentenversicherung. Eigentlich war ich beruflich dort, doch die Beraterin erklärte mir anhand meiner eigenen Rentenbeiträge, was mich später erwartet. Damals hatte ich wegen meiner drei Kinder schon zehn Jahre in Teilzeit gearbeitet. Dementsprechend fiel meine Rentenprognose nicht gerade rosig aus. Dieser Termin war für mich wie ein Weckruf. Zuerst habe ich meine Arbeitsstunden erhöht. Danach habe ich versucht, unser Familienleben so umzuorganisieren, dass nun alle Familienmitglieder mithelfen. Zum Beispiel macht jeden Tag ein anderes Familienmitglied Frühstück. 

inFranken.de: Wieso ist die Gefahr von Altersarmut für Frauen so viel größer als für Männer?

Claudia Kneifel: In Deutschland arbeitet jede zweite Frau in Teilzeit, zugunsten von Care-Arbeit oder der Pflege von Angehörigen. In dieser Zeit verdienen Frauen wenig und können keine richtige Altersvorsorge aufbauen. Mein Mann und ich haben uns tatsächlich beide 50:50 um die Kinder gekümmert und so hat jeder etwas weniger gearbeitet. Wenn das alles nur auf einer Person lastet, dann bleibt wenig Zeit, zu arbeiten. Insgesamt haben Frauen schlechtere Aufstiegschancen und sie werden auch immer noch schlechter bezahlt als Männer. Frauen leben statistisch gesehen länger – dafür mit einer viel geringeren Rente.

inFranken.de: In Ihrem Buch werfen Sie die Frage auf: 'Warum jonglieren nur wir Frauen zwischen Erwerbs- und Care-Arbeit? Wo sind die Männer?' Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, um dieses Ungleichgewicht zu verschieben?

Claudia Kneifel: Es darf nicht sein, dass allein Frauen finanzielle Nachteile tragen, wenn sie Kinder betreuen, Angehörige pflegen oder den Haushalt führen. Paare sollten sich Hausarbeit und Care-Arbeit gerecht aufteilen. Auch die Politik muss handeln: Sie soll eine verlässliche Kinderbetreuung schaffen, damit Frauen arbeiten können. Steuerlich schafft die Politik aktuell falsche Anreize: Wählen Frauen Steuerklasse V, zahlen sie unverhältnismäßig viel Steuern – und entlasten so ihre Ehemänner. Männer in Steuerklasse III profitieren dagegen von höheren Freibeträgen und zahlen weniger. Das fördert keine Partnerschaft auf Augenhöhe und sollte geändert werden. Auch Transparenz ist sehr wichtig: Wir sprechen mit unseren Kindern sehr offen über Finanzen. Kinder müssen lernen, richtig mit Geld umzugehen - und zwar nicht nur mit Taschengeld. Meine 19-jährige Tochter hat zum Beispiel ein Online-Konto zum Investieren. Sie hat sich zum 18. Geburtstag eine Aktie gewünscht - und wir diskutieren regelmäßig über gute Geldanlagen. Diese frühe Aufklärung ist entscheidend.

"Es ist nie zu spät": Autorin gibt Tipps für finanzielle Freiheit - diese Schritte sind nötig

inFranken.de: An welchen Stellschrauben lässt sich drehen, um der eigenen Altersarmut vorzubeugen?

Claudia Kneifel: Es gibt einige Stellschrauben, an denen man drehen kann, um finanziell unabhängiger zu werden. An erster Stelle steht ein gewisses Interesse an den Themen Geld, Gehalt, Finanzen. Leider lernt man in der Schule kaum etwas darüber. Die wichtigste Stellschraube ist jedoch ein gut bezahlter Job. Wer gut verdient, kann Geld zur Seite legen und zahlt gleichzeitig hohe Beiträge in die Rentenkasse. Ein Teilzeitjob bringt nur eine Teilzeit-Rente. Ein Minijob reicht nicht für den Ruhestand. Viele Frauen kümmern sich vorrangig um andere und denken erst viel zu spät an ihre eigene Absicherung.

inFranken.de: Welche Tipps würden Sie jemandem geben, der gerade erst anfängt, sich mit diesem großen Themenkomplex zu beschäftigen?

Claudia Kneifel: Zuerst würde ich eine Kontenklärung bei der Rentenversicherung empfehlen. Dort wird einem genau berechnet, wie viel Rente man einmal zu erwarten hat. Und wen der Betrag erschreckt, der muss etwas tun, zum Beispiel mehr arbeiten oder sein Gehalt besser verhandeln. Es ist nie zu spät, sich mit den eigenen Finanzen zu beschäftigen. 

inFranken.de: Ihr Buch richtet sich speziell an Frauen ab 50 – wo liegt in der Altersvorsorge hier der Unterschied zu den jüngeren Generationen?

Claudia Kneifel: Die jüngere Generation ist hoffentlich bereits aufgeklärter und lässt sich nicht mehr auf die alten Rollenbilder ein. In meiner Generation war es noch sehr weit verbreitet, dass Mütter zugunsten von Kindern längere Zeit unentgeltlich zu Hause bleiben. Daher haben diese Frauen oft keine gute Rentenprognose. Mit 50 Jahren kann man noch umsteuern. Das heißt, mehr arbeiten, sich einen besser bezahlten Beruf suchen - gerade werden Fachkräfte dringend gesucht - und anfangen, Geld gut anzulegen. 

Rente an der Armutsgrenze trotz Jahrzehnte-langer Arbeit - "ist mir sehr nahe gegangen"

inFranken.de: Gab es ein Gespräch, das Sie für das Buch geführt haben, welches Ihnen besonders im Kopf geblieben ist?

Claudia Kneifel: Die Geschichte einer Frau ist mir sehr nahe gegangen. Die inzwischen über 80-Jährige hat nach dem Krieg eine Ausbildung in der Lebensmittelbranche gemacht. Die alleinstehende Frau war über Jahrzehnte voll berufstätig. Sie hat all die Jahre kaum Lohnerhöhung erhalten. Heute bezieht sie eine sehr kleine Rente und lebt an der Armutsgrenze. Insgesamt ist mir aufgefallen, dass die Renten von Frauen im Vergleich zu Männern sehr niedrig sind. Die Mehrzahl der Frauen muss mit 600 bis 900 Euro auskommen. Wer kann davon gut leben? Das war auch der Auslöser für mich, dieses Buch zu schreiben.

Claudia Kneifel wurde 1969 geboren, arbeitet als Journalistin für die Main-Post und lebt mit ihrem Partner und ihren drei gemeinsamen Kindern in Würzburg. Beruflich und privat beschäftigt sie sich bereits seit einigen Jahren mit Finanzen für Frauen und widmete diesem Thema nun ihr Buch "Verliebt, vertraut, verrechnet".

Verliebt, vertraut, verrechnet - Erfolgreiche Altersvorsorge für Frauen ab 50: Das Buch von Claudia Kneifel bei Thalia ansehen*

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