Unnötige medizinische Behandlungen: Deutschland mit hoher Überversorgung von Patienten
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Andreas Hofbauer
Unnötige Behandlungen in Deutschland: Eine Studie fand jetzt heraus, dass eine medizinische Behandlung oft nur in einem von zehn Fällen notwendig ist. Symbolfoto: perfectlab/Adobe StockBehandlung
Es ist die Horrorvorstellung schlechthin. Die Behandlung, die eigentlich helfen sollte, macht mich nur noch kränker. Genau dieser Gefahr sehen sich immer mehr Menschen in Deutschland ausgesetzt. Und sie entsteht durch zu viele unnötige Behandlungen oder Verschreibungen.
Fast 4000 Euro pro Jahr. So viel gibt der durchschnittliche Deutsche für seine Gesundheit aus. Was aber nicht viele wissen: Deutschland leidet an einer Überversorgung - das ergab jetzt eine Studie der "Bertelsmann-Stiftung". Eine Überversorgung ist dann gegeben, wenn die Gesundheitsversorgung über das notwendige Maß hinausgeht. Sprich: Wenn Medikamente und Behandlungen verordnet oder verschrieben werden, obwohl keine medizinische Notwendigkeit besteht.
Überversorgung: Das Problem ist bekannt
Bei einer Umfrage von rund 1000 Menschen waren sich mehr als die Hälfte der Befragten, ungefähr 55 Prozent, sicher, dass Kliniken und Arztpraxen zu oft unnötige Maßnahmen ergreifen würden. Das Kölner Marktforschungsinstitut "Rheingold" führte zur weiteren Vertiefung der Thematik sogenannte "Tiefeninterviews" mit 15 Ärzten und 24 Patienten.
Unnötige Behandlungen - alles nur aus Angst?
Als Beispiel führen die Experten vor allem das Verhältnis der tatsächlichen Operationszahlen und den notwendigen Eingriffen an. Demnach seien nur rund zehn Prozent der durchgeführten Operationen wirklich notwendig. Alle anderen seien auf unnötige "Screenings" und "eine fehlende tiefergehende Diagnostik" zurückzuführen, heißt es in der Mitteilung von "Spotlight Gesundheit". Laut Studien würden jährlich 70.000 Schilddrüsen-OPs durchgeführt. Eine Notwendigkeit für Eingriffe gab es aber nur bei rund zehn Prozent dieser Eingriffe, verursacht durch einen bösartigen Befund. Ähnliche Werte gäbe es auch bei Eierstock-Operationen.
Die so entstehende Überversorgung erwächst der Studie nach vor allem aus der Überzeugung "Viel hilft viel". Patienten und auch Ärzte haben Angst, etwas Wichtiges übersehen zu können. Auch die Angst vor einer zu späten Diagnose oder dem späten Erkennen einer Krankheit lässt viele Patienten auf Behandlungen drängen. "Ich habe bei den Ärzten schon oft durchgesetzt, dass ich eine Magnetresonanztomographie (MRT), eine Computertomographie (CT) oder ein Blutbild brauche", schildert ein Patient in einem Tiefeninterview im Rahmen der Studie.