Acht Jahre nach ihrer ersten positiven HIV-Diagnose ist es einer 30-Jährigen gelungen, sich scheinbar selbst vom Virus zu befreien. Damit ist sie der zweite Mensch weltweit, der auf "natürliche Weise" von einer HIV-Infektion geheilt werden konnte.
- HIV-Infektion besiegt: Patientin aus Argentinien wird auf "natürlichem" Weg gesund
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- Diagnose der 30-Jährigen beweist: Heilung auch ohne Stammzellentransplantation möglich
Vor wenigen Tagen hat ein internationales Wissenschaftlerteam in der Fachzeitschrift "Annals of Internal Medicine" einen Artikel veröffentlicht, der einen großen Schritt bei der Bekämpfung von dem Immunschwächevirus HIV bedeuten könnte. In ihrer Studie berichten die Forschenden von einer 30-jährigen Argentinierin, deren Körper auf natürliche Weise den Virus vollständig bekämpft hat.
Argentinierin auf "natürliche Weise" geheilt von HIV
Bei der aus der argentinischen Stadt Esperanza stammende Frau wurde im März 2013 erstmals HIV diagnostiziert. Bis 2019 begann sie keine antiretrovirale Behandlung. Als sie schwanger wurde, musste sie sich einer sechsmonatigen Behandlung mit Medikamenten unterziehen. Nachdem sie im März 2020 ein gesundes, HIV-negatives Baby zur Welt gebracht hatte, konnte sie die Therapie absetzen. Das internationale Forschungsteam begleitete die Argentinierin mit Untersuchungen zu dem Virus schon seit dem Jahr 2017, wie die Website "Stat" berichtet.
Dem derzeitigen HIV-Forschungsstand zufolge führt das Virus ohne Behandlung meist zu schweren Krankheiten. In den letzten Jahrzehnten konnten jedoch mehrere nützliche Behandlungsweisen erforscht werden. Dies führt mittlerweile dazu, dass viele Menschen mit dem Virus lange und größtenteils unbeschwert leben können. Oftmals wird dafür eine antiretrovirale Therapie durchgeführt, die eine Vermehrung des Virus verhindert. Das Virus kann durch diese Therapie unter Kontrolle gehalten werden, komplett geheilt sind die Patienten aber nicht.
Erst zweimal in der Geschichte konnten Ärzte HIV tatsächlich "heilen". Der sogenannte "Berliner-Patient" 2009 und der "Londoner-Patient" 2019 konnten mittels einer Knochenmarktransplantation geheilt werden. Diese Fälle zeigten zwar, dass eine Heilung möglich ist, aber diese Art von Transplantationen sind teuer und sehr gefährlich. Zudem sind Spender, die eine seltene genetische Mutation besitzen, die die Zellen resistent gegen die HI-Viren machen, schwer zu finden.
"Elite-Controller" als Geheimwaffe gegen HIV
Neben der Argentinierin gibt es bislang erst einen bekannten Fall, bei dem die Patientin ebenfalls auf natürliche Weise und ohne Behandlung das HIV bekämpfen konnte. Die 67-jährige Loreen Willenberg aus der USA hatte das Virus drei Jahrzehnte lang ohne den Einsatz antiretroviraler Medikamente unter Kontrolle gehalten. Im Jahr 2020 fanden Forschende in mehr als 1,5 Milliarden ihrer Zellen kein einziges intaktes Virus.
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Auch bei der 30-jährigen Argentinierin konnten bei insgesamt 1,188 Milliarden Blutzellen und 503 Millionen sequenzierten Gewebezellen keine intakten HIV-Genome nachgewiesen werden. Beide Patientinnen werden in medizinischen Fachkreisen auch als "Elite-Controller" bezeichnet. So wird eine kleine Untergruppe von HIV-Patientinnen und Patienten genannt, bei denen das Immunsystem so stark ist, dass es das Virus auf natürliche Weise unterdrücken kann. Als "Elite-Controller" gelten aber nicht nur die Personen, bei denen HIV gar nicht mehr nachweisbar ist. Betroffene, bei denen eine sehr geringe Viruslast vorliegt, obwohl keine Therapie durchgeführt wird, gelten auch zu dieser Kategorie.