Ständig müde: So erkennst du eine Nebennieren-Insuffizienz

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Eine Nebennieren-Insuffizienz kann deinen Alltag spürbar beeinträchtigen und gefährliche Folgen haben. So erkennst du sie rechtzeitig.
Eine Nebennieren-Insuffizienz kann deinen Alltag spürbar beeinträchtigen und gefährliche Folgen haben. So erkennst du sie rechtzeitig.
Symbolfoto: TheVisualsYouNeed/Adobe Stock

Erschöpfung, niedriger Blutdruck, Appetitlosigkeit - eine hormonbedingte Unterfunktion der Nebennieren, auch Morbus Addison genannt, kann dich erheblich einschränken. Wir verraten, wie du eine Nebennieren-Insuffizienz rechtzeitig feststellen und effektiv behandeln kannst.

  • Wieso die Nebennieren so wichtig sind
  • Ursachen und Symptome einer Nebennieren-Insuffizienz
  • Das steckt hinter einer Addison-Krise
  • So wird der gefährliche Hormonmangel diagnostiziert
  • Die richtige Behandlung

Nebennieren-Insuffizienz - besser beschrieben als Nebennieren-Hormonmangel - ist eine seltene Krankheit, die nicht unterschätzt werden darf. Es handelt sich um eine Art von Unterfunktion, die auftritt, wenn ein Mangel an lebenswichtigen Hormonen besteht. Oft fehlt dem Körper dann etwa Cortisol, welches essenziell für den menschlichen Stoffwechsel ist. Daraufhin treten schnell erste Anzeichen wie ständige Müdigkeit oder niedriger Blutdruck auf. Bleibt die Krankheit unentdeckt und wird nicht behandelt, können die Symptome nicht nur eine hohe Immunschwäche hervorrufen, sondern enden in manchen Fällen sogar tödlich.

Dafür sind die Nebennieren wichtig

Die Nebennieren bestehen aus Nebennierenrinde sowie -mark und sitzen jeweils auf den Nieren. Es handelt sich um hormonbildende Drüsen, die laut Deutscher Gesellschaft für Endokrinologie unter anderem den Blutdruck regulieren sollen. Dafür produzieren die Nebennieren Adrenalin, welches insbesondere in Stresssituationen ausgeschüttet wird. Während ein zu hoher Adrenalinausstoß für einen ebenso erhöhten Blutdruck sorgt, führt ein langfristiger Adrenalinmangel zu niedrigem Blutdruck bis hin zu Ohnmachtsanfällen.

Doch die Nebennieren sind auch für ein weiteres zentrales Hormon verantwortlich: Cortisol. Dieses ist für die Regulation des menschlichen Stoffwechsels unverzichtbar. Dabei beeinflusst es das Immunsystem und sorgt dafür, dass alle Zellen mit ausreichend Energie versorgt werden. Es wirkt sich auf sämtliche Stoffwechselprozesse des menschlichen Körpers aus, von den Knochen oder Muskeln bis zur Eiweißverwertung. Außerdem hat Cortisol sogar einen Einfluss auf das Hungergefühl sowie die Psyche. Produziert dein Körper in Folge einer Nebennieren-Insuffizienz eine zu geringe Menge dieser lebenswichtigen Hormone, kann das weitreichende Folgen haben.

Ursachen des gefährlichen Nebennieren-Hormonmangels

Zurückführen lässt sich die Krankheit, auch Morbus Addison genannt, auf drei konkrete Ursachen. Dabei wird zwischen primärer, sekundärer und tertiärer Nebennieren-Insuffizienz unterschieden. Werden zu wenig Hormone produziert, kann das im primären Fall an der Nebenniere selbst liegen. Bei den sekundären und tertiären Gründen liegt die Ursache des Mangels außerhalb des Organs.

Primäre Nebennieren-Insuffizienz

Ist die Nebenniere beziehungsweise die Nebennierenrinde selbst von einer Erkrankung betroffen, sprechen Ärzte von einer primären Nebennieren-Insuffizienz. In der Regel werden diese durch Autoimmunentzündungen hervorgerufen. Doch auch Infektionen oder Einblutungen können laut Deutscher Gesellschaft für Endokrinologie die Auslöser der Beschwerden sein. Eine primäre Nebennieren-Insuffizienz kann sowohl akut als auch chronisch auftreten.

Sekundäre Nebennieren-Insuffizienz

Die sekundäre Nebennieren-Insuffizienz beruht auf einer Unterfunktion der Hirnanhangsdrüse. Dadurch fehlen den Nebennieren erforderliche Signale vom Regulationszentrum im Gehirn, die normalerweise die Produktion von wichtigen Hormonen, wie Cortisol, auslösen. Doch die dafür verantwortlichen Stimulationshormone des Gehirns werden nicht ausreichend ausgebildet. Gründe dafür sind meist Vorerkrankungen wie (gutartige) Tumore, Schlaganfälle oder Verletzungen des Schädels.

Tertiäre Nebennieren-Insuffizienz

Ähnlich wie bei einer sekundären ist auch bei einer tertiären Nebennieren-Insuffizienz das Gehirn für die Beschwerden verantwortlich. Laut Ärztekammer Nordrhein werden durch eine Unterfunktion des Hypothalamus, einer zentralen Schalt- und Regulationsstelle des Gehirns, wichtige Hormonbildungsprozesse der Nebennieren nicht ausreichend angestoßen. Die tertiäre Nebennieren-Insuffizienz tritt außerdem häufig in Folge einer anhaltenden, hohen Einnahme von Kortison auf, etwa bei der Behandlung von Rheuma-Patienten.

Die häufigsten Symptome einer Nebennieren-Insuffizienz

Nicht nur die Ursachen einer Nebennieren-Insuffizienz sind vielfältig, auch die Symptome des Hormonmangels äußern sich in unterschiedlichster Weise. Das macht es schwer, diese klar zu interpretieren und dem Krankheitsbild eindeutig zuzuordnen. Dennoch kann ein frühzeitiger Arztbesuch einen schweren Krankheitsverlauf verhindern – vor allem, wenn folgende Symptome auftreten.

  • Pigmentierung der Haut, bräunliche Färbung - unabhängig von UV-Strahlung
  • niedriger Blutdruck
  • Müdigkeit, Erschöpfung und zunehmende Schwäche
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Frieren
  • Magen- und Darmprobleme mit Erbrechen oder Durchfall
  • Schmerzen in Muskeln oder Knochen
  • Ohnmacht, Schwindel
  • Herzrasen
  • Reizbarkeit, Depressionen

Darüber hinaus äußert sich eine Nebennieren-Insuffizienz bei Kindern und Jugendlichen durch Symptome wie Wachstumsverzögerungen, insbesondere während der Pubertät, oder abfallende Leistungen in der Schule.

Fehlen deinem Körper tatsächlich langfristig relevante Hormone der Nebennieren, treten Symptome leider meist erst auf, wenn bereits circa 90 Prozent der Nebennieren vernichtet sind. Auch dann sind viele der Beschwerden eher unspezifisch und können zahlreichen Krankheiten zugeordnet werden. Oftmals wird eine voranschreitende Nebennieren-Insuffizienz als Erschöpfungssyndrom oder Alterserscheinung fehlgedeutet.

Das steckt hinter einer Addison-Krise

Bleiben auftretende Symptome einer Nebennieren-Insuffizienz unbeachtet oder werden fehlgedeutet, wird der Hormonmangel oft erst in einer lebensbedrohlichen Situation, der sogenannten Addison-Krise (Nebennieren-Krise), erkannt. Auslöser dafür ist typischerweise starker Stress oder schwere körperliche Belastung. In solchen Krisensituationen ist der menschliche Körper durch den krankheitsbedingten Mangel an Cortisol nicht mehr ausreichend in der Lage, diese angemessen zu bewältigen. Die Folge ist in der Regel ein akutes Absinken des Blutdrucks und ein Kreislauf-Schock, der ohne schnelle, ärztliche Hilfe gefährlich enden kann. Laut dem Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten führen die Kreislaufstörungen schlimmstenfalls bis ins Koma.

So wird Morbus Addison beim Arzt diagnostiziert

Sollte der Verdacht einer Nebennieren-Unterfunktion bestehen, dient ein erstes Anamnesegespräch der weiteren Aufklärung. Damit die Diagnose gesichert werden kann, findet zunächst eine Untersuchung der Blutwerte statt. Darüber hinaus wird ein sogenannter ACTH (Adrenocorticotropes Hormon)-Stimulationstest durchgeführt, wenn nötig zusätzlich ein Antikörpertest.

Dank der Blutuntersuchung kann anhand der Salze Natrium und Kalium sowie der Hormone Cortisol beziehungsweise ACTH eine hilfreiche Diagnose aufgestellt werden. Zudem kann ein ACTH-Stimulationstest bei der Unterscheidung zwischen primärer und sekundärer Nebennieren-Insuffizienz wegweisend sein. Dabei deutet ein niedriger ACTH-Wert auf ein Problem im Bereich des Gehirns, also auf eine sekundäre Nebennieren-Insuffizienz, hin. Ist der ACTH-Wert erhöht, geht dies mit einem örtlichen Problem im Bereich der Nieren beziehungsweise einer primären Nebennieren-Insuffizienz einher.

Behandlung des Nebennieren-Hormonmangels

Leider steht bei Auftreten der Krankheit fest: eine Nebennieren-Insuffizienz ist nicht heilbar. Dennoch haben Wissenschaftler*innen einen guten Behandlungsweg entwickelt, bei der fehlende Hormone im Körper durch Medikamente ersetzt werden. Dies geschieht durch eine sogenannte Hormonersatztherapie. Um die nötigen Medikamente zeitgerecht und einwandfrei einzunehmen, sind Medikamentenboxen eine sinnvolle Hilfe.

Für die notwendige Therapie benötigen Ärzte jedoch immer ein genaues Krankheitsbild. Denn je nach Art der Nebennieren-Insuffizienz werden unterschiedliche Mengen von Kortisol und Aldosteron eingesetzt. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen und Absprachen sind für eine individuelle Medikamentendosis unabdingbar. Bei richtiger Behandlung und angepasster Therapie können Erkrankte, trotz der lebenslangen Einnahme von Hormonen, ein normales Leben führen.
 
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