Intervallfasten gegen Krebs? Studie zeigt Auswirkungen

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Intervallfasten
Ist Intervallfasten auch bei einer Krebserkrankung wirksam?
Intervallfasten
jarmoluk/ Pixabay

Um zuverlässig Gewicht zu verlieren, wird oft Intervallfasten empfohlen. Außerdem soll es gut für die Gesundheit sein. Aber ist es auch bei einer Krebserkrankung wirksam?

Intervallfasten bedeutet nichts anderes, als einige Stunden bewusst auf Nahrungsaufnahme zu verzichten. Dahinter steckt die Theorie, dass der Körper die Nahrung besser verstoffwechseln kann, wenn ihm nicht dauernd Essen zugeführt wird.  Es soll eine sichere Methode sein, um dauerhaft abzunehmen und außerdem deine Gesundheit fördern. Studien an Mäusen haben diese Aussage bestätigt, doch wirkt es auch beim Menschen? Die Krebs-Expertin Yurdagül Zopf beschäftigt sich an der FAU und im Uniklinikum Erlangen intensiv mit Ernährung, Sport und Gesundheit. Gegenüber inFranken.de hat sie kürzlich deutlich gemacht, wie sehr Lebensmittel unser Krebsrisiko steigern können.

Wie verläuft das Intervallfasten?

Wie der Hamburger Ernährungsmediziner, Internist und Diabetologe Dr. med. Matthias Riedl erklärt, ist Intervallfasten eine natürliche Methode an Gewicht zu verlieren und den Jo-Jo-Effekt zu vermeiden. Riedel gehört zu den bekannten "Ernährungs-Docs*" und hat unter anderem das Buch 'Der ultimative Schlankheitscode*' verfasst. Unsere Vorfahren waren Jäger und Sammler und aßen, wenn Nahrung zur Verfügung stand. Dazwischen war oft langer Verzicht angesagt. Das heißt, der Körper des Menschen ist auf das Speichern von Energie ausgelegt. Wenn er ständig mit Nahrung versorgt wird, werden Reserven angelegt. Heutzutage haben wir jederzeit Zugang zu Nahrung und bewegen uns im Alltag zu wenig. Intervallfasten kann hier ein Lösungsansatz sein.

Wenn du die Abstände zwischen den Mahlzeiten vergrößerst, hat dein Körper mehr Zeit, die Nahrung zu verstoffwechseln. Dabei solltest du eine Esspause von vier bis 16 Stunden einhalten. Wenn du über 10 Stunden auf Nahrungsaufnahme verzichten willst, empfiehlt es sich, das Abendessen bald einzunehmen und spät zu frühstücken.

Konkret sind folgende Varianten empfohlen. Bei der 16:8-Methode liegen zwischen der letzten Mahlzeit des Vortages und der ersten Mahlzeit des Tages 16 Stunden. In den acht Stunden, die dazwischen liegen, darfst du zwei Mahlzeiten zu dir nehmen. Die 5:2-Methode bezieht sich auf Tage. An fünf Tagen in der Woche wird normal gegessen, an zwei Tagen nur sehr wenig. Bei der 1:1-Methode, auch alternierendes Fasten genannt, isst du einen Tag normal, am nächsten Tag darfst du nur ein Viertel der sonst üblichen Nahrung zu dir nehmen. Es ist quasi ein Wechsel zwischen normalen und Fastentagen.

Wann solltest du auf Intervallfasten verzichten?

Bei Vorerkrankungen solltest du auf das Intervallfasten verzichten oder dich von einem Arzt beraten lassen. Dies gilt für Menschen mit niedrigem Blutdruck, Stoffwechselerkrankungen, bestimmten chronischen Krankheiten, Krebserkrankungen und Personen in einem hohen Lebensalter.

Komplett auf das Fasten verzichten sollten Schwangere, stillende Mütter und Personen mit Essstörungen. Bei Migräne ist es ratsam, einen regelmäßigen Rhythmus der Nahrungsaufnahme mit mehreren kleinen Mahlzeiten einzuhalten. Das Intervallfasten kann dies nicht gewährleisten.

Es ist zudem wichtig, das Intervallfasten planvoll anzugehen. Eine Studie aus Shanghai, die im März 2024 veröffentlicht wurde, kam zu dem Ergebnis, dass unkontrolliertes Intervallfasten das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, erhöhen könnte. Die Daten stammten von amerikanischen Bürgern, die aufgrund verschiedener Umstände, wie z. B. Schichtarbeit, zur Nahrungsaufnahme mit großen Abständen gezwungen waren. Langzeitstudien an Menschen zum gezielten Intervallfasten gibt es leider noch nicht.

Was sind die Gefahren der ständigen Nahrungsaufnahme?

Andauerndes Essen ist nicht nur schlecht für den Stoffwechsel und die Kalorienbilanz, es kann weitere Folgen haben. Du wirst vielleicht übergewichtig und das Risiko für Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleber oder womöglich sogar Demenz wächst.

Die wohl verbreitetste Wohlstandskrankheit in Deutschland ist die Fettleber. Üppige Ernährung, gepaart mit Bewegungsmangel, begünstigt diese Erkrankung. Wie die DGVS (Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs – und Stoffwechselkrankheiten) in ihrem Positionspaper schreibt, leidet nahezu jeder dritte Deutsche an einer Fettleber. Wenn bei einer Routineuntersuchung schlechte Leberwerte festgestellt werden, vermuten die meisten, dass ihr Alkoholkonsum dahinter steckt. Es gibt aber noch weitere mögliche Ursachen, die die Blutwerte in die Höhe schnellen lassen - und eine Fettleber verursachen. Hier sollte man präventiv einschreiten, denn im schlimmsten Fall kann sich Leberkrebs entwickeln. Ein möglicher Ansatz ist das Intervallfasten.

Das vorgegebene Fastenschema erleichtert es dir, deine Nahrungsaufnahme zu kontrollieren, ohne Kalorien zählen zu müssen. Unnötige Zwischenmahlzeiten werden vermieden und im Laufe der Zeit vermutlich nicht mehr vermisst.

Wie beeinflusst das Intervallfasten das Immunsystem?

Eine am Memorial Sloan Kettering Cancer Center (MSK) durchgeführte Studie beschäftigt sich generell mit dem Zusammenhang zwischen Fasten und Stärkung der Killerzellen, die sich gegen Krebszellen behaupten. Durchgeführt wurde die Studie an Mäusen. Es stellte sich heraus, dass durch das Fasten die Killerzellen, die Krebszellen zerstören sollen, zunahmen. Krebszellen sind sehr gefräßig - diese Krebsarten sind am gefährlichsten. Durch das Fasten könnte ihnen die Nahrungsgrundlage entzogen und die körpereigene Immunabwehr gestärkt werden. Es ist die Frage, ob das im menschlichen Körper genauso funktioniert und bei allen Krebsarten unterstützend sein könnte.

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Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Universität Tübingen haben gezielt an den Möglichkeiten geforscht, Leberkrebs mittels Intervallfasten aufzuhalten oder sogar zu vermeiden. Durchgeführt wurde diese Studie ebenfalls an Mäusen, da es leichter ist, bei ihnen das Fressverhalten zu kontrollieren. Im Forschungsverlauf fanden die Wissenschaftler zwei Proteine, die den schützenden Fasteneffekt verursachen. Ein bereits zugelassenes Medikament kann diesen Effekt nachbilden und so vielleicht als Heilmittel eingesetzt werden. Übrigens haben Harvard-Forscher herausgefunden, dass Menschen, die regelmäßig Aspirin nehmen, ein geringeres Krebsrisiko haben. Trotzdem sollte nicht jeder zur Vorsorge täglich eine Schmerztablette schlucken

Die pauschale Annahme, Intervallfasten könnte Krebs im Allgemeinen vorbeugen, wurde jedoch noch nicht verifiziert. Zudem gibt es verschiedene Krebsarten, bei denen die Betroffenen innerhalb kurzer Zeit sehr viel Gewicht verlieren. Hier muss eher eine Gewichtszunahme ins Visier genommen werden. Die Hälfte der Deutschen erkrankt im Leben an Krebs. Frühzeitige Erkennung und Vorsorge können die Heilungschancen erheblich verbessern - bei Erwachsenen und Kindern.

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