Schlechte Leberwerte trotz Alkoholverzicht: Daran kann es liegen

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Wenn bei einer Routineuntersuchung schlechte Leberwerte festgestellt werden, vermuten die meisten, dass ihr Alkoholkonsum dahinter steckt. Es gibt aber noch weitere mögliche Ursachen, die die Blutwerte in die Höhe schnellen lassen.

Die Leber ist unser wichtigstes Stoffwechselorgan. Daher sollte ihr Zustand in regelmäßigen Abständen per Blutprobe von der behandelnden Ärztin oder dem Arzt geprüft werden. Was bedeutet es, wenn sich im Blutbild schlechte Leberwerte zeigen?

Wenn die Leber in irgendeiner Art geschädigt ist, geraten bestimmte Blutwerte aus dem Gleichgewicht. Betroffenen können auch unter körperlichen Symptomen leiden, doch diese treten oft erst spät auf. Denn eine geschädigte Leber kann keine akuten Schmerzen verursachen - das Organ besitzt keinerlei Nervenzellen. Zudem ist die Leber extrem widerstandsfähig und erfüllt auch beschädigt noch ihre Aufgaben. Teils können die Zellen die Schäden selbst "reparieren", sofern sie nicht zu schwerwiegend sind. Im weiteren Krankheitsverlauf sind Anzeichen wie Müdigkeit, Zunahme des Bauchumfangs, ein Druckgefühl im rechten Oberbauch, gelb verfärbte Haut und Augen sowie dunkler, bräunlicher Urin möglich. Eine Blutprobe kann dagegen schon frühzeitig zeigen, dass etwas mit der Leber nicht stimmt.

Leberschäden: Welche Ursachen gibt es neben Alkohol?

Ärztinnen und Ärzte überprüfen die Leberwerte in der Regel nur, wenn sie eine Krankheit vermuten. Lebererkrankungen wie die Fettleber oder eine Entzündung der Leber (Hepatitis) sind allerdings relativ häufig. Allein in Deutschland gibt es laut der Deutschen Leberstiftung mindestens fünf Millionen Leberkranke. Oft reicht es daher, dass Patienten die Risikofaktoren für eine Fettleber oder andere Erkrankungen erfüllen, um eine Kontrolle der Leberwerte zu veranlassen. Dazu zählen zum Beispiel Übergewicht, hoher Alkoholkonsum oder Diabetes Typ 2.

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Die folgenden Blutwerte geben Anhaltspunkte zum gesundheitlichen Zustand der Leber:

Leberenzyme (Eiweiße, die für den Stoffwechsel in den Leberzellen nötig sind)

  • Aspartat-Aminotransferase (ASAT), auch Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT) genannt
  • Alanin-Aminotransferase (ALAT), auch Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) genannt
  • Gamma-Glutamyltransferase (GGT oder g-GT)
  • Alkalische Phosphatase (AP)

Stoffe, die von der Leber gebildet werden

  • Cholinesterase (Eiweiß)
  • Bilirubin (Gallenfarbstoff, Abbauprodukt der roten Blutkörperchen)

Liegen diese Blutwerte im Laborbericht über der Norm, sind vermutlich die Leberzellen in irgendeiner Weise geschädigt. Sind die Werte nur leicht erhöht, können sie sich innerhalb von zwei bis drei Wochen wieder normalisieren. Bei einer starken Erhöhung sind in der Regel weitere Untersuchungen nötig, um die Ursache zu finden. Denn nicht immer ist Alkohol der Grund für schlechte Leberwerte. Auch Menschen, die keinen oder sehr selten Alkohol trinken, können erhöhte Leberwerte aufweisen. 

Die häufigsten Ursachen für erhöhte Leberwerte

Mögliche Gründe für schlechte Leberwerte, neben hohem Alkoholkonsum:

  • Fettleber
  • Infektion mit Hepatitis-Viren
  • Gallenerkrankungen
  • Medikamente

Die wohl häufigste Ursache neben hohem Alkoholkonsum ist eine Fettleber, auch steatotische Lebererkrankung (SLD) genannt. Dabei sammelt sich zu viel Fett in den Leberzellen an. SLD wird zwar durch übermäßigen Alkoholkonsum begünstigt, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel tragen aber auch dazu bei. Übergewicht, erhöhte Cholesterinwerte und Insulinresistenz können eine Fettleber verursachen - ist das nicht der Fall, liegt eine Stoffwechselstörung vor. Fachleute sprechen dann von einer metabolischen Dysfunktions-assoziierten steatotischen Lebererkrankung (MASLD). Früher wurde sie "nicht-alkoholische Fettleber" genannt. Wird die Fettleber nicht behandelt, kann das zu einer gefährlichen Entzündung oder sogar einer Leberzirrhose führen.

Hepatitis, Gallensteine und schwere Entzündungen: Leberwerte können ersten Hinweis geben

Eine Infektion mit Hepatitis-Viren kann ebenfalls zu einer Entzündung der Leber führen und damit zu erhöhten Leberwerten. Hepatitis ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Je nach Virenart kann sie jedoch mehr oder weniger schlimm verlaufen. Hepatitis A wird über verunreinigte Lebensmittel oder Trinkwasser übertragen und kommt eher in Ländern mit schlechten Hygienebedingungen vor. Eine Hepatitis-A-Infektion heilt meist von selbst aus, im Gegensatz zu Hepatitis B oder C. Infektionen mit diesen Virensträngen werden durch Blut oder sexuelle Kontakte übertragen und können chronisch verlaufen. Ohne Behandlung kann sich daraus eine Leberzirrhose oder Krebs entwickeln. 

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Auch Gallensteine oder eine entzündete Gallenblase können die Leberwerte negativ beeinflussen. Galle und Leber hängen zusammen: Gallenflüssigkeit wird aus der Leber abgeleitet und in der Gallenblase gespeichert. Von da aus wird sie zur Verdauung in den Darm transportiert. Kann die Gallenflüssigkeit nicht mehr richtig aus der Leber abfließen, beschädigt sie im schlimmsten Fall die Leber. Eine weitere Folge kann Gelbsucht sein, die gelbliche Verfärbung der Haut und Augen. Diese entsteht, wenn sich der Gallenfarbstoff Bilirubin nicht mehr abgeleitet wird und stattdessen ins Blut übergeht. Gallensteine und damit eine Gallenblasenentzündung können immer wiederkehren. Ärzte raten daher oft zu der drastischen Maßnahme, die Gallenblase operativ zu entfernen.

Ein weiterer Einflussfaktor auf die Leberwerte sind Medikamente, da diese hauptsächlich in der Leber abgebaut werden. Bestimmte Medikamente können außerdem langfristig der Leber schaden, dazu gehören zum Beispiel Antibiotika, Antidepressiva, Cholesterinsenker und Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac. Bei Einhaltung der vorgeschriebenen Dosierung und Therapiedauer seien toxische Leberschäden selten, heißt es von der Deutschen Leberstiftung. Manche Menschen seien aber sensibler und könnten bereits bei "normaler" Dosierung Leberschäden davontragen. Wer viele Medikamente ohne ärztliche Kontrolle einnimmt, riskiert ebenso Leberschäden. Für die Mediziner gehört es daher zur Routine, die Leberwerte von Patienten, die potenziell schädliche Medikamente einnehmen müssen, regelmäßig zu kontrollieren.

Dieser Artikel beinhaltet allgemeine Informationen zum entsprechenden Gesundheitsthema. Er soll nicht zur Selbstdiagnose, -behandlung oder einer Medikation dienen. Dieser Artikel kann keinesfalls den Arztbesuch ersetzen. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern sollten immer von einem Experten beantwortet werden. 

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