Immer mehr junge Menschen erkranken an Darmkrebs - woran liegt das?

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Darmkrebs ist eine stille Krankheit.
Darmkrebs ist eine stille Krankheit.
CC0 / Pixabay / Alicia_Harper

Darmkrebs wird weltweit immer häufiger bei Menschen unter 50 Jahren diagnostiziert. Grund dafür ist vermutlich ein veränderter Lebensstil.

Seit 2029 gibt es für Menschen ab 50 Jahren Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen für Darmkrebs. Es zeigt sich jedoch, dass weltweit immer mehr Menschen im Alter von unter 50 Jahren an Darmkrebs erkranken und häufig auch sterben. Woran liegt das?

Darmkrebs, die zweithäufigste Krebserkrankung

Krebs ist eine Krankheit, die an verschiedenen Stellen im Körper entstehen kann. Bei der Ausbreitung von Krebs wird gesundes Gewebe durch die bösartigen Tumorzellen zerstört. Das kann dazu führen, dass wichtige Körperfunktionen gestört werden, die betroffenen Organe nicht mehr oder nun noch teilweise funktionsfähig sind. Tumorzellen entstehen durch Schäden am Erbgut, so werden gesunde Zellen im Körper zu Tumorzellen, die sich dann ausbreiten. 

Nach Lungen- und Bronchialkrebs ist Darmkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung. In den USA zeichnet sich eine Veränderung des Altersdurchschnitts ab. Demnach erkranken dort immer mehr junge Erwachsene an dieser Krebsform. Auch global scheint sich dieser Trend zu bestätigen. 2019 stieg die Zahl der Krebsfälle im Vergleich zu 1990 bei den unter 50-Jährigen auf knapp 80 Prozent. Das liegt vermutlich an der modernen Medizintechnik, wie zu Beispiel Darmspiegelungen, die zu mehr und früheren Diagnosen führen, aber vermutlich auch an einem veränderten Lebensstil. 

Statistisch betrachtet erkrankt jede zweite Person in Deutschland im Laufe ihres Lebens an Krebs. Die Krankheit, die ganz unterschiedliche Regionen im Körper betreffen kann, ist somit in der Lebenswelt aller Menschen in Deutschland gegenwärtig. In den Krankenhäusern des Landes ins 8 Prozent aller Aufenthalte auf eine Krebserkrankung zurückzuführen und gemeinsam mit Erkrankungen des Herzkreislaufsystems ist Krebs eine der häufigsten Todesursachen. Besonders häufig sind ältere Menschen betroffen, da mit steigendem Alter auch die Gefahr an Krebs zu erkranken steigt. Das durchschnittliche Alter der im Krankenhaus Behandelten liegt bei 60 bis 79 Jahren.

Umwelt- und Lebensstilfaktoren bei Darmkrebs

Krebs kann aus unterschiedlichen Gründen auftreten. Schätzungsweise jede 6. Krebserkrankung ist auf Viren oder andere Krankheitserreger zurückzuführen. Gegen diese Erreger, die zum Beispiel Gebärmutterhalskrebs auslösen können, gibt es inzwischen wirksame Impfungen, die das Risiko einer Erkrankung stark verringern. Auch eine genetische Disposition kann Krebs begünstigen.

Daneben gibt es auch viele äußere Auslösefaktoren, die zum Teil vermeidbar sind. Als Umweltfaktoren werden jene äußeren Einflüsse bezeichnet, die durch den Lebensraum wirken. Wie stark eine Person krebsauslösenden Stoffen, Kanzerogenen, im Alltag ausgesetzt ist, hängt davon ab, wo sie lebt oder auch arbeitet: Umweltgifte, Asbest oder Chemikalien sowie natürliche Strahlung können zu Hause oder am Arbeitsplatz gefährlich werden. 

Neben Rauchen und Alkoholkonsum gehört auch Übergewicht zu einem der wichtigsten Risikofaktoren für Krebserkrankungen im Allgemeinen und Darmkrebs im Speziellen. Auf diese Lebensstilfaktoren hast du direkten Einfluss. In Deutschland liegt das Gewicht der Hälfte aller Erwachsenen über dem Normgewicht. Das betrifft vor allem junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren. Ein Viertel der EU-Bevölkerung in diesem Alter ist übergewichtig. Diese Entwicklungen könnten eine Erklärung für die steigenden Erkrankungszahlen vergleichsweise junger Menschen an Darmkrebs sein. Auch die Zahl der Menschen, die aufgrund von starkem Übergewicht am metabolischen Syndrom leiden, ist in den letzten Jahren in Deutschland gestiegen. 

Prävention und Vorsorge

Der Grund für das häufige Übergewicht ist der moderne Lebenswandel. Eine Mischung aus kalorienreichem Essen und mangelnder Bewegung führt zu steigendem Körpergewicht. Vor allem Sitzen bei der Arbeit und in der Freizeit, Schlafmangel, aber auch seelische Probleme sowie Essstörungen oder die Einnahme bestimmter Medikamente wie zum Beispiel Antidepressiva können zu einem erhöhten Körpergewicht frühen.

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Seit 2019 ist es Menschen zwischen 50 und 54 Jahren in Deutschland möglich, pro Jahr einen immunologischen Stuhl als Vorsorgeuntersuchung durchführen zu lassen. Mithilfe dieser Untersuchung kann überprüft werden, ob sich Blut im Stuhl befindet. Blut im Stuhl kann ein Anzeichen für eine Erkrankung des Darms sein. Zusätzlich können Männer ab 50 und Frauen ab 55 Jahren zwei Darmspiegelungen im Abstand von 10 Jahren in Anspruch nehmen. Seit dem Angebot der Vorsorgeuntersuchungen durch die gesetzlichen Krankenkassen konnte die Zahl der Todesfälle, durch Darmkrebs reduziert werden.

Darmkrebs ist eine stille Erkrankung. Wie bei vielen anderen Krebserkrankungen kommt es häufig erst sehr spät zu wahrnehmbaren Symptomen. So wurden und werden Krebserkrankungen häufig erst entdeckt, wenn bereits umliegendes Körpergewebe befallen wurde und Heilungschancen deutlich geringer ausfallen als in einem frühen Stadium. Mit Blick auf die steigenden Darmkrebszahlen bei jungen Erwachsenen liegt damit die Überlegung nahe, das Mindestalter für die Präventionsmaßnahmen zu senken und so Darmkrebs noch häufiger früh erkennen zu können.

Die Zahlen der jungen Erwachsenen, die an Darmkrebs erkranken, steigen weltweit. Grund dafür ist ein veränderter Lebensstil, der Übergewicht begünstigt, welches einen Hauptrisikofaktor für Darmkrebs darstellt. Eine mögliche Reaktion auf diese Entwicklungen könnte die Senkung des Mindestalters für den Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen sein. Daneben werden auch immer mehr Erkrankungen schon früh erkannt, da die Medizintechnik Fortschritte gemacht hat. Dies wiederum ist eine erfreuliche Entwicklung.

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