Abdominelle Migräne bei Kindern: So erkennst du die Symptome

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Bauchmigräne bleibt bei Kindern oft unentdeckt: Auf diese Symptome müssen Eltern achten
Dein Kind leidet regelmäßig unter Bauchschmerz-Attacken? Dahinter könnte Bauchmigräne stecken.
Bauchmigräne bleibt bei Kindern oft unentdeckt: Auf diese Symptome müssen Eltern achten
Suzi Media/Adobe Stock

Dein Kind hat regelmäßig Bauchschmerzen, ohne erkennbaren Grund? Dahinter kann Bauchmigräne stecken. Auf welche Anzeichen Eltern achten sollten und warum die Diagnose so schwierig ist.

Kinder leiden besonders oft unter Bauchschmerzen. Treten die Beschwerden immer wieder auf, könnte dahinter eine sogenannte abdominelle Migräne stecken, eine Bauchmigräne. Laut Experten gilt die Kinderkrankheit jedoch als "unterdiagnostiziert". Bei welchen Anzeichen sollten Eltern mit ihren Kindern zum Arzt?

Bauchschmerzen sind an sich nichts Ungewöhnliches bei Kindern. Laut Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind es die häufigsten Schmerzen bei Kindern zwischen drei und zehn Jahren. Unabhängig vom Alter klagt sogar etwa jedes fünfte Kind über wiederkehrende Bauchschmerzen innerhalb von drei Monaten. Treten die Bauchschmerzen mindestens viermal im Monat auf und das schon seit mehr als acht Wochen, sprechen Mediziner von chronischen Bauchschmerzen.

Mehr als nur Bauchschmerzen: Was ist Bauchmigräne?

Dafür gibt es eine ganze Reihe von möglichen Ursachen, "besonders häufig liegen jedoch funktionelle Bauchschmerzen vor, wie Reizdarmsymptom oder abdominelle Migräne", erklärt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Schätzungsweise ein bis vier Prozent aller Kinder leiden laut Verband unter Bauchmigräne.

Bauchmigräne zeigt sich in regelmäßigen Bauchschmerzattacken. Da sich die Anzeichen mit anderen Erkrankungen wie Reizdarm oder Lebensmittelunverträglichkeiten überschneiden, bleiben sie oft unentdeckt. Eltern sollten in jedem Fall die Beschwerden ihres Kindes ernst nehmen und von einem Arzt abklären lassen. Folgende Symptome weisen auf eine Bauchmigräne hin:

  • episodische Bauchschmerzen um den Bauchnabel herum
  • Schmerzen dauern eine Stunde bis zu drei Tagen an
  • Schmerzen erschweren dem Kind alltägliche Aktivitäten; Lebensqualität wird beeinflusst
  • Zwischen den Bauchschmerz-Episoden ist das Kind beschwerdefrei und kann normal seinem Alltag nachgehen

Zusätzlich tritt mindestens eines der folgenden Begleitsymptome auf, die auch für eine "normale" Migräne typisch sind:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Blässe
  • Appetitlosigkeit
  • Lichtscheu
  • Gliederschmerzen

Es kann zudem wichtig sein, festzuhalten, wann die Bauchschmerzen auftreten. Beginnen die Episoden, wenn das Kind bestimmte Lebensmittel gegessen hat? Hatte das Kind zuvor eine Magen-Darm-Infektion? Verschlechtert sich der Zustand des Kindes bei viel Stress im Familienumfeld oder in der Schule? Das kann die Unterscheidung der Bauchmigräne von anderen Erkrankungen erleichtern.

Mögliche Ursachen von Bauchmigräne

Bauchmigräne trifft in der Regel Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren, Mädchen häufiger als Jungs. Laut einem Artikel im Fachjournal "Gastroenterology & Hepatology" von Forschenden des Albany Medical College gibt es jedoch zwei Spitzen: im Alter von 5 Jahren und 10 Jahren.

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Ein möglicher Grund dafür könnte der Schuleintritt sein. In den USA gehen Kinder schon mit 5 Jahren die Grundschule - und der Schuleintritt bedeutet Stress. "Stress ist als Risikofaktor für abdominelle Migräne bekannt", schreiben die Mediziner.  Deshalb wird Bauchmigräne auch zu den funktionellen Erkrankungen gezählt: Keine Fehlbildung, Entzündung oder Stoffwechselstörung ist dafür verantwortlich, Auslöser sind vielmehr psychische Faktoren.

Wie der BVKJ betont, sei es wichtig, die Auslöser der Bauchmigräne zu ermitteln. Neben Stress in der Schule oder Familie können auch Schlafmangel, Unterernährung oder Fasten, Erschöpfung, Reisen und flackerndes Licht dahinterstecken. Auch die Ernährung könnte dabei eine Rolle spielen, wie Mediziner des Children's Hospital of Michigan im Fachmagazin "Pediatric Health, Medicine and Therpeutics" schreiben. Sie nennen insbesondere Zitrusfrüchte, Koffein, Kohlensäure, Käse, Schokolade und zugesetzte Farb- oder Geschmacksstoffe als mögliche "Trigger".

Abdominelle Migräne behandeln: Darauf kommt es an

Je nach Auslöser, sollten betroffene Kinder diesen vermeiden oder lernen, damit umzugehen. Denn eine spezielle Therapie für abdominelle Migräne, etwa mit Medikamenten, gibt es nicht. Ärzte orientieren sich bei der Behandlung daher an Migräne-Kopfschmerzen. Während einer Bauchschmerzattacke sollte man sich ausruhen, bis es besser wird. Bei Bedarf können auch Schmerzmittel eingenommen werden, allerdings nur nach Absprache mit dem Arzt. Auch Entspannungsverfahren und Reizabschirmung können die Beschwerden lindern, rät der BVKJ. Eltern können ihre Kinder zudem darin unterstützen, Strategien zur Stressbewältigung und für eine gesunde Schlaghygiene zu entwickeln.

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"Mit zunehmendem Alter des Kindes nehmen funktionelle Bauchschmerzen ab", so der BVKJ.  Nur selten leiden Jugendliche oder Erwachsene noch unter Bauchmigräne. Allerdings besteht für ehemalige Bauchmigräne-Betroffene ein erhöhtes Risiko für Migräne-Kopfschmerzen. Das hat eine Untersuchung aus Schottland gezeigt, die im Fachjournal "Archives of Disease in Childhood" veröffentlicht wurde. Die Langzeitstudie hat Kinder mit Bauchmigräne über zehn Jahre begleitet: In rund 60 Prozent der Fälle waren die Bauschmerzen komplett verschwunden, doch ganze 70 Prozent der Kinder hatte Migräne-Kopfschmerzen entwickelt. 

Migräne-Kopfschmerzen sind oft mit einer sogenannten Aura verbunden. Welche Symptome bei dieser besonderen Form von Migräne-Attacke auftreten, erfährst du hier.

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