Gesunde Prostata: Was Männer über den PSA-Wert wissen sollten

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Operation eines Prostata-Tumors
Operation eines Prostata-Tumors: Der PSA-Wert steigt mit dem Alter geringfügig an.
Urologen am Dresdner Universitätsklinikum haben zum ersten Mal in Deutschland außerhalb klinischer Studien einen Tumor in der Prostata mit geringem Risiko mit dem «Tookad»-Verfahren operiert. Foto: Thomas Albrecht/Uniklinikum Dresden/dpa
Thomas Albrecht/Uniklinikum Dresden/dpa
DIe Gefahr an Prostatakrebs zu erkranken, kann auch genetisch bedingt sein.
DIe Gefahr an Prostatakrebs zu erkranken, kann auch genetisch bedingt sein.
CC0 / Pixabay / skalekar1992

Häufig wird die Ermittlung des PSA-Wertes für Männer zur Prostatakrebs-Früherkennung empfohlen. Diese Selbstzahlerleistung ist jedoch umstritten, denn es gibt sowohl Vor- als auch Nachteile.

  • Was ist der PSA-Wert?
  • Wie gefährlich ist Prostatakrebs?
  • Warum steht der PSA-Wert so häufig in der Kritik?

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Zur Früherkennung können Männer ab dem 45. Lebensjahr eine Prostata-Tastuntersuchung in Anspruch nehmen, die von den Krankenkassen übernommen wird. Zusätzlich kann der PSA-Wert ermittelt werden, bei dem es sich um eine der am häufigsten angebotenen individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) handelt. Der Blutwert steht jedoch immer wieder in der Kritik.

Prostatakrebs-Vorsorge: Was ist der PSA-Wert?

Beim PSA-Test handelt es sich um einen Blutwerttest. PSA bedeutet in dem Zusammenhang "Prostata-spezifisches Antigen". Gemessen wird die Konzentration des Eiweißes PSA, welches ausschließlich in der Prostata gebildet wird.

Hier dient es dazu, die Spermienflüssigkeit zu verdünnen, damit die Spermien beweglich bleiben. Ein Teil des PSA gelangt aber auch ins Blut und kann mit dem PSA-Test nachgewiesen werden. Ein kleiner Anteil des PSA ist frei im Blut gelöst, der größere Teil ist jedoch an bestimmte Proteine gebunden und bildet sogenannte Komplexe. Der freie und der gebundene Teil wird als Gesamt-PSA bezeichnet, bzw. im allgemeinen Sprachgebrauch als "PSA".

Der Wert wird dabei in der Einheit Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) angegeben. Ziel der PSA-Wert-Ermittlung ist es, eine mögliche Prostatakrebs-Erkrankung auszuschließen, einen Tumor möglichst frühzeitig zu erkennen oder den Verlauf von Prostatakrebs zu protokollieren

Was sagt ein erhöhter PSA-Wert aus?

Die meisten Ärztinnen und Ärzte ziehen den PSA-Wert zur Diagnose von Prostatakrebs mit heran, weil Krebszellen wesentlich mehr PSA produzieren als gesunde Prostatazellen. Bisher gibt es jedoch keinen allgemeingültigen Grenzwert für den PSA-Wert bei gesunden Männern. Außerdem steigt der PSA-Wert mit dem Alter naturgemäß an. Zudem ist der PSA-Wert kein spezifischer Krebsmarker, der mit Sicherheit auf Prostatakrebs hindeutet. Bei Männern, die bestimmte Medikamente, wie beispielsweise 5-Alpha-Reduktase-Hemmer einnehmen, die bei gutartiger Prostatavergrößerung verschrieben werden, kann der PSA-Wert niedriger ausfallen. 

Der Wert kann durch folgende Ursachen aber auch erhöht sein:

  • durch eine gutartige Prostatavergrößerung (Benigne Prostatahyperplasie)
  • durch eine Prostataentzündung (Prostatitis)
  • nach Druck auf die Prostata nach dem Geschlechtsverkehr oder Radfahren oder nach der ärztlichen Tastuntersuchung
  • durch Verstopfung

Wie hoch ist die Aussagekraft im Allgemeinen?

Prostatakrebs kann also bei einem niedrigen Gesamt-PSA nicht völlig ausgeschlossen werden, noch gilt ein hoher Gesamt-PSA-Wert als beweisend für einen bösartigen Prostatatumor. Daher ist die PSA-Messung allein nicht aussagekräftig genug, um eine Diagnose zu stellen. 

Die Referenzwerte für das Gesamt-PSA richten sich nach dem Alter:

  • 40-49 Jahre: 2,5 ng/ml
  • 50-59 Jahre: 3,5 ng/ml
  • 60-69 Jahre: 4,5 ng/ml
  • über 70 Jahre: 6,5 ng/ml

Wie gefährlich ist Prostatakrebs?

Folgende Fakten belegen die Bedeutung von Prostatakrebs:

  • Rund 60.000 Männer erkranken jedes Jahr neu.
  • Etwa 13.000 Männer sterben jedes Jahr an Prostatakrebs, also verstirbt jeder fünfte an der Erkrankung.
  • Prostatakrebs ist die Krebserkrankung, die bei Männern am zweithäufigsten tödlich verläuft.
  • Sind Brüder oder Väter bereits an Prostatakrebs erkannt, besteht für Betroffene ein vier- bis fünffach höheres Risiko, selbst an Prostatakrebs zu erkranken.

Zugleich gilt aber auch:

  • Meist tritt Prostatakrebs bei den über 60-Jährigen auf.
  • Häufig wächst der Tumor eher langsam
  • Viele Patienten sterben nicht "am" Tumor, sondern "mit" Prostatakrebs.
  • Wird der Krebs früh erkannt, ist in über 70 % eine Heilung möglich.

Aus diesem Grund empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Urologie eine Früherkennungsuntersuchung für Prostatakrebs bei Männern ab dem 45. Lebensjahr durch Tastuntersuchung und durch Bestimmung des PSA-Wertes.

Warum steht der PSA-Wert so häufig in der Kritik?

  • Die Krankenkassen zahlen die Untersuchung nur in bestimmten Fällen: Den PSA-Test zur Früherkennung bei Männern, die keine Beschwerden haben, übernehmen die meisten deutschen Krankenkassen nicht. Die Kosten werden nur übernommen, wenn ein konkreter Krebsverdacht vorliegt. Zum Beispiel, wenn etwa bei der Tastuntersuchung Veränderungen erkannt werden. Dann werden auch die Kosten für Gewebeproben und Ultraschalluntersuchungen bezahlt. 
  • Es werden viele harmlose Tumoren entdeckt: Einerseits kann ein regelmäßig durchgeführter PSA-Test dazu beitragen, dass die Gefahr, an Prostatakrebs zu sterben, absinkt. Auf der anderen Seite werden aber auch viele harmlose Tumoren gefunden, die nicht behandlungsbedürftig sind. Aus dem Grund werden zu häufig Biopsien durchgeführt und operiert, wodurch die Gefahr für Inkontinenz und Impotenz steigen kann. Die Verbraucherzentrale berichtet, dass bei 1000 Männern, die einen PSA-Test in Anspruch nehmen, etwa ein bis zwei Männer vor dem Tod bewahrt werden. 
  • Prostatakrebs verläuft längst nicht immer tödlich: Obwohl Prostatakrebs zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen bei Männern zählt, ist die Gefahr daran zu sterben weniger hoch. Ein Grund dafür ist, dass die bösartigen Tumorzellen nur langsam wachsen und Männer oftmals erst im hohen Alter erkranken. Deshalb sterben viele nicht an dem Tumor, sondern mit ihrem Tumor. Die Todesursache ist dann häufig eine andere. 
  • Die Gefahr von "falsch-positiven Befunden" ist hoch: Ein erhöhter PSA-Wert kann auch aufgrund einer anderen Ursache erhöht sein, wie zum Beispiel durch eine gutartige Prostatavergrößerung oder andere Druckeinwirkung. Somit werden Patienten häufig unnötig psychischem Stress ausgesetzt.

Was sagen Fachleute dazu?

Die interdisziplinäre S3-Leitlinie Prostatakarzinom der Deutschen Gesellschaft für Urologie und der Deutschen Krebsgesellschaft empfiehlt daher ausdrücklich, dass bei Feststellung eines Prostatakrebses auch eine Nicht-Behandlung unter regelmäßiger Kontrolle eine vernünftige Alternative darstellt. Es sollten jedoch weitere Faktoren wie Art und Größe des Prostatakrebses, PSA-Wert, Tastbefund, Alter und allgemeiner Gesundheitszustand oder Wünsche des Mannes Beachtung finden. Dieses "Aktive Überwachung“  oder "Zuwartende Beobachtung" ist insbesondere dann sinnvoll, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass der Mann an diesem Prostatakrebs stirbt, eher gering ist. Eine Behandlung wird dann empfohlen, wenn Prostatakarzinome sich aggressiv verhalten und eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie weiterwachsen und sich im Körper ausbreiten.

Wichtig, bevor du den PSA-Test durchführen lässt: An den Tagen vor dem Test solltest du Reizungen der Prostata vermeiden. Fahrradfahren, Geschlechtsverkehr und starkes Pressen beim Stuhlgang können den PSA-Wert verfälschen.

Risikoangepasstes PSA-Screenig könnte die Zukunft sein

Beim risikoangepassten PSA-Screenig handelt es sich um ein effektiveres und nebenwirkungsärmeres Früherkennungsprogramm für Prostatakrebs. Es wird empfohlen, den PSA-Wert mit 45 oder spätestens mit 50 Jahren einmal bestimmen zu lassen, um einen Basiswert festlegen zu können, auf den weitere Tests sich später beziehen können.

Studie untersucht das optimale Alter für erste PSA-Bestimmung

  • Die sogenannte PROBASE-Studie untersucht, welches das optimale Alter zur Bestimmung des PSA-Basiswertes ist – 45 oder 50 Jahre? An der Studie nehmen über 46.000 Männer im Alter von 45 Jahren teil, welche in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt wurden. 
  • Bei einer Hälfte erfolgte die PSA-Bestimmung gleich zu Beginn der Studie, wobei sich drei Risikogruppen herauskristallisierten: niedriges Risiko (<1,5 ng/ml Blut), mittleres Risiko (1,5-2,99 ng/ml), hohes Risiko (≥3 ng/ml). Wurde bei einem weiteren Test erneut ein hohes Risiko ermittelt, riet man den Patienten, eine Prostatabiopsie vornehmen zu lassen. Männer mit niedrigem oder mittlerem Risiko sollten den PSA-Test im Abstand von fünf beziehungsweise zwei Jahren wiederholen. 
  • Der anderen Hälfte der Probanden wurde zunächst eine Tastuntersuchung der Prostata angeboten. Die PSA-Bestimmung sollte erst mit Erreichen des 50. Lebensjahres erfolgen. 
  • Die Studie läuft voraussichtlich bis zum Jahr 2035. Bis dahin können die Forschende vergleichen, in welchem Alter wie viele Tumoren in welchen Stadien aufgespürt werden. Erste Ergebnisse wurden im International Journal of Cancer veröffentlicht.

Fazit

  • PSA (Prostata-spezifisches Antigen) ist ein Protein, das von den Prostatadrüsen gebildet und im Blut nachgewiesen und gemessen werden kann. Mit zunehmendem Alter steigt die Höhe des PSA-Wertes im Blut geringfügig an. Der Wert erhöht sich jedoch sich deutlich bei einer akuten Prostataentzündung und ist mäßig bis stark erhöht, wenn ein Prostatakrebs vorliegt. Somit kann die Bestimmung des PSA-Wertes im Blut auf das Vorliegen eines Prostatakrebses hinweisen.
  • Allerdings können auch Faktoren, die einen Reiz auf die Prostata ausüben, zu einer mäßigen PSA-Erhöhung führen. Hierzu zählen zum Beispiel Fahrradfahren, Geschlechtsverkehr und eine Tastuntersuchung kurz vor Abnahme des PSA-Wertes. 
  • Die gemeinsame Betrachtung des PSA-Wertes zusammen mit der Tastuntersuchung unter Berücksichtigung der Prostatagröße, möglicher Infektionen und dem Alter des Patienten ermöglichen jedoch Rückschlüsse über die Wahrscheinlichkeit eines Prostatakrebse. Dann kann darüber entschieden, ob eine Gewebeprobe aus der Prostata (Biopsie) sinnvoll ist, um diesen Verdacht zu bestätigen oder auszuräumen.
  • Bei der Tastuntersuchung der Prostata allein werden bösartige Veränderungen zuverlässig nur in den Bereichen der Prostata entdeckt, die sich in der Nähe des Enddarmes befinden und auch erst ab einer Größe von mindestens ca. 1 cm. Somit kann eine PSA-Untersuchung wertvolle, zusätzliche Hinweise auf das Vorliegen eines Prostatakrebses liefern. Wird Prostatakrebs im Frühstadium entdeckt, besteht eine 70-prozentige Heilungswahrscheinlichkeit.
  • Männern wird empfohlen, die Prostata-Früherkennung ab 45 Jahren in einer urologischen Praxis durchführen zu lassen. Der PSA-Wert wird bei unauffälligem Tastbefund häufig nicht von der Krankenkasse übernommen. Erst bei einem konkreten Krebsverdacht zahlen die Krankenkassen diese Untersuchung.
  • Patienten sollten individuell darüber entscheiden, ob sie einen zusätzlichen PSA-Test durchführen lassen sollten, wenn beim Tastbefund keine Veränderungen festgestellt wurden. Zusätzlich sollten sie über die möglichen Konsequenzen, wie eine möglicherweise nachfolgende Biopsieuntersuchung, mit ihrem Behandler oder ihrer Behandlerin sprechen.
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