Corona-Winter 2023: Epidemiologe erwartet Rückkehr der Maskenpflicht

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Es werden immer mehr neue Corona-Varianten bekannt, gleichzeitig sorgen steigende Infektionszahlen kurz vor der kalten Jahreszeit für Beunruhigung. Kehrt die Maskenpflicht zurück, wie es der Epidemiologe Hajo Zeeb prognostiziert?

Obwohl Corona gefühlt vorbei ist, haben sich dennoch neue Virus-Varianten entwickelt. Aktuell steigen die Corona-Zahlen in Deutschland wieder, was auch an der neuen Varianten EG.5 liegt. Der Epidemiologe Hajo Zeeb empfiehlt daher, im Verdachtsfall wieder Selbsttests durchzuführen.

Doch wie steht es mit dem Tragen von Masken? Sollten wir aufgrund der steigenden Infektionszahlen auch wieder während der kälteren Monaten in 2023 Mund-Nasen-Bedeckungen als Schutz einsetzen? Oder kehrt gar die Maskenpflicht zurück?

Epidemiologe geht von Rückkehr der Maskenpflicht aus 

Der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb warnte bereits im Herbst vor den steigenden Infektionszahlen. Eine Rückkehr der Maskenpflicht in vulnerablen Einrichtungen hält er für höchstwahrscheinlich: "In Krankenhäusern und Pflegeheimen erwarte ich im Laufe der kommenden Monate vielfach auch wieder eine Maskenpflicht, wenn die Fallzahlen weiter ansteigen und damit auch die Fehlzeiten zunehmen", sagte er gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Zeeb ist der Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation beim Leibniz-Institut für Präventionsforschung. Er beobachte, dass die Zahl der Patienten momentan steige und die Immunität in Deutschland nachlasse. "Eine Impfung mit einem auf aktuelle Varianten angepassten Impfstoff, am besten zusammen mit dem diesjährigen Grippeimpfstoff, macht da Sinn", äußerte er sich.

Insbesondere die Gruppen von Personen sollten sich impfen lassen, für die die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Empfehlung ausgesprochen hat – dazu gehören beispielsweise Menschen ab 60 Jahren. Aber auch Menschen, die zu einer Risikogruppe zählen, sowie Bewohner und Beschäftigte in Pflegeheimen und im Gesundheitsbereich sollen sich mit dem neuen Booster-Impfstoff von Biontech impfen lassen.

Der neue, an die Subvariante Omikron XBB.1.5 angepasste Corona-Impfstoff ist vom 18. September an in Praxen und Apotheken erhältlich. 

Gesundheitsexperten zu Corona-Masken: Sind sie wieder notwendig?

Fitbook erkundigte sich bei zwei Experten zu dem Thema: Bei Prof. Dr. Carsten Watzl, Immunologe am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund und bei Immunologin und Impfexpertin Prof. Dr. Martina Prelog vom Universitätsklinikum Würzburg. Auf die Frage, ob die Allgemeinheit wieder Masken tragen sollte, antwortete er: "Es gibt Hochrisiko-Patienten, die sich immer noch selber per Maske schützen. Maske für alle sehe ich aber als nicht notwendig an."

Auch Prelog war dieser Meinung. "Grundsätzlich derzeit nein", antwortete sie auf die Frage danach, ob jedermann wieder Maske tragen sollte. "Allerdings sollten Risikopatienten, die stark immunsupprimiert sind und eine schlechte Immunantwort auf die Impfung und/oder Infektion hatten, individuell entscheiden, ob sie sich mit einer Maske schützen wollen – und dies nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen andere respiratorische Erreger. Insbesondere bei größeren Menschenansammlungen zum Beispiel auch in geschlossenen Räumen könnte dies ratsam sein. Die kältere Jahreszeit begünstigt auch wieder die Übertragung von viralen Erregern."

Watzl befürwortete, sich im Falle einer möglicherweise ansteckenden Krankheit verantwortungsvoll und vorbildlich zu verhalten. Man solle sich selbst schonen und mit einer Erkältung drei bis fünf Tage zu Hause bleiben - wie auch das Robert-Koch-Institut empfiehlt. So würde man auch nicht riskieren, andere Menschen anzustecken.

Krank ist krank: Mit Grippesymptomen nie unter Menschen gehen

Der Gesundheitsexperte rät in diesem Kontext: "In so einem Fall wäre es auch sinnvoll, freiwillig, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln, eine Maske zu tragen, um die Mitreisenden vor seinen Viren zu schützen." Es muss nicht zwingend Corona sein - schließlich wird niemand gerne krank.

Demnach gehe es laut Watzl "aktuell nicht mehr darum, die Infektion zu verhindern, sondern die schwere Erkrankung. Und auch wenn die neuen Varianten ansteckender sind, gibt es keine Hinweise darauf, dass die auch krankmachender sind. Daher sind die meisten Menschen durch ihre hybride Immunität – Impfung plus Infektion – bereits sehr gut vor einer schweren Erkrankung geschützt".

Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sei trotz steigender Zahlen und neuer Varianten nicht besorgt. "Das Coronavirus ist ein Virus (...), mit dem wir eine gewisse Koexistenz entwickelt haben", erklärte er gegenüber dem Deutschlandfunk.

Freiwilliges Tragen der Maske immer möglich - kein Muss mehr

Das Redaktionsnetzwerk Deutschland sprach mit Janosch Dahmen, dem gesundheitspolitischen Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion: "Um sich vor akuten Atemwegserkrankungen zu schützen, kann es auch in diesem Herbst sinnvoll sein, in Pflegeeinrichtungen, Kliniken und anderen Teilen des Gesundheitswesens eine Schutzmaske zu tragen." Demnach befürworte auch er keine generelle Maskenpflicht, sondern empfiehlt sie an geeigneter Stelle.

Vorschaubild: © Frank Rumpenhorst/dpa