- Warum helles Bier so erfolgreich ist
- Wie wichtig ist der Alkoholgehalt für ein Bier?
- Was sich die Menschen von einem Hellen wünschen
- Trend oder zukünftige Nummer 1?
In den letzten Jahren sind die Verkaufszahlen von hellem Bier stetig gestiegen. Nicht nur in Bayern wird diese Biersorte immer beliebter, auch in den großen Metropolen des Landes wie Berlin ist helles Bier auf der Überholspur. In einem Interview mit Matthias Trum, dem 14. Braumeister der Heller-Bräu in Bamberg, sprechen wir über das Trendgetränk. Außerdem erklärt er die Besonderheit des alkoholarmen "Heinzlein", das Heller-Bräu neben dem "Schlenkerla" seit 2020 auch braut.
inFranken.de: Helles Bier wird immer beliebter, woran liegt das?
Matthias Trum: "Das bisher den Markt dominierende Pils wirkt wohl für viele angestaubt und altbacken. Auch der hohe Hopfengehalt ist bei vielen, vor allem jüngeren Standardbiertrinkern nicht mehr so gefragt. Das Helle kommt hier deutlich lieblicher und vollmundiger daher, und trifft wohl bei vielen den geschmacklichen Zeitgeist."
Was macht in Ihren Augen ein gutes Helles aus?
"Die Trinkbarkeit, das heißt, dass man auch mal eins mehr genießen kann."
Das bei Ihnen gebraute Heinzlein zählt auch zu den alkoholärmeren Bieren - wie ein Helles. Was ist das Heinzlein für ein Bier?
"Das Heinzlein ist ein historisches, alkoholarmes Bier. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Wasserqualität häufig schlecht, da es noch keine Kanalisation und Wasseraufbereitung gab. Wasser war daher oft mit krankmachenden Keimen belastet. Bier galt als sichere Alternative, da es im Sudprozess abgekocht wird und der Hopfen und die Gärung das Wachstum von Bakterien eindämmen. Wer konnte, trank daher Bier anstelle von Wasser. Um dabei dann nicht für die alltäglichen Pflichten zu betrunken zu sein, gab es früher Biere mit weniger Alkohol – in den Klöstern z. B. das sog. Kovent. Die Bamberger Brauer gingen hier noch einen Schritt weiter und entwickelten eine spezielle Maisch- und Läutertechnik, mit der ein Bier mit weniger als 1 % Alkohol gebraut werden konnte – eben das Heinzlein. Ca. 200 Jahre alte Aufzeichnungen belegen, dass damals dieses Alkoholarme ca. 1/3 der Gesamtproduktion der Bamberger Brauereien ausmachte. Mithilfe alter handschriftlicher Aufzeichnungen und Braubüchern im Familienarchiv unserer Heller-Bräu konnten wir diese alte Brautechnik wieder rekonstruieren. Das Heinzlein wird von uns heute wieder nach dem alten Verfahren gebraut."
Ist alkoholarmes Helles beliebter oder genauso beliebt wie helles Bier mit höherem Alkoholgehalt?
"Das kommt auf die jeweilige Trinksituation an: Wenn man einen klaren Kopf braucht, hat das Heinzlein klare Vorteile. Ich nenne es immer mein 'Bürobier'. Abends gemütlich auf der Couch darf es zur Entspannung gerne auch ein normales Helles sein."
Helles wird immer noch zum größten Teil in Süddeutschland verkauft und getrunken. Was denken Sie, woran liegt das?
"Diese Situation ist inzwischen im Wandel. Historisch gesehen kommt das Helle aber eben aus dem Süden, vor allem aus München. Mit seiner relativen Süße ist es geschmacklich näher am Weißbier dran, als ein Pilsener. Und nachdem auch die Weißbiere in Bayern eine große Rolle spielten und spielen, passt das dann gut zusammen. Die Frage müsste also eher lauten, warum konnte sich das Pils in Bayern nie richtig durchsetzen?"
Wie steht es um den internationalen Verkauf? Wird Helles auch außerhalb von Deutschland gekauft und getrunken?
"Bisher vermutlich eher weniger, zumal es in den letzten Jahren international Bewegung vor allem im Craftbier Bereich gab, der sich durch sehr vielfältige und teils extravagante Bierstile auszeichnet. Das anspruchsvolle Brauen von Hellem ist dagegen für viele dieser neu gegründeten Brauereien noch schwierig, da ein Helles Fehler im Brauverfahren nicht verzeiht. Aber auch hier findet, soweit ich das mitbekomme, ein gewisser Wandel statt. Die Biertrinker suchen wieder vermehrt nach 'drinkability', d. h. also nach Bieren, von denen man auch mal eins mehr trinken kann."
Wohin verkaufen Sie ihr Helles?
"Das Heinzlein ist derzeit noch hauptsächlich ein regionales Bier in Bamberg und Umgebung. Es gehen aber auch kleine Mengen in die Niederlande sowie nach England und Italien."
Zusammenfassung
Das bis dato alles beherrschende Pils wird nach und nach abgelöst. Die Biertrinker*innen sehnen sich nach Abwechslung. Neben der Craftbier Bewegung erfreut sich helles Bier immer mehr an Beliebtheit. Dabei spielt auch die 'drinkability' eine Rolle, sodass auch immer mehr Biere mit geringerem Alkoholgehalt überzeugen. Ob das Helle außerhalb Bayerns das Zeug zur Hauptsorte hat, bleibt abzuwarten. Ein Nischenprodukt ist es aber schon lange nicht mehr.
Zum Weiterlesen:
- Bier und Auswirkungen auf den Körper: Was passiert, wenn man täglich Bier trinkt?
- Bier-Experten: Warum man Bier nicht aus dem Krug trinken sollte
- Nicht nur zum Trinken: Überraschende Bier-Tipps - warum du immer Bier im Haus haben solltest
- Bier zu Hause selbst brauen: Wie funktioniert es - und wie viele Liter darf man brauen?