Mähfreier Mai: Darum sollte man das Gras im Wonnemonat wachsen lassen

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Der Wunsch nach einem stets gepflegten Rasen hat überraschende Auswirkungen auf die Umwelt. Im Mai bietet sich die Chance, etwas dagegen zu tun.

Im Mai beginnt die Natur förmlich zu explodieren und das Gras schießt mit rasantem Tempo in die Höhe. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass viele Gärten wöchentlich dem Geräusch des Rasenmähers ausgesetzt sind, um das Wachstum von Wildkräutern und Blümchen zu bändigen.

Was bei vielen Gartenbesitzern als gepflegt und ansehnlich gilt, erweist sich für die Biodiversität der Flora und Fauna als verheerend. Wir beleuchten, welche Konsequenzen die Monokultur Rasen auf die Artenvielfalt hat und warum auch du den Mai zum "mähfreien Monat" erklären solltest.

Was steckt hinter dem "mähfreien Mai"?

Indem der Rasenmäher nicht benutzt wird, kann ein positiver Beitrag zur Umwelt geleistet werden. In Belgien sind Umweltschutzorganisationen und zwei wichtige Nachrichtenmagazine Vorreiter einer Bewegung, die den Mai als "mähfreien Monat" etablierte. Hintergrund ist, dass die in Belgien so geschätzten, peinlichst genau getrimmten Rasenflächen der Biodiversität erheblichen Schaden zufügen.

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Dies wiederum hat negative Konsequenzen für die Klimakrise. Im Jahr 2022 folgte die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft mit der Kampagne "Mähfreier Mai". Experten aus dem Gartenbau betonen, dass es nicht notwendig ist, den ganzen Rasen in einen Wildwuchs zu verwandeln. Um die Artenvielfalt zu fördern, reicht es bereits aus, einen kleinen Teil des Rasens ungestört wachsen zu lassen. Darüber hinaus wird empfohlen, dem Rasen zu gestatten, in unterschiedlichen Höhen zu wachsen, was insbesondere Schmetterlinge erfreut.

Die Initiatoren hoffen, dass jeder im Mai ein wenig Rasen sprießen lässt, um so die Vielfalt der Insekten zu unterstützen. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau macht darauf aufmerksam, dass die Artenvielfalt der Flora und Fauna durch die Ausbreitung landwirtschaftlicher Flächen erheblich beeinträchtigt wird und Lebensräume wie Brachen, Streuobstwiesen und natürliche Hecken zunehmend verschwinden. Dadurch wird der Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere drastisch eingeschränkt und die Biodiversität stark reduziert. Daher ist es umso wichtiger, die Artenvielfalt auch im Kleinen zu fördern und im eigenen Garten auf den "perfekten" Rasen zu verzichten, um die Umwelt zu schützen. Dies bedeutet, dass die "Monokultur im Kleinen" nicht mehr so häufig gemäht wird, wie es für einen gepflegten Rasen üblich wäre.

Der eigene Garten: Das solltest du der Umwelt zuliebe vermeiden

Alternativ sollte zumindest ein Teilbereich des Rasens wachsen können. Gerade im Wonnemonat Mai solltest du der Natur einfach ihren Lauf lassen. Somit können die Blumen und Kräuter sprießen und sich infolgedessen auch die Artenvielfalt prächtig entwickeln. Damit tust du direkt etwas Gutes für die Umwelt - wovon du selbst und deine Mitmenschen profitieren. Summende-Gärten.de verweist auf eine US-amerikanische Studie, die den Nutzen von Wild-Gärten für Insekten attestiert: Wenn eine Rasenfläche frühestens alle drei Wochen gemäht wird, lässt sich die größte Artenvielfalt entdecken. Bienen und Hummeln profitieren hierbei vor allem von Klee, Löwenzahn und ähnlichen Gewächsen. Paul Westrich, Experte für Wildbienen, empfiehlt sogar, den Rasen maximal zwei- bis viermal im Jahr zu mähen - so werden den Bienen optimale Lebensbedingungen geboten. 

Ein absolutes Tabu für den umweltfreundlichen Rasen: Pestizide. Diese Unkrautvernichter sind oftmals nicht nur tödlich für die Pflanze, die bekämpft werden soll, sondern auch für Insekten und Tiere, beispielsweise Amphibien wie Eidechsen oder auch Fische. Garten.de weist darauf hin, dass verschiedene Pestizide auch für den Menschen schädlich sein können und beispielsweise die Schleimhäute reizen können. Deshalb sollte Unkraut unbedingt von Hand gejätet werden und auf giftige Chemie-Keulen komplett verzichtet werden. 

Außerdem solltest du auf die Verwendung von torfhaltiger Erde verzichten. Das Umweltbundesamt erläutert, dass viele Blumenerden Torf enthalten, die aus Hochmooren stammen. Das Fatale: Da die Moore die CO2-Speicher schlechthin darstellen, entweicht durch den Torfabbau massiv CO2 in die Umwelt. Zudem fallen durch den Abbau der Moore wichtige Möglichkeiten der Speicherung des Treibhausgases weg. Obendrein wird so auch vielen Lebewesen ihr Lebensraum genommen. Tipp: Nutze alternativ besser Erde von einem Kompost- oder Häckselplatz in der Nähe - diese hat eine hohe Qualität und kostet zudem nichts. Torffreie Erde findest du bei Amazon.*

So bekommst du einen nachhaltigen Rasen

Eine weitere Umwelt-Todsünde: die "Steinwüste". Nicht nur in Bezug auf die Biodiversität, auch das Klima und die Wärmeentwicklung betreffend, sind Steingärten nicht zu empfehlen. Laut der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenanbau sorgen Kies- und Steinvorgärten dafür, dass sich die Wärme in Siedlungs- und Wohngebieten gut entwickeln kann und sich die Hitze an heißen Sommertagen innerhalb des Viertels massiv staut. Abhilfe würden hier Wiesen und Bäume schaffen, die Feuchtigkeit speichern und Schatten spenden. Die Blätter der Bäume sorgen zudem durch Verdunstung dafür, dass die Temperatur gesenkt wird. Der BUND rät dazu, grundsätzlich immer einige Stellen im Garten wild wachsen zu lassen - selbst wenn der Rest des Gartens hin und wieder doch vom Rasenmäher bearbeitet wird. Denn so haben auch kleine Tiere wie Blindschleichen und Eidechsen eine Chance. Diese revanchieren sich wiederum mit dem Verspeisen von Schnecken, die sich nur zu gerne an deinen Nutzpflanzen bedienen - somit entsteht ein echtes Geben und Nehmen. 

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Besonders zu empfehlen sind laut Bayerischer Landesanstalt für Weinbau und Gartenanbau zwei Rasentypen, in denen sich Pflanzen und Tiere wohlfühlen. Zum einen ist das der Kräuterrasen*, in dem überwiegend Pflanzen wie das Gänseblümchen, Löwenzahn, Klee und andere gedeihen. Zudem ist auch eine Blumenwiese* förderlich für die Biodiversität: Hier fühlen sich Insekten pudelwohl. Um die Biodiversität zusätzlich zu unterstützen, sollte den Garten eine große Pflanzenvielfalt auszeichnen. Empfehlenswert ist es, bei der Auswahl der Pflanzen auf Wirtspflanzen zu setzen, auf die einige nützliche Insekten spezialisiert sind. Fehlen diese Wirtspflanzen, tummeln sich hauptsächlich Insekten im Garten, die als "Nutznießer" mehrere Pflanzen anfliegen - die spezialisierten Insekten meiden den Garten und die Nutznießer breiten sich aus, was die Artenvielfalt vermindert. Der NABU erklärt: Da Bienen nur einen kurzen Saugrüssel haben, fliegen sie in erster Linie Lippen- und Rachenblütler an, an deren Nektar sie ohne Probleme gelangen.

Wer der Umwelt etwas Gutes tun möchte und die Möglichkeiten hat, sollte sich außerdem am Anbau von Obst und Gemüse im eigenen Garten versuchen - denn das erspart die Produktion, den Transport und die Verpackung. Des Weiteren sollte das Prinzip der Kreislaufwirtschaft befolgt werden. Hierbei werden Rasenabfälle, wie etwa das Schnittgut, weiter verwendet. Rasenschnitt kann zum Beispiel zum Mulchen des Rasens erneut verwendet werden. Ratschläge, wie du ein eigenes Öko-System in deinem Garten aufbaust, erfährst du im Buch "Permakultur. Dein Garten. Deine Revolution", das du bei Amazon ansehen kannst.*

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