Verblüffendes über den Maibaum: Maibaumklau, Schandbaum, Auslöse
Maibaumaufstellen der Stadtfeuerwehr Kitzingen: Unter fachkundiger Beobachtung des Publikums stemmt die Mannschaft mit viel Muskelkraft den geschmückten Prachtbaum neben dem Feuerwehrhaus von der ...
Feuerwehr Kitzingen
Maibaum
Stück für Stück wird in Immenstadt ein Maibaum von Mitgliedern der örtlichen Vereine auf traditionelle Art und Weise aufgestellt.
Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Mitglieder einer Burschenschaft stellen mithilfe von «Schwalben», mit Seilen verknoteten Stöcken, einen Maibaum am Dorfplatz im bayerischen Perchting auf.
Matthias Balk/dpa
Verblüffendes über den Maibaum: Maibaumklau, Schandbaum, Auslöse
Die Tradition, zum 1. Mai einen Maibaum aufzustellen, ist in vielen Teilen Bayerns, einschließlich Franken, lebendig. Symbolfoto: Stephan Jansen/dpa
Das Aufstellen eines Maibaums ist in Franken nach wie vor eine beliebte Tradition. Bei uns erfährst du, woher der Brauch kommt - und was es mit Schandbaum, Auslöse, Maibaumklau und Co. auf sich hat.
Die Tradition, zum 1. Mai einen Maibaum aufzustellen, ist in vielen Teilen Bayerns, einschließlich Franken, lebendig. Gefeiert wird das meist traditionell mit Tracht, Blasmusik, reichlich Essen und Trinken und manchmal mit dem Tanz in den Mai. Der Maibaum-Brauch ist komplex. Die Vorbereitungen dauern manchmal Wochen - und fordern gerade vielerorts nächtlichen Einsatz.
Denn auch wenn der Maibaum-Brauch von Region zu Region unterschiedlich begangenen wird, kann es fast schon überall vorkommen, dass der Baum gestohlen wird, wenn die Bewohner nicht aufmerksam sind. Das gilt auch für die Walpurgisnacht. Was es mit dieser Nacht auf sich hat, woher der Brauch kommt und was in der Walpurgisnacht erlaubt ist (und was nicht), erklären wir in einem separaten Artikel.
Was ist ein Maibaum?
Der Maibaum ist in der Regel ein entasteter Baumstamm, der oft von einer Birke stammt (seltener von einem Nadelbaum wie einer Fichte). Manchmal werden die Rinde entfernt und der Stamm in den bayerischen Farben Blau und Weiß bemalt. In einigen Regionen werden kunstvolle Schnitzereien angefertigt oder der Baum wird einfach mit Rinde belassen. Ein dekorativer Kranz wird oft an der Spitze des Baumes befestigt.
Von Dorf zu Dorf unterschiedlich ausgeprägt ist der Brauch, den Maibaum zusätzlich mit bunten Bändern, geschnitzten Figuren oder Plaketten zu schmücken, die die örtlichen Vereine repräsentieren. Der traditionell auf dem Dorfplatz aufgestellte Stamm kann bisweilen auch mit Zunftzeichen versehen sein - vor allem der Gewerke, die mit dem Maibaum beschäftigt waren wie Zimmerer und Schlosser.
Eine offizielle Statistik zum größten Maibaum Deutschlands gibt es nicht. In den vergangenen Jahren immer vorne mit dabei war die Gemeinde Lautenbach im baden-württembergischen Ortenaukreis. 2023 wurde dort eine 56 Meter lange Douglasie gefällt, die im Mai 2024 in Nordenham in der Wesermarsch (Niedersachsen) aufgestellt wird. Getrocknet und geschmückt wird der Baum zuvor in Bayern, der Transport erfolgt nachts.
Woher kommt der Brauch?
Die Ursprünge liegen im Dunkeln. Manche vermuten, dass der Brauch auf die Fruchtbarkeitsrituale und Baummysterien der Kelten zurückgeht. Allerdings ist nicht belegt, ob das wirklich zum heutigen Maibaum führte.
Einen Zusammenhang sehen manche auch mit den Liebesmaien: Unverheiratete Männer stellen vor dem Haus der Angebeteten kleinere Bäume, etwa Birken auf, die mit bunten Bändchen geschmückt werden. Schriftliche Quellen für den Maibaum-Brauch soll es seit der Barockzeit geben. Nach einem Bericht des Cäsarius von Heisterbach aus dem Jahre 1225 stammt der älteste Beleg für einen Maibaum aus Aachen.
Das Aufstellen galt als Zeichen der Dorfgemeinschaft und sollte deren Zusammenhalt festigen. Derzeit ist Brauchtum wieder im Trend - manches Dorf hat schon zwei Bäume.
Wie wird ein Maibaum aufgestellt?
Die meisten Dörfer bevorzugen traditionelle Methoden beim Aufstellen des Maibaums, obwohl einige Orte aus Sicherheitsgründen Feuerwehrkräne einsetzen. Der Baum wird normalerweise mit langen Stangen, die zu einer Schere zusammengebunden sind, zentimeterweise von Helfern in die Senkrechte geschoben.
Dieser Prozess erfordert viel Muskelkraft und kann mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Häufig wird der Maibaum in einer Prozession durch den Ort getragen, bevor er aufgestellt wird.
Rutscht der Baum ab, drohen schwere Verletzungen. Im vergangenen Jahr wurden im unterfränkischen Obernbreit (Landkreis Kitzingen) zwei Männer teils schwer verletzt, als der Baum umstürzte, ehe er vollständig aufgerichtet war.
Maibaum klauen - welche Regeln gelten?
Wer für das Aufstellen des Maibaums verantwortlich ist, muss ständig Wache halten, da es üblich ist, dass der Baum von Vereinen aus benachbarten Dörfern oder sogar aus dem eigenen Ort gestohlen wird. Wenn ein Maibaum gestohlen wird, müssen die beteiligten Parteien Verhandlungen führen, meist um die Auslöse in Form von Bier, zu bestimmen. In Bayern weit verbreitet sind einige Regeln, die beim Stehlen eines Maibaums beachtet werden sollten:
Ein Maibaum darf nicht geklaut werden, wenn er bereits aufgestellt ist. In diesem Fall haben die potenziellen Baumdiebe Pech gehabt und müssen bis zum nächsten Jahr warten. Ein Maibaum, der noch auf dem Boden liegt und sich innerhalb der Gemeindegrenzen befindet, ist das einzig zulässige Ziel für das Entwenden.
Es ist wichtig zu beachten, dass der Baum während des Diebstahls und der Lagerung nicht beschädigt werden darf. Nur der Stamm darf gestohlen werden, nicht die Dekorationen.
Wenn die "Diebe" innerhalb der Gemeindegrenzen erwischt werden, ist der Diebstahl nicht erfolgreich und sie müssen sich zurückziehen.
Wenn keine Auslöse gezahlt wird, kann man den geklauten Maibaum in seiner Gemeinde aufstellen.
Das Einschalten von Polizei oder Anwälten sind beim Maibaumstehlen nicht zulässig, da es sich um einen geselligen Brauch handelt. Dieser darf keine rechtlichen Folgen nach sich ziehen, solange sich alle Beteiligten an die vorgegebenen Regeln halten.
In Bayern ist es eine traditionelle Regel, dass Bäume nur in der Nacht zum 1. Mai gestohlen werden dürfen. Heutzutage wird diese Regel jedoch oft ignoriert, da die Maibäume oft schon vor dem 30. April aufgestellt werden.
Es gibt einige regionale Unterschiede bei diesem Brauch. In Süddeutschland zum Beispiel gilt der Diebstahl eines Maibaums nur als ehrenhaft, wenn der Baum versteckt war. Wenn er offen auf dem Marktplatz liegt, ist er den Diebstahl nicht wert. In Österreich und dem Schwäbischen Oberland dürfen nur Personen, die selbst einen Maibaum aufgestellt haben, andere Bäume stehlen. Kenntnisse über Maibäume sind also von Vorteil. In Ostfriesland wird der Baum nicht wirklich gestohlen. Stattdessen werden ihm lediglich drei Spatenstiche verpasst. Danach gilt er als entwendet und wird in die andere Gemeinde transportiert.
Wie wird der Maibaum gefeiert?
Am 1. Mai, dem Tag des Maibaumaufstellens, wird in der Regel ein Fest gefeiert, zu dem sowohl Einheimische als auch Gäste eingeladen sind. Oft gibt es Blasmusik und traditionelle Tänze um den Baum. In manchen Dörfern wird auch am Vorabend getanzt und ein sogenannter Maitanz veranstaltet.
Was ist ein Schandbaum?
Ein Schandbaum ist ein Maibaum, dessen Schmuck durch etwas "Hässliches", wie Klopapier, ersetzt wurde. Dies kann geschehen, wenn ein Nachbardorf den Maibaum stiehlt und "verstümmelt", oder wenn sich ein Dorf nicht an die Regeln des Maibaumdiebstahls hält, indem es beispielsweise einen gestohlenen Baum nicht auslöst.
Was ist das Maibaumkraxeln?
In einigen Dörfern ist es Brauch, dass besonders mutige junge Leute versuchen, den Maibaum zu erklimmen. Wer es schafft, bis zur Spitze zu klettern, wird mit Ruhm und Ehre belohnt.
Maibaum oder Kirchturm - Was ist höher?
Der Maibaum nicht höher sein als der Kirchturm - das gebiete der Respekt, sagen Heimatpfleger. Zumindest im katholischen Bayern. Allerdings wurde auch schon von Maibäumen berichtet, die rund 50 Meter maßen. Ob sie den Kirchturm überragten, wurde nicht bekannt.
Warum braucht es immer wieder neue Bäume?
Auch der Maibaum unterliegt natürlichem Verfall. Die Farbe platzt ab, vor allem aber mit dem Versicherungsschutz wird es schwierig. Denn der "Maibaum-Tüv" prüft akribisch. Ist die Standfestigkeit nicht mehr gegeben, muss der Baum weg. Die Bäume müssen zunächst gemäß bayerischer Bauordnung sachkundig untersucht werden, nach einer gewissen Zeit - ab dem zweiten Jahr - muss in der Regel ein bestellter Sachverständiger ran, die Industrie- und Handelskammer (IHK) hält entsprechende Verzeichnisse bereit. Als maximale Standzeit gelten fünf Jahre. Im vergangenen November brach der Maibaum in einem Eckentaler Gemeindeteil (Landkreis Erlangen-Höchstadt) auseinander und stürzte auf die Hauptstraße. Die Feuerwehr musste anrücken.
Wo steht Deutschlands höchstgelegener Maibaum?
Deutschlands höchstgelegenerMaibaumsteht an der Zugspitze. Er misst fast schon bescheidene 18 Meter, denn er musste auf den Transportwagen der Zahnradbahn passen.
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