Stärk' antrinken: Was der fränkische Brauch mit der christlichen Tradition zu tun hat
Autor: Redaktion
Franken, Donnerstag, 02. Januar 2025
Am 6. Januar steht in Franken eine alte Tradition auf dem Programm: Das "Stärk' antrinken". Warum werden dabei zwölf Bier getrunken und was hat der Brauch mit dem Christentum zu tun?
- "Stärk' antrinken": Das verbirgt sich hinter dem Brauch in Franken
- Darum wird die Tradition am Dreikönigstag zelebriert
- Christlicher Hintergrund: "Stärk' antrinken" und Rauhnächte
- Was alles im Bockbier steckt und woher es seinen Namen hat
Ausgiebiger Bierkonsum zum Jahresbeginn soll die Franken gesund durchs ganze Jahr bringen - zumindest wenn man einem jahrhundertealten Brauch Glauben schenkt. "Stärk' antrinken" nennt sich die Tradition, bei der am Dreikönigstag (6. Januar) zwölf "Seidla" Bier getrunken werden. Das soll in den kommenden zwölf Monaten gegen sämtliche Widrigkeiten schützen.
Was es mit dem "Stärke antrinken" auf sich hat
Zum jährlichen "Stärk' antrinken" erwarten Gaststätten und Brauereien in ganz Oberfranken zahlreiche Besucher. Um die Tradition ranken sich viele Mythen: Beruht er beispielsweise tatsächlich auf einem christlichen Brauch? In der Regel trifft man sich bereits am Vorabend des 6. Januars im Familien- und Freundeskreis oder auch in Gastwirtschaften, um sich gemeinsam Stärke - im Volksmund "Stärk'" - für das neue Jahr anzutrinken. Unter "Stärk" wird Kraft und Gesundheit verstanden.
Damit die Stärke auch das ganze Jahr lang anhält, sollte für jeden Monat des Jahres ein "Seidla" vom Bock getrunken werden, erklärt der "Verein zur Förderung der fränkischen Braukultur". Als Seidla wird in Franken ein Bierkrug oder -glas mit einem halben Liter Bier bezeichnet. Aus diesem Grund sollte die Zwölferregel nicht so genau genommen werden. Schließlich dient der Brauch dem Mobilisieren der Kräfte und soll nicht das Gegenteil bewirken.
Das traditionelle Datum zum "Stärk' antrinken" ist der Abend des 6. Januar. Mancherorts wird dieser Brauch auch schon am 5. Januar vollzogen. Der genaue Ursprung des Brauchs lässt sich laut dem Bayreuther Tourismusmarketing nicht mehr genau rekonstruieren. Vermutlich ist er vor rund 200 Jahren entstanden. Einer verbreiteten Theorie zufolge hänge er mit dem vorchristlichen Brauch der Rauhnächte zusammen, in denen Geister und Dämonen ihr Unwesen getrieben haben sollen. Lärm und Ausräucherung sollten dem Schutz vor diesen Gestalten und vor den Gefahren des kommenden Jahres dienen.
Wann und warum wird "Stärk'" angetrunken?
Je nach Region variiert die Anzahl der Rauhnächte zwischen drei und 13. Meist decken sie sich jedoch mit den zwölf Weihnachtstagen von Weihnachten (25. Dezember) bis zum Dreikönigsfest (6. Januar). Bei den Germanen und Kelten galten diese Nächte als heilige Zeit, die für die Familie, zum Feiern und zum Orakeln genutzt wurde. Etwa im 18. oder im frühen 19. Jahrhundert sei diese Tradition entstanden, sagt Markus Kratzer vom Heimat- und Volkstrachtenverein "Alt-Bayreuth".
Früher feierte man an diesem Tag den Jahreswechsel und nicht wie heute am 31. Dezember. Deshalb ist der 6. Januar auch als Hochneujahr, Großneujahr oder "Öberschder" (auf Hochdeutsch "Oberster") bekannt, besonders im süddeutschen Raum. Mit dem Dreikönigsfest, das am selben Tag gefeiert wird, hat diese Neujahrsvorstellung vermutlich nichts zu tun. Es finden sich keine christlichen Wurzeln, auf die der Brauch zurückgeführt werden kann.