Begleitung bei der Trauerarbeit und Identitätsfindung
Die Trauerarbeit ist in der Regel kein linearer Prozess. Die Gefühle von Trauer können immer wieder zu- und abnehmen. In diesen Phasen kann dir die Trauerbegleitung zur Seite stehen. Wie lange du die diese Hilfe in Anspruch nehmen willst, ist dir überlassen. Denn: Trauer braucht Zeit, und jeder Mensch trauert in seinem Tempo. Als trauernde Person lebst du oft in einem Ausnahmezustand. So ist es häufig so, dass Trauernde es nur schwer schaffen, den Alltag zu organisieren, Freude zu empfinden und Hobbys nachzugehen. Trauerbegleiter können dich auch dabei unterstützen, wieder Fuß im Leben zu fassen und die eigene Identität zu finden und zu stärken.
Wichtige Eigenschaften und Qualifikationen eines Trauerbegleiters
Empathie und Sensibilität
Zu den wichtigsten Eigenschaften von Trauerbegleitern gehören Empathie und Sensibilität, da diese im Umgang mit trauernden Menschen unabdingbar sind. Immerhin bringt jeder Mensch eine eigene Geschichte mit und hofft, in der Trauerbegleitung Unterstützung zu finden. Außerdem befinden sich Trauernde in einer emotionalen Ausnahmesituation, was einer hohen Empathie bedarf. Trauerbegleiter sind darauf eingestellt, dass jeder Mensch auf eine andere Weise trauert. So findest du hier ein offenes Ohr, einen geschützten Ort und die Möglichkeit, offen über deine Gefühle und deine Situation zu sprechen. Durch ihr Einfühlungsvermögen können Trauerbegleiter*innen dir beim Trauern helfen. Deine Aussagen werden nicht beurteilt.
Professionelle Ausbildung und Erfahrung
Meist handelt es sich bei Trauerbegleitern um Ehrenamtliche, die eine spezielle Schulung oder Ausbildung durchlaufen. Dort lernen sie alles über verschiedene Trauerreaktionen, ihre möglichen Auswirkungen und wie man mit Trauer am besten umgehen kann. Beispielsweise bei den Maltesern dauert der Grundkurs ca. 100 Stunden, danach können weitere aufbauende Kurse und Seminare besucht werden. Trauerbegleiter werden also aktiv auf ihre Aufgabe vorbereitet. Sie können dich professionell bei der Trauer begleiten und unterliegen der Schweigepflicht. Das meint, dass deine Gespräche mit der Person vertraulich behandelt werden und nicht an Dritte weitergegeben werden; es sei denn, dies ist explizit abgesprochen worden.
Grenzen der Trauerbegleitung
Wichtig zu bedenken ist, dass es sich bei der Trauerbegleitung um keine Therapie handelt. Gerätst du im Zuge der Trauer beispielsweise in eine Depression oder entwickelst eine andere psychische Erkrankung, kann die Trauerbegleitung hier nicht helfen. In dem Falle ist es wichtig, dass du dir einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin suchst. Dasselbe gilt für eine Traumareaktion. Hat der Verlust ein Trauma ausgelöst, sollte dies unbedingt ärztlich betreut werden.
Trauerbegleiter können nur beim Verarbeiten der Trauer helfen. Einige typische Merkmale der Traumareaktion sind, dass du das Erlebte nur schwer in chronologischer Abfolge erzählen kannst. Du fällst immer wieder in die Situation zurück, wirst meist von Schlaflosigkeit, Schwitzen, Unruhe und Angst geplagt. Sogenannte Flashbacks können dafür sorgen, dass du das traumatische Ereignis unwillkürlich wiedererlebst. Bei der Trauerreaktion wiederum kannst du das Erlebte in einem klaren Ablauf wiedergeben. Du kannst Gedanken und Erinnerungen bewusst beeinflussen sowie Ablenkungen und Pausen wahrnehmen. Häufig sind die Gefühle sehr unterschiedlich und ändern sich stetig.
Praxisnahe Tipps zur Suche nach einer geeigneten Trauerbegleitung
Beratungsstellen und Organisationen für Trauerbegleitung
Als trauernde Person kannst du über die Webseite des Bundesverbandes Trauerbegleitung e. V. Informationen bekommen. Hier arbeiten ehrenamtliche Trauerbegleiter, die dich individuell unterstützen können. Daneben gibt es zahlreiche Hilfsangebote für trauernde Personen:
Das erste Kennenlernen und der Abschied: Was sollte man beachten?
In der Trauerbegleitung wird über die Themen gesprochen, die dich beschäftigen. Es gibt keine Tabus: Du kannst über alles sprechen. Dabei ist es möglich, dass die Themen in den ersten Wochen und Monaten immer wieder aufkommen. Typisches Thema ist die Unfassbarkeit des Verlustes. Du brauchst grundlegend keine Angst zu haben und kannst dich deinem Trauerbegleiter oder deiner Trauerbegleiterin voll anvertrauen. Meist merkst du direkt beim ersten Kennenlernen, ob die Trauerbegleitung zu dir passt oder du gut mit der Person reden kannst oder nicht.
Ist dies nicht der Fall, solltest du dich nach einem anderen Trauerbegleiter umsehen. Nur so kann die Trauerbegleitung erfolgreich sein. Merkst du nach einer Weile, dass du mit der Trauer abgeschlossen hast, kann es dir für deinen weiteren Weg helfen, die Trauerbegleitung zu beenden. Teile deinem Trauerbegleiter oder deiner Trauerbegleiterin mit, dass du bereit bist, die nächsten Schritte alleine zu gehen. Mit dieser Entscheidung solltest du dir ausreichend Zeit lassen.
Mitunter ist es sinnvoll, eine langsame Beendigung der Trauerbegleitung anzustreben, die Treffen werden dann zunehmend unregelmäßiger. Weiter könntest du die Trauerbegleitung so umgestalten, dass du langfristig eine Möglichkeit für einen offenen Austausch hast. Es kann immer wieder Rückfälle geben. Diese sind ganz normal. Du solltest nicht hart zu dir selbst sein, wenn sie auftauchen. Versuche, sie als Rückfälle zu erkennen und gegebenenfalls erneut Hilfe in Anspruch zu nehmen.
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