Wenn niemand tröstet: Das passiert im Körper eines Babys, das sich in den Schlaf weint

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Liebevoller Körperkontakt hilft Babys, sich zu beruhigen und fördert ihre Entwicklung.
Liebevoller Körperkontakt hilft Babys, sich zu beruhigen und fördert ihre Entwicklung.
CC0 / Pixabay / StockSnap

Trost zu erhalten, ist für Babys besonders wichtig. Wenn niemand tröstet und sich Babys in den Schlaf weinen, führt das im Körper des Säuglings zu vielerlei Prozessen, die teils weitgreifende Folgen mit sich bringen.

  • Schreien und Weinen bis zur Herzraserei
  • Welche Folgen Stress auf den Körper des Babys hat
  • Das Wundermittel: Körperkontakt 

Säuglinge schreien und weinen, um sich Gehör zu verschaffen und über diesen Weg zu kommunizieren. Sie schreien, wenn sie Hunger haben, die Windel voll ist, sie Aufmerksamkeit wollen oder sie einfach keine Lust mehr auf die Position, in der sie aktuell liegen, haben. 

Was passiert mit dem Körper des Kindes, wenn es länger schreit?

Nicht nur bei den Eltern eines Säuglings führt das Schreien zu Stress. Auch die Babys durchleben eine Stressreaktion. Das Herz des Säuglings schlägt schneller und kann bei längeren Schrei-Phasen anfangen zu rasen. Dann steigt die Herzfrequenz des Säuglings sehr stark an. In der Medizin wird dieser Zustand "Tachykardie" genannt.

Genau wie bei ausgewachsenen Menschen schütten Säuglinge Cortisol aus, wenn sie in Stress geraten. Das Stresshormon Cortisol wird ausgeschüttet, um in lebensbedrohlichen Situationen das Überleben zu sichern. Es führt unter anderen dazu, dass alle körperinternen Prozesse, die viel Energie benötigen, auf eine minimale Aktivität heruntergefahren werden, so wird die Verdauung nahezu eingestellt.

Die Gründe für das Schreien eines Kindes in den ersten drei Monaten können unter anderem Hunger, Müdigkeit, eine volle Windel oder der Wunsch nach Zuwendung sein. Übrigens: Bereits nach wenigen Wochen variieren die Schreie des Babys, es differenziert in der Art und Weise wie es schreit und versucht so die bestimmten Bedürfnisse zu benennen.

Welche Folgen Stress auf den Körper des Babys hat

Früher Stress kann langfristige Folgen mit sich bringen. So kann ein chronisch hoher Cortisolspiegel in der frühen Kindheit, der durch dauerhaften Stress ausgelöst wird, zu gesundheitlichen Problemen führen. Studien konnten eine Schwächung des Immunsystems sowie eine Beeinträchtigung des Gedächtnisses und der Emotionalität beobachten. Es konnten emotionale Dysfunktionen, Depressionen, Angst und Essstörungen als Langzeitfolgen nachgewiesen werden. 

Früher Stress wird häufig als Grund für eine mangelnde Stressregulation identifiziert. Damit ist eine Regulationsfähigkeit gemeint, die es dem Menschen ermöglicht, aus einem Stresszustand wieder in Ruhe zu finden. Säuglinge besitzen diese Fähigkeit noch nicht. Sie benötigen externe Hilfe, um aus einer Stresssituation wieder herauszukommen, die sogenannte Co-Regulation.  

Früher Stress kann sogar epigenetisch vererbt werden. Dann nämlich, wenn Stress Spuren im Zellkern hinterlässt. Dies beeinflusst die Neubildung von Nervenzellen, die Zellalterung und die Zelldichte in der Hirnrinde sowie das Gedächtnis.

Das Wundermittel: Körperkontakt

Bindungserfahrungen sind der Schlüssel. Das Umarmen und der Körperkontakt sind für ein Baby die beste Möglichkeit, um sich wieder zu entspannen. Durch einen liebevollen Körperkontakt, sanftes Streicheln zum Beispiel, wird im Gehirn die Ausschüttung des Glückshormons Oxytocin angeregt.

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Neben der Ausschüttung des Hormons wird die Empfindlichkeit für Endorphin gesteigert. In Folge dieser beiden Prozesse kommt es zum Abbau von Stresshormonen, der Körper entspannt sich. Diese Gefühlsregulation der Babys durch eine Bezugsperson ist Voraussetzung dafür, dass sich das Gehirn des Kindes bestmöglich entwickeln kann.

Teils umstrittene Studien zeigen deutlich, welche verheerenden und langfristigen Folgen das Fehlen von liebevoller und körperliche Nähe mit sich bringen kann. Kinder, die ohne hohe Bindung aufwachsen, haben im Schnitt einen geringeren IQ sowie mehr psychische Probleme, Schwierigkeiten mit familiären Bindungen und weisen eine veränderte Gehirnchemie auf. 

Fazit - körperliche Nähe ist essenziell

Der Tastsinn ist zur Geburt weiter entwickel als alle anderen Sinne. Berührungen sind die erste Sprache, die wir sprechen. Der körperliche Kontakt zwischen Elternteil und Säugling hat tiefgreifende emotionale und biochemische Folgen. Ein Baby mit liebevollem körperlichem Kontakt in Stresssituationen, wie langen Schrei-Phasen, zu beruhigen, fördert das Wohlbefinden und die Entwicklung des Neugeborenen. 

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