Den Studien zufolge schneidet der autoritative Erziehungsstil besonders gut ab. Kinder, die eine solche Erziehung genossen haben, empfinden eine höhere Zufriedenheit im Vergleich zu Kindern, die eine andere Erziehung erfahren haben. Zudem ist das Selbstwertgefühl höher und diese Kinder kommen besser in der Schule zurecht. Doch auch der permissive Erziehungsstil schneidet gut ab, wodurch sich ableiten lässt, dass eine warme und liebevolle Beziehung zwischen Kind und Eltern wichtiger zu sein scheint, als der konkrete Erziehungsstil.
Diese Grundbedürfnisse gilt es zu erfüllen
Nach der Selbstbestimmungstheorie von Edward Deci und Richard Ryan von der University of Rochester haben Menschen drei psychologische Bedürfnisse, die angeboren sind: soziale Eingebundenheit, Kompetenz und Autonomie. Die Theorie der US-amerikanischen Psychologen behandelt zwar nicht konkret die Kindererziehung, allerdings wird das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern deutlich: Wenn diese Grundbedürfnisse befriedigt werden, dann werden die Kinder eher zu selbstbewussten und selbstständigen Erwachsenen.
Essenziell ist dabei die Art der Motivation: Es gibt die intrinsische Motivation, das ist ein Wunsch, der aus dem Kind selbst heraus entsteht und die extrinsische Motivation, wenn dem Kind eine Aufgabe von außen gegeben wird. Generell tun wir alle lieber etwas, dass intrinsisch motiviert ist. Freuen wir uns beispielsweise über ein aufgeräumtes Zimmer, dann investieren wir gerne Zeit, um Ordnung zu schaffen. Kinder haben in der Regel weniger Interesse an einem aufgeräumten Boden, schließlich werden die Bausteine wieder gebraucht. Bestehen die Eltern auf das Aufräumen, liegt eine extrinsische Motivation vor; nämlich dann, wenn die Kinder Lob von außen erwarten können.
Eltern sollten daher nicht einfach nur darauf bestehen, dass das eigene Kind gehorcht, sondern dem Kind dabei helfen, den Wert der eigenen Handlung zu verstehen. Das funktioniert durch Autonomie: Die innere Motivation wird gesteigert, wenn du deine Kinder selbst entscheiden lässt oder sie in die Entscheidung mit einbindest. Wie viel und vor allem, welche Entscheidungen Kinder treffen können, ist natürlich stark durch das Alter bedingt. Einem neunjährigen Kind die Freiheit zu geben, so viel Süßigkeiten zu essen, wie er oder sie möchte, ist weniger sinnvoll, selbstständig zu einer festgelegten Uhrzeit vom Nachbarskind nach Hause zu gehen, ist dagegen schon relativ früh möglich.
Ohne Regeln funktioniert es nicht
Eine liebevolle Beziehung und ein bestimmtes Maß an Autonomie sind also wichtig, doch gewisse Regeln brauchen Kinder ebenso. Das dient vor allem der eigenen Sicherheit. Eine Studie im Community Mental Health Journal hat beispielsweise ergeben, dass sowohl eine zu strenge als auch eine zu lockere Erziehung aggressives Verhalten bei Kindern fördert. Ein autoritativer Erziehungsstil, der Wärme und Regeln vereint, ist dagegen deutlich besser für das Wohlbefinden der Kinder. Einer Studie von der University of Queensland zufolge kann eine freizügige Erziehung jedoch trotzdem funktionieren, dabei kommt es darauf an, wie viele Regeln es tatsächlich gibt und wie diese bestimmt sowie umgesetzt werden.
Auch innerhalb einer lockeren Erziehung gibt es Raum für gemeinsame Diskussionen und Problemlösungen. Regeln sollten generell nicht einfach mit aller Macht durchgesetzt werden, vor allem, wenn das Kind sie nicht versteht. Dann kannst du die Vorgaben auch aufweichen oder lockern. Durch die Ausnahmen wird dem Kind deutlich, dass es ein Mitspracherecht hat. Allerdings fühlen sich Kinder kompetenter, wenn sie sich in festgelegten Strukturen aufhalten. Häufig werden jedoch Strafen angedroht, wenn die Regeln nicht eingehalten werden. Kurzfristig funktioniert diese Art der Strategie zwar, allerdings können dadurch im jugendlichen Alter Verhaltensprobleme auftreten.
Handlungen sollten zwar Konsequenzen haben, allerdings eher positive: Während Strafen langfristig nicht funktionieren, ist es bei Belohnungen anders, positive Konsequenzen wirken in der Regel. Auf der anderen Seite gibt es Verfechter der Selbstbestimmungstheorie, die bemängeln, dass auch Belohnungen letztlich das Verhalten von außen beeinflussen. Daher gilt es, die Belohnungen lediglich bei einmaligen Situationen einzusetzen, bei wiederkehrenden Handlungen sollte dagegen die intrinsische Motivation der Kinder gefördert werden.
Fazit: Nicht alle Kinder sind gleich
Insgesamt gibt es kein Erziehungsmodell, das sich universell auf alle Kinder übertragen lässt. Manche benötigen mehr Regeln, andere weniger. Die Persönlichkeit des Kindes ist dabei ausschlaggebend. Wichtiger ist es, sich in das Kind hineinzuversetzen und immer wieder das Gespräch zu suchen. Gleichzeitig sollten Regeln erklärt und Kinder mit in die Entscheidung integriert werden. Dadurch lassen sich Missverständnisse aufdecken und Kompromisse finden.
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