Moderne Autos sammeln private Daten: Mozilla zeigt erschreckende Ergebnisse

2 Min
Über den Innenraum sammeln moderne Autos viele private Daten über uns.
Moderne Autos, Datenschutz, Daten
AdobeStock/temp-64GTX/Symbolbild

Privatsphäre im Auto? Laut Mozilla-Studie sammeln alle getesteten Automarken mehr persönliche Daten als nötig und verkaufen diese oft an Dritte.

  • Mozilla Studie: Keine Automarke besteht Privatsphäre-Test
  • Moderne Autos sammeln private Daten unkontrolliert und verkaufen sie
  • Fahrerdaten werden maximal ausgenutzt, Transparenz fehlt
  • Cybersicherheit wird vernachlässigt

Die Mozilla Stiftung hat in einer Testreihe 25 große Automarken geprüft. Das Ergebnis: Keine einzige hat den Privatsphäre-Test bestanden. Fast unkontrolliert werden Daten gesammelt und an Drittfirmen verkauft, was für die Hersteller ein lukratives Angebot ist.

Moderne Autos und ihre Daten: Fluch und Segen zugleich

Dass moderne Autos vernetzt sind, sorgt für eine Vielzahl an Vorteilen: Du kannst in Echtzeit sehen, wo sich ein Stau befindet, wie das aktuelle Wetter ist und im Falle eines Unfalls wird ein automatischer Notruf abgesetzt. All diese Dienste sind nützlich. Durch die Vernetzung ist es jedoch ebenfalls möglich, eine Vielzahl an privaten Daten zu sammeln.

Einige dieser Daten sind mittlerweile sogar verpflichtend, so kontrolliert der Gesetzgeber, mit der Erfassung des Kraftstoffverbrauchs, die Einhaltung von Emissionsvorgaben. Allerdings wissen Autofahrer*innen häufig nicht, welche Daten gespeichert werden und haben darauf auch keinen Zugriff. Das Sammeln geschieht nicht transparent, und Fahrer*innen müssen davon ausgehen, dass die eigenen Daten maximal ausgenutzt werden.

Über Kameras, Mikrofone und Sensoren werden Daten gesammelt, genau wie über die Verbindung mit dem Handy: installierte Begleitapps werden ausgelesen und gespeichert. Je digitaler dein Auto ist, desto gläserner wirst du für die Hersteller.

Die Studie von Mozilla ist verheerend

Mozilla hat im Rahmen der Studie zunächst untersucht, ob überhaupt personenbezogene Daten gespeichert werden. Das Ergebnis war eindeutig: Jede Automarke, die man sich angesehen hat, speicherte sogar deutlich mehr personenbezogene Daten als notwendig. Zudem haben die Automobilunternehmen noch mehr Möglichkeiten zur Datenerfassung als herkömmliche Apps oder Smart Home Geräte. Das Auto weiß parallel wohin du fährst, welche Musik du hörst und in welcher Verfassung du dich gerade befindest.

In Kombination mit den installierten Apps und über gekoppelte Telefone entsteht ein gigantisches Datenprofil, woraus sich Dinge wie Interessen, Fähigkeiten und Intelligenz ableiten lassen. Daraus ergibt sich ein riesiger Zweitmarkt, schließlich gibt es viele Werbeagenturen und Dienstleister, die mit den individuellen Profildaten viel Geld verdienen. Rund 84 % der untersuchten Autohersteller geben an, dass die persönlichen Daten an Dritte weitergegeben werden. Bei 19 von 25 Marken wird sogar von einem Verkauf der Daten besprochen. Über die Hälfte, insgesamt 56 %, geben die Daten bei Anfragen auch an Regierungsinstitutionen oder Strafverfolgungsbehörden weiter.

Gleichzeitig geben lediglich zwei Marken den Verbraucher*innen das Recht, die persönlichen Daten bei Bedarf zu löschen. Das sind Renault und Dacia. Alle anderen Hersteller gehen mit den Daten so weit, wie es rechtlich gerade noch durchsetzungsfähig wäre. 

Daten werden ungefiltert genutzt

Mozilla geht zudem davon aus, dass es die Autohersteller versäumt haben, sich mit Cybersicherheit zu beschäftigen. Viele würden die im Auto gespeicherten Daten gar nicht oder nur unzureichend verschlüsseln. Deutsche Autohersteller schneiden in der Studie noch ganz gut ab: BMW befindet sich nach Renault und Dacia auf Platz 3. Volkswagen, Audi und Mercedes landen im Mittelfeld. Die schlechtesten Ergebnisse liefern Hyundai, Nissan und Tesla.

So sammelt Tesla nicht nur die Daten der Fahrer*innen, auch Beifahrer*innen werden ausgelesen und durch nach außen gerichtete Kameras ebenso Menschen außerhalb des Autos gefilmt. Über Nissan sagt Mozilla, dass es "die gruseligste und irrsinnigste Datenschutzrichtlinie" ist, die sie je gesehen hätten. So schreibt Nissan ganz offen, dass aus den erfassten, persönlichen Daten Schlussfolgerungen gezogen werden, um ein Fahrer*innen- und Beifahrer*innen-Profil zu erstellen. Darin festgehalten werden Vorlieben, psychologische Tendenzen, Prädisposition, Verhalten, Einstellungen, Eigenschaften, Fähigkeiten und Eignungen. Das Profil wird gezielt zu Marketingzwecken weitergegeben oder verkauft.

Hyundai gibt sogar an, dass sie noch viel sensiblere Daten sammeln könnten, das allerdings nicht machen. Dazu gehören beispielsweise genetische Informationen oder Faktoren rund um das eigene Sexualleben. Gemäß der US-Datenschutzrichtlinie kann beispielsweise Kia Informationen rund um den Gesundheitszustand, körperliche oder geistige Behinderung sowie ethnische Herkunft und religiöse Überzeugungen sammeln.

Fazit: Der Datenschutz ist nicht gegeben

Nach Untersuchung der 25 Marken kann ganz klar festgestellt werden, dass der Datenschutz in modernen Fahrzeugen mangelhaft ist. Die Studie bezieht sich jedoch vor allem auf den US-Markt, in Europa gibt es zumindest die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Diese verhindert immerhin, dass Hersteller die Daten ohne Einwilligung des Nutzers weitergeben, verkaufen oder verwerten können. Allerdings kann sich das Einverständnis beim Kauf zugesichert werden, wodurch der Handel mit Daten auch in Europa möglich ist.

Mehr zum Thema: