Die Wettervorhersagen einer App oder Website ändern sich nahezu stündlich. Ein Blick in die Natur oder den Himmel kann aber viel größere Sicherheit schaffen. Neben den Wettermythen gibt es zahlreiche Regeln, wie man sich bei bestimmten Wetterlagen verhalten soll. Dazu gibt es hier einen Erklärungsversuch.
1. Wird das Wetter bei zunehmenden Mond gut und bei abnehmendem Mond schlecht?
Laut Dr. Frank Fleischmann von der Sternwarte Ebermannstadt gibt es in unserer Atmosphäre alle sechs Stunden Luftdruckschwankungen, sogenannte Gezeitenwellen. Diese sind aber viel zu gering, um das hiesige Wetter zu beeinflussen. "An der Nordseeküste hat man jedoch bis etwa 30 Kilometer ins Landesinnere, wenn Ebbe zur Mittagszeit herrscht, etwas mehr Wolken und Niederschläge", erklärt Fleischmann. Bekannterweise beeinflusst der Mond Ebbe und Flut, und in diesem Fall zu einem kleinen Teil das Wetter.
Die Mondphasen haben auf das Wetter gar allerdings keinen Einfluss, da Neumond und Vollmond sich überall auf der Erde zum gleichen Zeitpunkt ereignen. Eine lokale Wetteränderung kann mit dem Mond folglich nichts zu tun haben.
2. "Abendrot - Gutwetterbot, Morgenrot mit Regen droht" - stimmt das?
Diese alte Weisheit entspricht der Wahrheit. Denn beim Abendrot kommt nach einem meist trüben Tag noch kurz die Sonne heraus, was darauf hindeuten kann, dass die Schlechtwetterfront abzieht. Zudem sieht man, dass der Himmel in Richtung Westen wolkenfrei ist. Da der Wind in Deutschland meistens aus dem Westen kommt und der Westen zu diesem Zeitpunkt wolkenfrei ist, hat das zur Folge, dass in diesem Zeitraum keine Wolken am nächsten Tag am Himmel zu sehen sein werden. Servus-TV-Wetterexperte Andreas Jäger hat dies in seinem Buch über Wetterregeln bestätigt.
Beim Morgenrot kommt die Sonne kurzzeitig schwach zum Vorschein. Das ist oft ein Zeichen dafür, dass Regen einsetzen kann. Prinzipiell spielen bei diesen Entwicklungen aber auch noch andere Faktoren eine Rolle. Dazu gehört die Lufttrübung, der Wasserdampfgehalt in der Luft und der Winkel der Sonne.
3. Ist der Spruch "Morgengrau gibt Himmelblau" wahr?
Solche kurzfristigen Vorhersagen stimmen fast immer. Fallender Morgennebel verspricht verlässlich einen schönen Tag. Der Hintergrund ist simpel: Nur wenn die von der Sonne erwärmte feuchte Luft nach oben steigt, kann es zur Wolkenbildung kommen und regnen. Diplom-Meterologe Dominik Jung sieht das als eine "logische physikalische Erklärung."
4. Ist es richtig, dass man in Autos generell vor einem Blitzeinschlag geschützt ist?
Das ist glücklicherweise richtig. Die Karosse des Autos stellt einen sogenannten "Faraday'schen Käfig" dar, so dass man darin vor Blitzen geschützt ist. Michael Faraday, britischer Chemiker und Physiker, hat im 19. Jahrhundert herausgefunden, dass sich die elektrische Ladung an der Außenseite eines geladenen Leiters konzentriert. Weil der Strom an allen Seiten entlang fließt, bleibt das Innere einer Metallkiste frei von elektrischen Spannungen. Man sollte während eines Gewitters trotzdem vermeiden, im Auto Anbauteile wie den Türgriff, anzufassen.
Nach dem Prinzip des "Faraday'schen Käfigs" funktionieren auch Blitzableiter an Häusern. Eine Blitzschutzanlage ist ein extrem reduzierter Käfig: Die äußeren Kanten werden mit metallischen Streben verbunden, durch die der Blitz am Gebäude entlang in die Erde geleitet wird. So ist man im Inneren davor geschützt.
5. "Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du meiden." Soll man sich so wirklich bei einem Gewitter verhalten?
Dieser bekannte Spruch stimmt nicht, da man sich unter Bäumen und auf Anhöhen während eines Gewitters auf keinen Fall aufhalten sollte. Der Blitz sucht sich zwar den höchsten Punkt, unterscheidet dabei aber nicht zwischen Buche oder Eiche. Unter einem Baum oder Mast ist man während eines Gewitters deshalb immer in Lebensgefahr.
Wird man durch ein Gewitter überrascht, sollt man nach Möglichkeit immer den tiefsten Punkt in der Umgebung aufsuchen und sich hinsetzen oder -legen und die Beine geschlossen halten. Auch aus einem See oder Pool sollte man auch dringend heraus gehen: "Wasser leitet den elektrischen Strom", erklärt Fleischmann.
6. Wie entstehen Kondensstreifen und was verraten sie?
Mal sieht man sie oft, mal sind sie nirgendswo zu sehen: Kondensstreifen. Sie entstehen durch die Kondensation von Wasserdampf an den Rußteilchen der Triebwerke eines Flugzeugs. Laut Andreas Jäger können die Streifen sogar Anzeichen auf die Wetterentwicklung geben: Wenn die Kondensstreifen am Himmel stehen bleiben und sich nicht auflösen, sei es in der Flughöhe windig und feucht. Das wiederum kündige einen Wetterumschwung in etwa 24 Stunden an.
Sind hingegen keine Kondensstreifen am Himmel zu sehen oder verblassen diese schnell, sei es in der Höhenlage trocken. Die Streifen vermischen sich deshalb mit der Umgebungsluft und verdunsten. Kann man dies am Himmel beobachten, lässt sich darauf schließen, dass es schön bleibt.
7. "Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag", lautet die Regel zum 27. Juni. Kann man darauf vertrauen?
Den "Siebenschläfertag" kann man nicht an einem einzelnen Tag festmachen. Betrachtet man die Wetterlage Ende Juni und Anfang Juli, so ist aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent damit zu rechnen, dass die herrschende Witterung auch noch längere Zeit besteht. Die Regel "Ist der Siebenschläfer nass, regnet's ohne Unterlass" stimmt deswegen nur bedingt - man betrachtet hier auch die Tage vor und nach dem Siebenschläfertag.
8. Wie weit ist das Gewitter entfernt, wenn man den Donner hört?
Ein schöner, warmer Tag neigt sich dem Ende und man ist gerade beim Wandern oder auf einem Gartenfest. Plötzlich ziehen Wolken auf und es wird windig: Ein Gewitter nährt sich. Das kann unangenehm oder sogar gefährlich werden. Zu berechnen, wie weit das Unwetter entfernt ist, kann hier Hilfe verschaffen. Ein Blitz erreicht eine so hohe Temperatur, dass sich die erhitzte Luft schlagartig ausdehnt und einen Donnerschlag verursacht. Am Einschlagort blitzt und donnert es daher gleichzeitig. Abseits der Einschlagstelle hört man den Donner, aufgrund der Schallgeschwindigkeit von 333 Meter pro Sekunde, versetzt.
Wenn man gar keinen Donner hört, sei das Gewitter laut Fleischmann weiter als 20 Kilometer entfernt. Trotzdem könne es aufgrund der hohen Zuggeschwindigkeit bei Kaltfronten bereits vor Ort sein. Hört man den Donner, lässt sich mit einer einfachen Formel die Entfernung des Gewitters berechnen: Man zählt langsam die Sekunden zwischen Blitz und Donner, multipliziert diese mit 333 und erhält den Abstand zum Gewitter in Metern. Alternativ kann man auch die gezählten Sekunden durch drei teilen und die Entfernung in Kilometern erhalten. Wiederholt man den Vorgang einige Male, weiß man auch, ob sich das Unwetter nährt oder entfernt.
9. Was kann ich über das Wetter voraussagen, wenn es morgens getaut hat?
Ist der Rasen am Morgen voll mit feinen Wassertröpfchen, hat es in der Nacht getaut. Der Tau bildet sich aus dem in der bodennahen Luft enthaltenem Wasserdampf, der durch die nächtliche Abkühlung kondensiert. Andreas Jäger erklärt, dass eine Nacht nur ohne Wolken kalt sei und das bedeute sonnenklarer Himmel am nächsten Tag. Wenn der Tau also morgens lange auf dem Gras liegt, gibt es gutes Wetter. Ist morgens hingegen kein Tau zu sehen, sind sommerliche Gewitter zu erwarten.
10. Zeigt ein Regenbogen die Wetterentwicklung?
Ein Regenbogen ist ein optisches Phänomen, was durch die Reflexion, Brechung und Streuung des Sonnenlichts im Zusammenspiel mit Regentropfen zustande kommt. Die schönsten Regenbogen sieht man häufig während oder nach kräftigen Schauern oder Gewittern. Für die Entstehung müssen kleine Wassertropfen in der Luft sein und gleichzeitig Licht durch sie hindurch scheinen, weshalb man das Phänomen auch an Wasserfällen oder beim Gartengießen beobachten kann.
Regenbögen können aber nicht nur schön aussehen, sondern auch Anzeichen auf die Wetterentwicklung geben. Sieht man das Farbenspektakel am Morgen, gilt dies als Zeichen für Regen. Laut Jäger gilt als gute Regenbogenzeit hingegen der Nachmittag, weil das bedeutet, dass der Regenbogen mit den Regenschauern im Osten steht. Schauer in dieser Himmelsrichtung ziehen meistens ab. Fleischmann gibt aber zu bedenken: "Für den einen Schauer mag das stimmen. Aber wer sagt uns, ob nicht ein zweiter kommt."